Du trägst ja nie die Schuld.

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Langsam gehe ich hinein und schließe die Türe. Gott fühlt es sich komisch an, wieder hier zu sein. Ich gehe vorbei an unser Wohnzimmer und es sieht genau so aus, wie vor drei Jahren. Ich bleibe vor Harrys Zimmer stehen und klopfe leise an. Wieder keine Antwort. Vielleicht ist er nicht zuhause. Diese Gedanken verschwinden schnell, als die Badezimmer Türe aufgeht und ein nackter Harry raus kommt. Wir erstarren beide. Sofort drehe ich mich um und halte die Hand vor den Augen. „Spinnst du Harry? Zieh dir gefälligst etwas an!" Schreie ich und höre nur wie er genervt ausatmet.

„Es tut mir leid, dass ich bei dir eingebrochen bin und du jetzt gezwungen bist mich nackt zu sehen." sagt er während er seine Zimmertüre öffnet und rein geht. „Wieso hast du noch meine Wohnungsschlüssel und wieso bist du hier?" ich höre wie er Sachen aus dem Schrank nimmt und warte noch einige Sekunden, bevor ich die Augen öffne. Jetzt hat er eine graue Jogginghose an. Wow, sogar sein Körper hat sich verändert. Ich beobachte seinen Oberkörper und schaue dann rauf und sehe in sein genervtes Gesicht. „Was willst du hier Cataleya? Antworte oder verschwinde." er setzt sich auf sein Bett und erst jetzt realisiere ich, dass seine Wange immer noch blutet.

„Du blutest, Harry." ich gehe ins Badezimmer und hole den erste Hilfe Koffer raus. Ich knie mich vor Harry hin und tupfe die Watte in das Desinfektionsmittel. Genau als ich seine Wunde säubern möchte, hält er mein Handgelenk fest.

„Ich möchte das du gehst." sagt er und lässt meine Hand los. Ich lasse sie auf mein Schoß fallen. Weil ich mich nicht vom Fleck bewege, zieht er mich an den Schultern hoch drückt mich aus seinem Zimmer. „Verschwinde Cataleya."

„Lass mich dich in ein Krankenhaus fahren." flehend sehe ich ihn an, doch er schüttelt nur den Kopf. „Bitte, Harry." wieder nur ein Kopfschütteln. „Gut, dann rufe ich deine Mom an und erzähle ihr, was passiert ist und das du blutest."

„Vergiss nicht zu erwähnen wessen Schuld es ist." Wir kommen im Wohnzimmer an und immer noch drückt er mich Richtung Ausgang. „Ah, wie unachtsam von mir, du bist ja nie an etwas schuld."

Ich weiche aus und stehe jetzt vor der Couch. „Wenn du willst das ich gehe, dann wirst du mich deine Wunden säubern lassen." ich verschränke die arme. „Davor werde ich nicht gehen." er atmet tief ein und schaut sich im Raum um. Dann landen seine Augen wieder auf mich. „Weiß dein Freund eigentlich das du hier bist?" da ich ihm keine Antwort gebe, redet er weiter. „Das zwischen uns etwas war-was das auch immer war-weiß er, denn sonst würde er mir nicht ständig hasserfüllte Blicke zuwerfen. Also, weiß er das du hier bist?"

„Das tut nichts zur Sache Harry. Ich säubere deine Wunden und bin dann wieder weg." er lacht. Ich fühle mich gedemütigt, denn es ist so als würde er mich auslachen. „Je schneller wir es hinter uns bringen, desto schneller bin ich weg." er holt die Sachen von seinem Zimmer und setzt sich auf die Couch. Ich setze mich vor ihm auf den Couchtisch und fange an, die Wunden zu säubern. Ich spüre seine Blicke, doch schaue ihn keinmal an. Als ich dabei bin, das Pflaster zurecht zu schneiden, zieht er seine Hand weg.

„Wie konntest du es eigentlich übers Herz bringen, einfach abzuhauen?" da ich ihm immer noch nicht in die Augen schaue, hält er mich am Kinn und hebt meinen Kopf, sodass ich gezwungen bin, ihn anzuschauen. „All die Jahre, die wir zusammen verbracht haben, hast du innerhalb von einigen Stunden weggeschmissen. War es das wert?" wieder antworte ich ihm nicht, denn ich weiß nicht was ich darauf sagen soll. „Oder kanntest du diesen Brad schon früher?" ich schüttele den Kopf. „Das heißt, du hast dich innerhalb von paar Stunden dafür entschieden, einfach abzuhauen?" ich nicke. Er lacht. „Wow, Cataleya. Ich bin fasziniert."

„Lass mich das hier zu Ende bringen und dann bin ich weg." ich nehme seine Hand und lege sie wieder auf mein Schoß.

„Das ist nämlich das was du am besten kannst, stimmt's?" langsam verliere ich echt die Geduld, doch ich lasse mich nicht von ihm provozieren. „Zuerst küsst du mich, dann gestehst du mir deine Liebe und dann verschwindest du einfach für die nächsten-." bevor ich überhaupt realisiere was ich tue, trifft meine Hand sein Gesicht. Schon wieder. Er lacht wieder. „Und als wäre alles meine Schuld, kommst du zurück mit deinem Liebhaber und tust auf ‚ich bin ja so glücklich'." Ich koche vor Wut, doch ich sage nichts. Plötzlich steht er auf und zieht mich am Arm mit sich. Ich stolpere über meine eigene Füße doch bevor ich falle hält er mich fest, sodass ich kurz aufjaule, weil mein Arm weh tut. Er bleibt vor meiner alten Schlafzimmer Türe stehen und öffnet sie. Immer noch am Arm haltend schubst er mich hinein. „Wieso hast du deine verdammten Sachen nicht mitgenommen?" seine Stimme ist zittrig vor Wut und obwohl ich weiß, dass er mich niemals verletzen würde, habe ich einwenig Angst vor ihm. Er nimmt die Vase die auf meiner Kommode steht und schmeißt sie gegen die Wand. Sie zerbricht in hundert Stücke.

„Harry, bitte hör auf." Bevor ich überhaupt diese Worte ausspreche, fliegen meine alten Sachen gegen die Wand. Meine Uhr, mein Schmuckkästchen, meine Pinseldose.

„Wieso hast du deine verdammten Sachen nicht mitgenommen?" er kommt mir so nah und kurz halte ich den Atem an. Er riecht so stark nach Alkohol. Weil ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten kann, fange ich an zu schluchzen. Harry dreht sich sofort weg von mir und schlägt mit der Faust gegen meinen riesigen Wandspiegel. Mein Spiegel zerbricht und dann tropft Blut auf den Boden. Ich sehe auf seine Hand und sehe Splitter, die noch in seiner Hand stecken. Sofort gehe ich auf ihn zu und halte seine Hand. Als ich sehe wie schlimm es ist, ziehe ich ihn hinter mir her und gehe Richtung Ausgang. Er zieht seine Hand weg von mir und sagt, ich soll verschwinden. Ich höre es in seiner Stimme, dass er selbst nicht mehr kann. Er kriegt kaum die Wörter raus, so erschöpft er ist.

„Harry, entweder rufe ich einen Krankenwagen oder ich fahre dich ins Krankenhaus." ich sehe ihn abwartend an.

„Es geht mir gut, ich will einfach nur das du gehst." ich nehme seine Autoschlüssel vom Couchtisch und ziehe mir die Schuhe an.

„Dann fahre ich eben mit deinem Auto rum." er zuckt mit den Schultern und setzt sich auf die Couch. Ich bin am verzweifeln. „Harry, wenn du jetzt mit mir ins Krankenhaus fährst, dann verspreche ich dir, dass ich den nächsten Flug zurück nach Paris nehme und du mich nie wieder sehen wirst, denn das ist ja das was du willst, oder?" in den Hoffnung das er es verneint, spreche ich diese Wörter aus. Er schaut mir in die Augen und schaut dann wieder weg. Er scheint kurz zu überlegen und dann steht er auf. Er zieht seine Schuhe an, doch ich stehe wie erstarrt da. Ich hätte echt nicht gedacht, dass es das ist, was er will.

„Gehen wir?" sagt er und öffnet die Türe. Er geht raus und ich folge ihm.

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