∆ Kapitel 6

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Ob ich an dem Tag überhaupt noch aus meinem Zimmer bin? Wohl eher nicht. Dachte ich ich sei in meinem Zimmer sicher? Eigentlich ja, aber ich wurde eines besseren belehrt.

Wegen meiner Stauballergie lüfte ich den ganzen Tag durch, zumindest im Sommer. Im Winter klagt ansonsten meine Mama herum wegen der Stromrechnung. Dennoch tue ich es trotzdem als Mal und habe dafür ein paar Decken mehr im Bett.
Gut ich komme wieder zum Punkt: dass ich mich in meinem Zimmer mehr oder weniger verstecke hilft nicht wirklich.

Gerade als ich mich umziehe steigt mir der Geruch von Zigaretten in die Nase. Perplex gehe ich den Schritt in meinen Schrank hinein und ziehe mich in meinem viel zu engen Schrank um. Echt beklemmend, da er nur zwei Meter breit und 1,4 Meter hoch ist. Zum Glück bin ich nur 1,60m, so dass ich mich hineinquetschen kann. Als ich wieder aus dem Schrank krieche riecht mein Zimmer richtig nach Zigaretten. „Könntest du aufhören direkt vor meinem Fenster zu rauchen?", brumme ich genervt. Liam dreht sich nur mit einem bereitem Grinsen um und sagt:„Das war dafür dass du meiner Lieblingshose ruiniert hast."
„Heul leise und verzieh dich", zische ich und verschränke meine Arme.

„Was willst du machen? Du bist diejenige die Taschentücher braucht Kleines", grinst er. Am liebsten würde ich ihm eine reinhauen, aber ich mit meinem kleinen Körper habe keine Chance gegen seine ungefähren +1,80 m. Zumindest schätze ich ihn auf die Größe, da er etwas größer als Fiona ist. Sie ist nebenbei 1,78m und hat wunderschöne lange Beine.
Ich hingegen bin der Schlumpf der Truppe. Bex meinte, dass ich auf das Beste reduziert sei.
Ich weiß ehrlich nicht was so super sein soll an mir.

Liam bleibt weiterhin stehen und bewegt sich keinen Zentimeter weg.
Nur seine Zigarette drückt er aus und steckt sich eine Neue an.
Innerlich raste ich aus, will mir aber natürlich nichts anmerken lassen. „Darf ich raten: Musterschülerin und Daddy's Lieblingsmädchen?", fragt er schmunzelnd. „Darf ich raten- nicht einmal ein Schulabschluss?", entgegne ich. „Mein Abi habe ich in der Tasche. Ich hatte es satt eine Marionette zu sein und bin abgehauen", antwortet er. „Schnitt?",frage ich. „1,6 und damit war ich eine Enttäuschung für meinen Dad. Knapp nicht zugelassen für ein Medizinstudium. Hatten den größten Streit", lacht er, aber sieht eigentlich nicht gerade in der Stimmung dazu aus.

„1,6 ist nicht schlecht ",sage ich. Nicht einmal erwartet hätte ich es, dass er überhaupt einen guten Schnitt hätte. Ich hatte mit höchstens einem Realschulabschluss gerechnet. „Bist du Daddy's Liebling?", grinst er. „Ich will nicht darüber reden", entgegne ich wütend, wobei ich vom Fenster etwas zurück gehe.

Sein Grinsen weicht ihm nicht von dem Gesicht, und er fragt mit viel Sarkasmus:„Habe ich einen Wunden Punkt getroffen?"
„Ach, sei still und Rauch deine Zigarette fertig", brumme ich noch genervter, als vorher.
„Und jetzt ist sie eingeschnappt",lacht er. Er soll sich einfach in sein verdammtes Knie ficken und mich in Ruhe lassen. „Was ist nun mit deinem Vater? Ein solch ein braves Mädchen wird doch ein super Verhältnis zu seinen Eltern haben", grinst er weiter und zieht genüsslich weiter an seiner Zigarette.

„Meine Eltern trennten sich als ich 12 war. Mein Vater hat meine Mutter betrogen und ich hatte nie ein gutes Verhältnis, da er nach der Arbeit mies gelaunt immer nach Hause kam, manchmal auch direkt danach getrunken hat. Nach der Trennung habe ich Kontakt abgebrochen. Mein Leben war alles andere als perfekt und nun darf ich auch nicht einmal meine Ruhe haben", sage ich mit verschränkten Arme.

Immer noch, wenn ich in irgendwelcher Weise über meinen Vater reden muss ist ein riesen Druck auf meinem Herzen. Noch viele offene Wunden wuchern immer noch in mir und es ist so, als könnten diese nie mehr richtig heilen.

„Es tut mir leid, ich nehme alles zurück, war echt doof von mir", meint er plötzlich. „Tu nicht so als hättest du Mitleid", entgegne ich. „Ihr wohnt in einer Stadt, in der die Mietpreise erstaunlich hoch sind und ihr könnt euch eins der größeren Miethäuser leisten. Ich dachte du bist bestimmt ein verzogenes Görr",meint er und macht dabei seine Zigarette aus. „Es gibt kaum ein Moment, in dem meine Mama nicht arbeiten ist. Sie hat allein zwei bis drei Jobs pro Tag. Sie will mir und meinen Zwillingsgeschwistern ein gutes Leben ermöglichen", erzähle ich.

„Zwillinge? Du tust mir verdammt leid", lacht er. Dann muss ich auch grinsen:„ Ich nenne sie liebevoll Zwillingsbiester." „Ich kam auch aus einer großen Familie. Alle auf dem Weg Arzt zu werden, bis auf meinen Bruder Connor, der Astro Physik studiert hat. Ich frag mich was er so macht...", überlegt er und schaut in den Himmel.

Falls ihr denkt ich wäre nicht sauer auf ihn- falsch gedacht, dennoch kann ich es ihm nicht groß übel nehmen. Die Erinnerung von meinem Vater sind alle ziemlich düster. Kaum kann ich an ihm ein gutes Haar lassen. Es gab schöne Momente, ja, aber auch viele schlechte. Allein wenn ich seinen Namen höre bekomme ich Gänsehaut und mir wird es unwohl. So weit lebt er von uns auch nicht weg, ein Dorf weiter. Dauernd stelle ich mir vor, wie er plötzlich vor mir steht, mit seinem Atem der nach Zigaretten duftet und seinen Klamotten, die wie mit Alkohol gewaschen riechen.
Vor allem die Erinnerung mit seinem Grinsen und seinen falschen Zähnen in seiner Visage bereitet mir Albträume.

Immer wieder frage ich mich, warum ich nicht eine normale Familie haben darf, wie jede andere auch, aber leider ist die Realität die, dass immer mehr Familien auseinanderbrechen.
Gewalt in der Ehe ist genauso wenig eine Seltenheit, leider.

Als Liam merkt, dass ich in Gedanken versunken bin, schlägt er einmal mit voller Wucht an die Scheibe, woraufhin ich wieder aufwache. „Guten morgen Sonnenschein ", grinst er nur.
Womit habe ich das alles verdient....

Womit habe ich das alles verdient

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Strip that Down | L.P. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt