∆ Kapitel 8

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Sonntag. Eigentlich ein Tag vom Wochenende, aber definitiv der unbeliebteste davon. Warum? Nach Sonntag kommt wieder Montag. Mir sind Freitage und Samstage lieber. Ja, Freitags muss man zwar noch zur Schule, aber nach ihr kann man den Tag voll und ganz auskosten und der Montag scheint noch ganz gern zu sein, schließlich hat das Wochenende gerade erst angefangen.

Um sieben Uhr liege ich bereits schon wach im Bett. Irgendwie bin ich gewohnt dann aufzustehen, wann ich in die Schule muss, nur das heute noch Wochenende ist.
Lange bleibe ich nicht im Bett, sondern ich setze mich an meine Leinwand und male weiter. Ein wenig später steigt mir der Zigarettenduft in die Nase. Dann fällt mir auf, dass mein Fenster immer noch gekippt ist. Als ich aus dem Fenster sehe steht Liam etwas weiter weg von dem Fenster. Er steht nicht allein da, sondern mit Lola, die ihm ihre Schildkröte zeigt.

„Deine Schildkröte war aber bestimmt nicht so süß, wie meine", grinst sie. Ihre ist noch ziemlich klein. Sie hat sie erst zu ihrem letzten Geburtstag bekommen. Das ist ungefähr drei Monate lang her. Sie ist aber seit dem ihr ein und alles und sie muss sie jedem zeigen. „Sie ist nun vierzehn Jahre alt und um einiges größer als deine Schildkröte. Für mich ist sie aber immer noch süß", sagt er. „Hast du Bilder?",fragt sie aufgeregt. Er schüttelt den Kopf und entgegnet:„Leider nicht."
„Schade",schmollt Lola.

„Hast du keinen Kontakt mehr zu deiner Familie?",fragt sie plötzlich. „Zu einem meiner Brüder habe ich noch Kontakt. Mein Leben ist ziemlich kompliziert", antwortet er. „Manchmal nerven mich meine Geschwister, aber ich würde sie vermissen, wenn eine plötzlich weg waren", entgegnet sie. Awww, manchmal können die Biester auch süß sein. Liam ist erst Mal sehr leise und fragt dann:„Wie heißt deine Schildkröte eigentlich?" „Ninja Turtle",antwortet Lola und ist über den sprunghaften Wechsel der Themen etwas verwirrt.
Zumindest kommt es mir so vor.

Danach geht sie auch wieder in die Wohnung. Keine Sekunde später klopft sie an meiner Zimmertür und kommt herein.
„Findest du diesen Liam genauso seltsam, wie ich?", fragt sie. Ich lege meinen Finger auf ihren Mund und schließe das Fenster. „Er hört sonst alles", sage ich. „Ups, ok", entgegnet Lola. „Ich habe keine Ahnung, wie ich ihn finden soll. Er ist kaum hergezogen", meine ich. „Dass er gar keinen Kontakt mehr zu seiner Familie hat ist seltsam. Ich könnte auch nicht einfach ohne euch Leben",meint Lola und blickt meine Leinwand an. „Vielleicht hatte er eine schwere Vergangenheit. Wir kennen ihn einfach nicht", sage ich und blicke zu ihr.

„Darf ich das Bild bekommen, wenn es fertig ist?", fragt sie schließlich, woraufhin ich nicke.
Wahrscheinlich gefällt ihr das, weil darauf eine Schildkröte zu sehen ist. „Ich will später auch so talentiert darin sein", quietscht Lola mit einem riesen Grinsen.
„Ich freue mich so auf das Bild", fügt sie hinzu.
Hach, Geschwister können ab und zu auch Mal goldig und nett sein.
Nach unserem kurzen Gespräch verschwindet sie auch wieder brav aus meinem Zimmer.

Heute Mittag treffe ich mich mit meinen Freundinnen in einem kleinen Restaurant. Es ist nicht weit von meiner Straße entfernt, also laufe ich hin.
Dort angekommen ist bisher nur Fiona da. Pünktlichkeit ist weder das Ding von Sully noch von Bex. Nach fünf Minuten kommt erst Sully und zehn Minuten später Bex. Kaum haben wir uns an einem Tisch versammelt, fängt Fiona an zu schwärmen:„Wir müssen unbedingt nächste Woche wieder in den Stripclub. Damn der Stripper war so heiß."

Bex muss direkt schmunzeln, umarmt mich und sagt:„Zehnmal dürft ihr raten, wer neben ihr eingezogen ist." Fionas Augen weiten sich und sie quietscht:„Wenn es Liam ist- ich zieh bei dir ein! Also wirklich ich zieh bei dir ein! Das ist keine Frage, ich tue es wirklich."Jap, falls ihr es noch nicht gemerkt hat: Fiona ist unsere Dramaqueen und mein Untergang...
Nein, ok ich liebe sie, aber gleichzeitig ist sie wirklich mein Untergang. Allein dieses fette Grinsen, mit dem sie mich durchlöchert.

„Ich glaube die ‚Zwillingsbiester' bekommen sie schneller aus dem Haus gejagt als sonst etwas", kommentiert Bex schmunzelnd.
„Bei so einem heißen Kerl, überlebe ich selbst die", meint Fiona. „Ich gebe ihr allerhöchstens zwei Tage", sagt Sully und legt ihren Arm um Fiona. „Eher zwei Minuten", verbessere ich sie.

„Können wir trotzdem nächsten Freitag wieder in den Club? Kommt schon Leute, ich habe mich verliebt. Max bringt es leider im Bett momentan nicht so wirklich. Hoffentlich ist es nur eine Phase", bettelt Fiona.
Armer Max und armes Ich.
„Also ich würde sagen wir gehen ins Satellite", sagt Bex bestimmerisch. Satellite ist nebenei eine gehypte Disco in unserer Stadt. Selbst Bex ist normalerweise der Hype zu viel, aber es ist die Lieblingsdisco von Fiona. Wahrscheinlich hofft sie damit Fiona überzeugen zu können.
„Du findest eh, dass der Hype zu groß ist und vielleicht hast du Recht. Hier werde ich sexuell und partyartig befriedigt", antwortet Fiona. „Dann passe ich", sage ich daraufhin und verschränke meine Arme.

Das kann sie echt nicht machen. Vor allem wäre das voll peinlich. Desto weniger ich mit ihm zu tun habe um so besser. Er mag heiß sein, aber er ist ein Vollidiot. Einmal reicht es mir schon, dass ich in ein Fettnäpfchen getreten bin. Nocheinmal muss das nicht sein. „Malia, ich schmeiße mich schon an ihn. Selbst wenn du betrunken wärst wäre das also kein Risiko. Bitte, es war die Nacht meines Lebens",bittet Fiona weiter.
Oft bettelt Fiona und gibt am selben Tag wieder auf, doch dieses Mal geht das Gebettle die ganze Woche lang. Ob es im Handychat ist, oder in der Schule, oder privat wenn wir uns in der Gruppe treffen...es hört nie auf. Es ist einfach super nervig.

Am Donnerstag, als sie wieder in der Schule bettelt gebe ich versehentlich nach und stürtze mich somit voll in das eigene Unglück...

Strip that Down | L.P. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt