∆ Kapitel 14

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Liam hatte Recht- die Aussicht von dem Dach des Gebäudes ist wunderschön. Beinahe hätte ich sie wegen meinem Jammern über das viele Treppen steigen vergessen.
Man sieht wirklich fast die ganze Stadt und der Sonnenuntergang ist heute wirklich unglaublich schön. In einem zarten Verlauf geht das Blau in einen Violettton über. Wolken sind momentan kaum welche am Himmel, so dass man der Sonne beim Untergehen zusehen kann.

„Bin gespannt auf deine Dance Moves", lacht Niall und gibt mir mit seiner Schulter einen Schubs.
Bitte nicht. Schon gar nicht will ich vor Leuten tanzen, die das super beherrschen. Durch die sich ausbreitende Hitze in meinen Wangen bemerke ich, dass ich rot vor Scharm anlaufe. Warum habe ich mich nur darauf eingelassen? Wahrscheinlich weil ich zu Liam nicht „nein" sagen konnte, bei der Situation, in der er sich befand. Auch weil ich Mitleid hatte sagte ich „ja", hoffte aber insgeheim, dass ich um das Tanzen drumherum komme.
„Spaß, wie Liam dir bestimmt schon gesagt hat ist es ein kleines Tanzbattle unter uns Stripper", lacht Niall und legt seine Hand auf meine Schulter. Die anderen Stripper kommen auch?

Sully würde bestimmt neidisch auf mich sein. Ich weiß aber nicht, ob ich von heute Nacht überhaupt jemanden außer Bex davon erzählen würde. Je mehr davon wissen, desto gefährlicher ist es, dass es jemandem vor meiner Mum herausrutscht. Ich wäre soetwas von am Ende...also wirklich am Ende.
Aus mir würde Steak gemacht werden. Ja, meine Mum tendiert dazu bei Kleinigkeiten an die Decke zu gehen, aber wer will es ihr übel nehmen? Sie ist Alleinerziehend, arbeitet 24/7 da bei uns die Mieten so teuer sind und dann gibt es ja noch die Zwillingsbiester.

„Das hat mir Liam nicht gesagt", sage ich und werfe Liam einen bösen Blick zu. Liam muss direkt grinsen und legt anschließend seinen Arm um mich. Seine Körpertemperatur ist extrem warm, im Gegensatz zu meiner. Auch wenn ich gerade die ganzen Treppen hochgelaufen bin und glühen müsste, wie ein Glühwürmchen, habe ich immer noch kalt. Eigentlich habe ich immer kalt. Wobei, es ist spät Abends und dann geht noch der Wind.

Nach einer Weile kommen noch vier weitere Jungs aus dem Strippclub aufs Dach. „Das Treppensteigen vermisse ich überhaupt nicht", lacht der schwarzhaarige Mann mit Bart. „Ich bin laufe sie dennoch jeden Tag. Man muss ja fit bleiben", entgegnet Niall, ebenfalls mit einem Schmunzeln. „Wer bist du, Kleines", fragt der Schwarzhaarige und stellt sich direkt vor mich. Direkt gehe ich ein Schritt zurück. Irgendwie macht es mich nervös, dass obwohl ich ihn noch nicht kenne, er direkt so nahe kommt. Liam geht mit mir ein Schritt zurück und schaut mich verwirrt an.

„Malia", antworte ich nervös. „Zayn. Vor mir brauchst du keine Angst zu haben, bleib locker, Kleines", zwinkerte er mir zu. Jap in der Runde fühle ich mich auch richtig klein. In der Anfangszeit nannte Liam mich auch immer Kleines. Zum Glück gehört das der Vergangenheit an. Ich weiß nicht, warum ich mich bei ihm so wohl fühle. Liam ist eigentlich so ein Typ, von dem ich Abstand halten sollte, doch irgendwas an ihm zieht mich an.

„Liam, wir fangen an. Dahinten steht eine Bank, Malia", sagt Niall und zeigt auf eine kleine Holzbank die nicht allzuweit weg steht. Darauf liegt eine Decke, die ich direkt über meine Beine lege.
Kaum sitze ich auf der Bank geht die Musik los. Es ist HipHop Musik mit starkem Bass. Als erstes fängt Niall an zu tanzen. Er ist echt nicht schlecht. Nach ungefähr einer Minute wird er von einem Mann abgelöst, wessen Name ich noch nicht kenne. Dieser ist nicht so gut. Ein paar Schritte sind nicht schlecht oder auch cool, aber er ist nicht immer im Takt. Zayn danach ist schon wesentlich besser und er trifft auch den Takt. Die anderen beiden Männer danach sind auch nicht schlecht, aber sie haben beide keine originellen Schritte.

Als Liam an der Reihe ist fokussiere ich ihn ganz gespannt, da ich ja weiß, dass das Tanzen seine Leidenschaft ist. Und wie ich es schon ahne grenzt er sich komplett von den Anderen ab. Er ist um einiges besser, schon fast um Welten besser. Jeder Schritt passt auf den Takt. Vom Shuffle bis zu Break Dance Elemente, alles mögliche lässt er in seinen Stil einfließen und dennoch passt alles so zusammen, als sei es eine Geschichte, die er versucht zu erzählen.
Die Minute, die er dran ist bleibe ich nur auf ihn fokussiert und bin erstaunt über sein können. Er hat wirklich ein Talent. Und verdammt ist er heiß dabei.

Als er fertig ist sagt Niall genervt:„Musst du immer übertreiben. So haben wir nie eine Chance gegen dich." „Müsst ihr euch halt eben anstrengen", entgegnet Liam mit einem Grinsen. „Revanche?", fragt Zayn. „Niall sagte er gäbe mir die Schlüssel, wenn ich eine Runde mitmache. Also nein", antwortet Liam. „Du hast nur Angst, dass du dieses Mal verlierst", behauptet Zayn. „Ich will Malia nicht länger warten lassen. Das nächste Mal", entgegnet Liam und klopft Zayn auf die Schulter.

Niall greift daraufhin in seine Hosentasche und holt einen Schlüssel heraus, den er Liam übergibt. „Morgen will ich den wieder haben. Und ihr verhaltet euch anständig und verwüstet nichts! Meine Freundinn kratzt euch Beiden sonst höchstpersönlich die Augen aus", warnt Niall uns.
Ich stehe anschließend auf und Falte die Decke wieder zusammen. Mittlerweile ist es echt kalt und schon komplett dunkel.
„Wo gehen wir hin?", frage ich verwirrt. „Wirst du noch sehen", sagt Liam trocken und nimmt mich an meine Hand. Als wir Richtung Treppen gehen weigere ich mich und sage:„Bitte lass uns den Fahrstuhl nehmen." „Hätte ich nun auch gemacht. Niall hatte uns beide verarscht, der Depp",antwortet Liam.

Tatsächlich laufen wir an den Fahrstuhl und steigen ein. „Du warst echt gut. Dagegen hatten die Anderen keine Chance", sage ich. „Es sind Anfänger, aber langsam werden sie besser", entgegnet er. Kurz darauf stellt er sich vor mich und fragt:„Du begleitest mich nicht nur aus Mitleid?" „Wegen deinem Vater? Es wäre falsch zu sagen, dass ich mir keine Sorgen um dich mache", antworte ich. „Aber es ist nicht der Hauptgrund?", bohrt er weiter, woraufhin ich meinen Kopf schüttel. „Gut, ich wollte nur sicher sein, dass ich dich nicht indirekt zu heute Abend gezwungen habe", erklärt er und lehnt sich gegen die Fahrstuhlwand. Kurz darauf bleibt der Fahrstuhl stehen.
Ich will rausgehen, bis ich bemerke, dass zwei alte Leute einsteigen und wir und noch gar nicht unten befinden. Beinahe hätte ich zwei Rentner über den Haufen gerannt. Liam hat sich nur köstlich amüsiert. Er versucht nicht zu lachen und ernst zu bleiben.

„Olaf, hast du eigentlich deine Tabletten genommen?", fragt die alte Dame ihren Mann. „Ja, Ursula, das habe ich", antwortet der alte Mann genervt. „Hast du auch das Licht ausgeschaltet, bevor wir gegangen sind?, Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern", fragt Ursula. „Ja, und die Katzen habe ich auch gefüttert, die Wäsche gebügelt und das Bügeleisen aus der Steckdose getan", zählt der alte Mann genervt auf. Ein altes Ehepaar, wie im Bilderbuche steht also vor uns.

Und es dauert ewig bis der Fahrstuhl unten ankommt. Und die zwei alten Leute diskutieren immer weiter. Liam und ich hingehen verhalten uns still. Als wir endlich unten ankommen bin ich froh, dass wir die Beiden los sind. Am Anfang war es ja noch lustig , aber irgendwann ist auch Ende.

Strip that Down | L.P. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt