∆ Kapitel 13

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Oft habe ich mein Leben nicht wirklich gelebt, sondern nur getan, was andere von mir wollten. Diesen Schatten zu überspringen fällt mir ansonsten schwer und ich quäle mich damit, doch dieses Mal fällt es mir leicht. Eigentlich dachte ich, dass ich Liam absage, doch ich schaffe es tatsächlich um neunzehn Uhr, wie vereinbart vor seiner Tür zu stehen. Vielleicht ist auch ein Grund, weshalb ich es durchziehe, dass meine Mama mit den Zwillingsbiestern zu einer Freundin von meiner Mama gefahren sind. Zum Glück konnte ich mich drücken, da ich drei Fast-Teenies nicht aushalten würde.

Als Liam aus der Tür spaziert tanzen meine Schmetterlinge Break Dance. Er sieht einfach so verdammt heiß aus in seiner schwarzen Lederjacke. „Ich dachte schon du kneifst", grinst er und holt seine Autoschlüssel aus seiner Jackentasche. „Noch habe ich Zeit", lache ich. Liam muss daraufhin auch grinsen, doch man merkt, dass er dennoch sehr bedrückt ist. Er blickt mich auch kaum an. Irgendwie wirkt er abwesend. Während der Autofahrt sagt er anfangs überhaupt nichts, was mich etwas verwirrt. Sein Fahrstil ist Recht entspannt, hätte ich nicht erwartet.

„Alles ok?",frage ich nach einer Zeit. „Es ist nie alles ok. Immer gibt es irgendwas, was gehörig schief läuft", antwortet er genervt. 
Warum sagt er soetwas? Etwa wegen seiner Vergangenheit?
„Wegen deinem Vater?",bohre ich weiter. „Meinem Vater, mein bester Freund, welcher vor vier Monaten verstorben ist. Dann wegen den vielen Versuchen meinen Traum vom Tanzen wahr werden zu lassen...meine Welt ist verkorkst, dennoch gibt es Schlimmeres", erklärt er. Sein bester Freund ist verstorben? Ich könnte es kaum überleben, wenn Bex sterben würde. Soetwas wünsche ich keinem, nichtmal meinem schlimmsten Feind. Aber an was ist sein bester Freund gestorben? Darf ich ihn das überhaupt fragen? Dennoch will ein Teil von mir irgendwie es wissen. Ich bin zu neugierig, obwohl es unangemessen ist.
„Was war mit deinem besten Freund?",frage ich. Liam blickt kurz zu mir und verdreht seine Augen:„Ich bin umgezogen um neu anzufangen." Ok es war eindeutig unangemessen. Anscheinend ist etwas tragisches damals passiert.
„Ok", antworte ich daraufhin und sage daraufhin nichts mehr. Er scheint schon ziemlich gereizt zu sein. Außerdem möchte ich nicht noch mehr Salz in die Wunde streuen.

Als Liam anhält befinden wir uns Mitte in einer Gasse mit vielen Hochhäusern. „Wird lustig gegen dich anzutreten", grinst er, woraufhin er meinen geschickten Blick erntet. „Schon gut, wir sind unter Freunden, eine kleine gemütliche Gruppe",fügt er hinzu. „Ich wollte dir nur ein bisschen beim Tanzen zusehen", entgegne ich, woraufhin er den Kopf schüttelt.
„Zusehen kann jeder. Danach machen wir etwas wobei ich keine Ahnung habe", sagt er. „Ich bin steif, wie ein Stock", meckere ich. „Das ist mein Freund immer wenn ich dich ansehe. Sehe es locker. Jeder fängt klein an", versucht er mich zu beruhigen. Der Gedanke, dass er einen Steifen bekommt macht mich irgendwie wuschig...und leider auch feucht.

„Ok. Ich habe eh keine andere Wahl", ergebe ich mich und steige aus. „Der Tanzwettbewerb ist ganz oben im Dach dieses Gebäudes. Es gibt kein Fahrstuhl", sagt Liam nach dem Aussteigen. „Niemals. Außer du tragst mich hoch", lache ich sarkastisch, nicht in der Erwartung, dass er es ernst meint. Plötzlich geht er auf mich zu und nimmt mich wirklich auf seinen Arm. „Zumindest die Hälfte dürfte ich schaffen", sagt er angestrengt und trägt mich erst zu der Tür, lässt mich kurz ab und trägt mich drei Stockwerke höher. Auf dem Weg lachen wir uns Beide kaputt. „Ich kann nicht mehr", sagt Liam, völlig außer Atem. „Ich hätte nicht gedacht, dass du mich überhaupt packst",antworte ich. „Für etwas muss das Krafttraining ja gut sein und so schwer bist du nicht", bemerkt Liam. 

„Hoffentlich bist du nicht zu sehr aus der Puste für den Tanzwettbewerb", lache ich, woraufhin er den Kopf schüttelt. Er grinst siegessicher:„Ich gewinne fast immer. Es ist halt auch meine Leidenschaft." „Da ist jemand aber sehr von sich eingenommen", lacht eine bekannte Stimme im Treppenhaus. Als er näher kommt bemerke ich, dass es sich um Niall handelt. „Dieses Mal bin ich dabei, da verlierst du", grinst Niall, als er uns einholt. Wir laufen aber auch nicht so schnell die Treppen hoch, sondern lassen uns Zeit. Niall rennt praktisch schon die Treppen hoch. „Man sieht sich oben", ruft er anschließend und läuft den Rest hoch.

„Er lebt hier und ist es  gewohnt", erklärt Liam. „Man quält sich, aber für die Aussicht lohnt es sich", fügt er hinzu. „Kannst du mich nicht weiter tragen", lache ich. „Du kannst mich tragen, wenn du willst", entgegnet er schmunzelnd. „Ein Versuch war es wert", sage ich. Schon seltsam, wie er mich komplett in seinen Bann zieht und alles Andere unwichtig zu sein scheint.
Liam bleibt kurz stehen, woraufhin ich auch keinen Schritt weiter gehe.
Sein Blick bleibt kurz an mir hängen, und meinem an seinem.

In meinen Gedanken spielt sich ein kleiner Film ab, in dem ich ihm näher komme und unsere Lippen sich treffen. Doch das ist leider wirklich nur eine Illusion meiner Gedanken, denn er dreht sich wieder um und geht weiter die Treppen nach oben. Hinter ihm fühle ich mich, wie eine alte Oma, da ich ihm kaum hinterherkomme. Meine Ausdauer ist nicht gerade die Beste. Allgemein bin ich in Sport eine Niete. Nach dem achten Stock verliere ich ihn komplett aus meinen Augen.

Ich hasse Treppen, ich hasse sie. Habe ich schon erwähnt, dass ich Treppen hasse? Erschöpft, nein schon halber tot, erreiche ich nach gefühlten Stunden das Dach, welches im 13. Stock liegt. Liam grinst mich nur an. Er sieht immer noch perfekt aus, aber ich sehe einfach nur fertig aus. Obwohl ich mich nicht sehe weiß ich dass, denn ich merke, wie meine Haaren einfach nur klamm nach unten hängen. Wenn man Bücher ließt oder Filme sieht, bemerkt man, dass die Figuren nie schwitzen, ich hingehen bin klebriger als ein Bonbon. Zumindest fühle ich mich einfach nur eklig.

„Ihr hättet auch den Fahrstuhl im Nachbargebäude nehmen können. Der wurde letzte Woche fertiggestellt", grinst Niall. Liams und mein Blick wandern wütend zu Niall, der direkt anfängt zu lachen. „Eure Gesichter solltet ihr Mal sehen", lacht er.
Hahaha. Sehr witzig. Ich bin einfach nur genervt von ihm. Morgen habe ich Muskelkater wegen diesem Idioten. Das weiß ich jetzt schon.

Strip that Down | L.P. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt