Dienstagabend - Teil 1

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Wie immer holt mich mein Herr von der U-Bahn-Haltestelle ab. Schon bei der Einfahrt in die Station sehe ich ihn wartend an das Geländer gelehnt. Und als ich aussteige kommt er mir lächelnd entgegen. Seit Tagen habe ich mich auf diesen Moment gefreut.

Genau eine Stunde hat die Fahrt gedauert. Eine Stunde, um mich geistig und emotional auf ihn einzustellen. Mein alltägliches Ich so weit wie möglich hinter mir zu lassen und mich auf ihn, seine Eigenarten und seine Bedürfnisse zu fokussieren. 

Seine Anordnung, ohne Unterwäsche zu erscheinen, war dabei von Anfang an immer eine große Hilfe. Das Gefühl von Jeans-Nähten auf blanker Scham und das leichte Reiben des Shirts auf meinen aufgerichteten Nippeln sind ungewohnt und erregend. Und die irrationale Annahme, jeder im Bus, auf dem Bahnhof und in der Bahn müsste sehen oder ahnen, dass ich keine Unterwäsche trage, sorgt für diesen ganz speziellen Gemütszustand... Eine gewisse Unsicherheit in einer eigentlich ganz alltäglichen Situation.

Aber heute ist es anders. Weil mein Herr es so will.

Es fühlt sich merkwürdig an, in seiner Gegenwart Slip und BH zu tragen. Irgendwie falsch. Ich weiß, wie sehr er meinen Busen mag. Jedes nicht absolut notwendige Stück Stoff zwischen ihm und dem, was er immer noch unverständlicherweise zu begehren scheint, gibt mir das Gefühl, ihn zu enttäuschen. Nicht jederzeit bereit für meinen Herrn zu sein, wie wir beide es wollen. 

Gleichzeitig weiß ich, dass er es liebt, die massiven Manschetten aus starkem, schwarzem Leder und glänzendem, silbernen Metall an meinen Handgelenken zu sehen.

Deswegen verschafft es mir innere Befriedigung, heute für ihn, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, in der Öffentlichkeit beide Fesseln zu tragen. Zwar sind die Ärmel meines Oberteils lang, aber wenn ich die Arme hebe, um mich fest zu halten oder mir das Haar aus dem Gesicht zu streichen, kann jeder die Armbänder sehen. 

Den Blicken, die mir dann zugeworfen werden, begegne ich mit Ruhe und Stolz. Ja. Ich, eine moderne, emanzipierte, durchsetzungsfähige und gebildete Frau, bin stolz und glücklich, eine Sub zu sein und meinem Herrn auf diese Art und Weise dienen zu dürfen. Seit er in mein Leben getreten ist, besitze ich ein bis dahin nie gekanntes Selbstbewusstsein. Und endlich wieder inneren Frieden. 

Von dem Moment an, in dem ich aus dem Zug steige, bleiben mir etwa zehn Minuten, um mich wieder an seine Nähe zu gewöhnen. Mich auf diese merkwürdige Anziehungskraft einzustellen, die mich vom ersten Augenblick an in seinen Bann gezogen hat. Seine Größe neben mir, seinen Geruch, seine Stimme. Nebeneinander laufen wir zu seiner Wohnung. Ich sehne mich nach seiner Berührung, die mir Sicherheit gibt und von einem Augenblick zum anderen die Nervosität, die mich jedes Mal wieder überkommt, nimmt. Aber ich weiß, ich darf nicht.

Als wir vor dem Tor stehen, überkommt mich wieder dieses eigenartig angenehm-dunkle „Jetzt-gibt-es-kein-Zurück-mehr"-Gefühl. Ein paar Schritte und Stufen zur Haustür. Das Haus passt irgendwie zu ihm. Ein gediegenes Alcatraz. Mit jeder alten, knarrenden, aber sorgfältig auf Hochglanz polierten Holzstufe, die wir zu seiner Wohnung hinaufsteigen, beschleunigt sich mein Puls. Meine Knie und Hände beginnen leicht zu zittern, der Mund wird trocken. Was fatal ist, weil ich weiß, dass ich in den nächsten zwei bis drei Stunden nichts trinken werde. Und schon jetzt bin ich nicht mehr in der Lage, meinem Herrn in die Augen zu sehen. Noch dürfte ich. Aber ich kann einfach nicht. 

Er schließt auf und lässt mir wie immer den Vortritt. Bei vielen Männern würde das heutzutage aufgesetzt wirken. Nicht so bei ihm. Die alte Schule wirkt bei ihm ganz natürlich und vermittelt mir Respekt und Wertschätzung. Auch das gehört zu den Dingen, für die ich ihm dankbar bin. Ich trete ein, stelle schnell meine Tasche ab, ziehe Jacke und Schuhe aus - und lausche auf das Geräusch der sich schließenden Wohnungstür. Denn gemäß seinen Anordnungen ist das mein Zeichen.Sobald das Schloss klickt, beginne ich mich zu entkleiden. Ich weiß, wenn ich nicht schnell genug bin wird er verärgert sein. Gleichzeitig versuche ich, dabei einigermaßen anmutig auszusehen. Gar nicht so leicht, wenn man so weit von jeglicher Traumfigur entfernt ist wie ich. Schnellstmöglich entledige ich mich meiner Kleidung. Als ich den Slip ausziehe stelle ich ein bisschen peinlich berührt fest, dass dieser völlig durchgeweicht ist. Ganz offensichtlich bin ich schon wieder, wie so oft beim Gedanken an meinen Herrn und was er mit mir tut, nicht nur feucht, sondern total nass. 

Wie gefordert nehme ich Position Nummer eins ein: stehend, die Beine gespreizt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, die Ellbogen so weit wie möglich nach hinten, aufrechte Haltung, aber den Blick auf den Boden - und harre der Dinge, die da kommen. 

Mein Herr hat mich die ganze Zeit schweigend beobachtet. Nun tritt er zu mir, fasst mir zwischen die Beine und versenkt seine Hand genießerisch in der warmen, glatten Feuchtigkeit. Ein tief gebrummtes „Hmmm..." ist zu hören. Ich liebe es, wenn er dieses Geräusch macht und verkneife mir ein Lächeln. Dann zieht er seine Hand wieder weg. Und während ich noch darum kämpfe, mein Gleichgewicht nicht zu verlieren, sagt er irgendetwas, das ich wiedermal nicht verstehe. Das passiert mir öfter. Die Kombination aus meinem geistig leicht abwesenden Zustand, seinem schönen aber ungewohnten Dialekt und der geringen Lautstärke – welche ich normalerweise als extrem angenehm empfinde – sorgt manchmal dafür, dass ich seinen Worten nicht folgen kann. Das ist schwierig, weil nachfragen unangenehm ist und total die Stimmung killt, ich ihn aber auch nicht verärgern möchte, indem ich einer Anweisung nicht folge. Das Gesprochene von gerade eben klang vom Tonfall her aber nicht nach einem Befehl sondern mehr nach einer wohlwollenden Feststellung, also beschließe ich zu schweigen und einfach abzuwarten. 

Mein Herr lässt mich im Flur stehen und geht ins Schlafzimmer, dann ins Wohnzimmer. Es dauert eine Weile. Ich höre ihn hantieren. Vermutlich hat er mich direkt nach der Arbeit von der Bahn abgeholt und hatte deshalb keine Gelegenheit, irgendwelche Vorbereitungen zu treffen. Sofort meldet sich mein schlechtes Gewissen, weil er gar keine Pause hatte. Und noch größer wird mein Wunsch, mein Bestes zu geben um ihn glücklich zu machen.

Nach ein paar Minuten kommt er wieder zu mir und heißt mich, ihn anzusehen. Ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Dann zeigt er mir, was er in den Händen hat und jetzt kann ich mein Lächeln nicht mehr unterdrücken. In der einen Hand hat er die großen, mit einer relativ schweren Kette verbundenen Brustklemmen, in der anderen... mein Halsband. Endlich.Diesen Moment habe ich herbeigesehnt und mir in hundert verschiedenen Varianten vorgestellt. Glücklich schaue ich meinen Herrn an und folge nur zu gern seiner sanften aber bestimmten Aufforderung, mich hinzuknien. Seiner warmen Stimme folgend lege ich beide Hände mit den Handflächen nach oben in den Schoß und neige meinen Kopf. Das breite, weiche Leder legt sich von vorn um meinen Hals. Noch ist es kühl. Aber während seine Hände meine Haare zur Seite streichen und mich zart im Nacken berühren, während er die Schnalle schließt, erwärmt sich das Material ganz schnell. Der Geruch von neuem Leder steigt mir in die Nase und bildet zusammen mit dem Geräusch der Schnalle eine betörende Symphonie.

Wieder entgehen mir fast seine Worte, als er mir befiehlt, mich wieder zu erheben. Ich schwebe. Und als er mich zwingt, ihm in die Augen zu sehen, scheinen sich meine Empfindungen darin widerzuspiegeln. Die Worte bahnen sich ihren Weg direkt aus meiner Seele: „Danke, mein Herr."

Er rückt das Halsband ein wenig gerade und ich genieße die leichte Enge an meiner Kehle. Er schweigt, aber als er meinen Kopf in seine Hände nimmt, mir mit den Daumen über die Wangenknochen streicht und danach über und durch die Haare, treten mir die Freudentränen in die Augen. Da fasst er mit beiden Händen fest in meine Haare, zieht meinen Kopf leicht nach hinten und küsst mich. Heftig und kurz. Gerade als ich schalte und den Kuss erwidern will, zieht er sich wieder zurück. Aus seiner Hosentasche zaubert er einen Karabiner hervor und schließt schnell meine Handgelenke hinter dem Rücken zusammen. Mit einem diabolischen Lächeln greift er nach den Klemmen. Er weiß, welche Überwindung es mich kostet, diese gnadenlos zupackenden Teile zu ertragen. Schnell nacheinander, ohne mir eine Pause zum Keuchen zu lassen, befestigt er sie an meinen Brustwarzen. Mit einer für ihn typischen ironischen, pseudo-mitleidigen Bemerkung sieht er mich an und streichelt mich ein bisschen, bis ich wieder zu Atem gekommen bin. Dann greift er nach der Kette, die die unbarmherzig zupackenden Klemmen an meinen Brüsten verbindet, und dirigiert mich mit ihrer Hilfe ins Wohnzimmer.

Wieder Position eins. Dieses Mal mit einer kleinen Änderung. Aus dem Regal hinter mir holt mein Herr ein Buch und legt es mir auf den Kopf. „Heute üben wir ein bisschen das ruhige Stehen. Ich werde jetzt duschen gehen. Sollte das Buch herunterfallen, werde ich Dich bestrafen. Hast Du verstanden?" „Ja, Herr", sage ich und kann mir ein Nicken gerade noch verkneifen. Oh je. Das Buch ist klein und leicht. Und meine Haare sind frisch gewaschen... Er lächelt und geht.

Wieder überlässt er mich für einige Minuten meinen sich wild überschlagenden Gedanken, während ich im Bad das Wasser höre. Bisher konnte ich eine Strafe immer noch vermeiden. Ich weiß, dass er das absolut ernst meint und nicht zögern wird, seine Ankündigung in die Tat umzusetzen. Und wenn die „normalen" Schläge schon so viel von mir fordern, dann möchte ich lieber nicht wissen, wie sich die Strafvariante anfühlt...

Zu seinen FüßenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt