Kapitel 15

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Hunter pov.

Ich habe die ganze Nacht an Mays Seite verbracht. Ich mache mir riesige Sorgen um sie. Sie muss doch auf sich aufpassen und wenn sie das nicht schafft, muss ich das eben tun.
Ich kann meinen Blick nicht von ihr abwenden. Sie liegt leicht auf der Seite. Die Decke habe ich ihr bis zur Brust hochgezogen. Sie hat ihren Mund leicht geöffnet und leise Atemgeräusche durchdringen die Stille. Ihre Haare sind zerzaust und eine Strähne fällt ihr ins Gesicht. Ich streiche sie weg, woraufhin sie leise seufzt. Ich muss leicht lächeln. In diesem Moment sieht sie sehr schön aus. Ich habe zwar meine Meinung nicht geändert, sie entspricht immer noch nicht meinen Typ, aber irgendwie hat sie mich auch in ihren Bann gezogen. So wie sie gerade hierliegt, könnte ich mir gut ein Leben mit ihr vorstellen. Nur das ganze Make up, in ihrem Gesicht, zerstört diese Vorstellung. Ich hoffe, sie bald auch mal ohne dieses ganze Zeugs zu Gesicht zu bekommen.

Keine Ahnung wie lange ich sie noch angesehen habe. Ich muss eingeschlafen sein. Ich wurde durch ein Klick Geräusch wieder wach. Ich saß immer noch vor der Couch und mein Kopf lehnte am Rand des Sofas, nur Zentimeter von Mays entfernt. Orientierungslos Blicke ich mich um und finde June zwei Meter von mir entfernt, mit einem Handy bewaffnet. "Morgen, was machst du?", frage ich sie. "Morgen", strahlt sie mich an, "Ich musste nur Beweismaterial sammeln für Jackson. Er glaubt mir nämlich nicht, dass zwischen euch schon was läuft.". Ich gebe ein verstehendes Schnauben von mir. Um mit ihr jetzt eine Diskussion anzufangen, ist es einfach zu früh. "Ich werde erstmal ins Hotel fahren, um zu duschen und mich umzuziehen. Ich kann ja auch gleich Frühstück mitbringen, euer Kühlschrank ist ja immer noch leer.", schlage ich vor. "Mach das und kannst du fragen ab Jackson vielleicht auch vorbeikommen will?", erwidert sie. Ich lache: "Ich werde ihn sowieso nicht abschütteln können, wenn er erfährt, dass ich wieder auf den Weg zu euch bin." Sie lächelt verträumt: "Dann bis später.". Ich drehe mich zu May. Sie schläft immer noch. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und mache mich auf dem Weg ins Hotel.

Frisch geduscht und mit Brötchen bewaffnet, machen Jackson und ich uns auf den Weg zu unseren Mates. Gerade stehen wir vor ihrer Wohnungstür und June macht uns auf. Da in der Küche nicht genügend Platz für alle ist, gehen wir ins Wohnzimmer. Dort finde ich eine leere Couch vor. "Wo ist May?", richte ich mich an June. "Sie musste zeitig los. Sie bedauert es sehr, mit uns nicht frühstücken zu können.", erwidert June. Sie ist gegangen?! Einfach so? Sie hat mich wieder stehen gelassen. "Sie ... sie ist auf der Suche nach einem neuen Job, damit wir nicht aus der Wohnung fliegen. Das musst du doch verstehen.", tätschelt June mir meine Schulter. Neben mir ertönt ein leises Knurren. Ich schnaube und sage frustriert: "Ich nehme sie dir schon nicht weg.", zu Jackson. "Hey, noch ist nichts verloren. Sie muss sich nur ihre Gefühle eingestehen. Gib ihr einfach ein bisschen Zeit.", versucht June mich aufzuheitern. Aber es wirkt nicht. Sie rennt weg vor mir.

Aber aus anfänglicher Traurigkeit wurde schnell Besorgnis, da auch 3 Stunden später keine Spur von May zu finden ist. Wo ist sie nur? Draußen ziehen immer dunklere Wolken auf. Ich sehe immer wieder zum Fenster raus und laufe im Wohnzimmer auf und ab. June versucht für ihre Prüfungen zu lernen, ist aber sichtlich genervt aufgrund meiner Nervosität. "Hunter beruhige dich, sie kann auf sich selbst aufpassen.", spricht Jackson ernst. "Ich weiß", erwidere ich, "Aber es sieht nach Gewitter aus." "Dann wird sie bestimmt auch bald wieder da sein.", sagt June.

Nach weiteren 20 Minuten ist sie immer noch nicht da und der Himmel wird immer schwärzer. 5 Minuten später reicht es mir endgültig. Ich knurre und schlängele mich an Jackson vorbei, welcher versucht mich aufzuhalten und stürme zur Tür, bleibe allerdings abrupt stehen, als ich fasst in eine Person hineinrenne. Es ist May. Ich sehe sie von oben bis unten an. Ihr scheint es gut zu gehen, wenn man davon absieht, dass sie klitsche nass ist. Ich nehme sie in meinen Armen und bin froh sie wieder bei mir u haben. Es fühlt sich richtig an, als müsste sie in meinen Armen liegen. "Wo warst du? Ich habe mir sorgen gemacht?", seufze ich erleichtert. Sie nuschelt nur in meinen Armen: "Ich hab mein Bus verpasst. Können wir reingehen?". "Natürlich", erwidere ich und bemerke ihr zittern. "Du solltest dich umziehen, sonst erkältest du dich." "Okay", erwidert sie zögernd und verschwindet in ihrem Zimmer. Nach nur zwei Minuten kommt sie in einem dicken Pullover und einer Leggins wieder aus ihrem Zimmer. Ich muss gestehen, dass ich sie so viel besser finde, als in knallengen Lederoutfits. Sie setzt sich zu uns aufs Sofa. Ihre Haare sind immer noch feucht und ihr zittern hat nicht nachgelassen, deshalb stehe ich auf, schnappe mir eine Decke und mummle May darin ein. Sie blickt von unten zu mir herauf, was unglaublich sexy aussieht. Sie sieht sowieso irgendwie anders aus, aber warum? "Sie trägt kein Make up du Idiot!", beschimpft mich mein irrer Wolf Black. Er hat Recht. Sie trägt kein Make up und sieht eindeutig ohne besser aus.

Leider kann ich nicht weiter darüber nachdenken, da June mit einer Tasse Tee uns unterbricht. June räumt ihre Schulsachen weg, währenddessen versuche ich unauffällig näher an May heran zu rutschen, natürlich nur um sie zu wärmen. Nachdem June alles weggeräumt hat, fragt sie May: "Und hast du etwas gefunden?". May seufzt und sagt: Nein, mit meinen Qualifikationen will mich niemand.". "Was meinst du mit deinen Qualifikationen?", entgegne ich May irritiert. Sie blickt beschämt zu Boden und sagt: "Ich habe keinen Abschluss und eine Lehre habe ich auch nicht gemacht.", zum Ende hin wird sie immer leiserer. Ich hab sie in Verlegenheit gebracht, dass wollte ich nicht. Aber wieso hat sie ihren Abschluss an den Nagel gehängt? Die Antwort folgt so gleich in Form von June, welche May aus ihrer peinlichen Lage befreien möchte: "May hat sich, seitdem sie 18 Jahre alt ist, um mich gekümmert und hat alles für mich aufgegeben, damit ich ein halbwegs normales Leben führen kann.". May lächelt June dankbar an. Ich finde das beeindruckend und möchte, dass sie auch weiß, dass so etwas wirklich heldenhaft ist und sage: "May, dir brauch nichts peinlich zu sein, im Gegenteil du kannst stolz auf dich sein. Es erfordert wahre Größe das Wohl eines anderen über sein eigenes zu stellen und es zeugt von wahrer Liebe stehts einem Menschen treu zu bleiben und diesen alles zu geben, was man hat, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Das finde ich bewundernswert. Ich finde dich bewundernswert. Und du brauchst keinen Abschluss um wertgeschätzt zu werden, die, die das Privileg haben hinter deine Maske blicken zu dürfen, merken das auch so.". Während meiner Ansprache lässt mich May keinen Augenblick aus den Augen. Ihre unglaublich grünen Augen blicken unverwandt in meine blauen und füllen sich von Sekunde zu Sekunden immer mehr mit Tränen. "Danke", lächelt sie mich an, mit einem ehrlichen Lächeln, welches mein Herz erwärmt.

Wir sitzen eine Weile noch auf den Sofa und reden über belanglose Dinge, später bestellen wir auch essen. Gegen Abend machen Jackson und ich mich dann auf den Weg ins Hotel. Wenn ich den Tag Revue passieren lasse, dann war er, nachdem May wiederkommen ist, wirklich gut. Wir haben uns toll verstanden. Aber wie heißt es so schön? Das war die Ruhe vor dem Sturm.

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Im Bild oben ist May zu sehen.

The wicked freedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt