Kapitel 9

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June pov.

Ich schluchze und weine mittlerweile bitterlich. Ich lasse mich langsam zu Boden sinken und merke nur am Rande, wie mich jemand auffängt. Ich sehe im Augenwinkel, dass es May ist. Sie redet auf mich ein, aber ich verstehe sie nicht. Ich nehme nur ein rauschen wahr.
"Er ist ... ein Monster!", hauche ich nach einer Weile. "Ja, dass sind sie. Du musst wissen, auf was du dich einlässt.", meint May nun emotionslos. "Ich verstehe nicht!". "June, die Mythen, die Geschichten alles ist war. Jackson ist ein Alpha, der Anführer eines Rudels und Hunter ist sein Stellvertreter, der Beta. Sie sind sowohl menschlich als auch animalisch. Sie können sich von ganz normalen Menschen in Werwölfe verwandeln und das, wann immer sie wollen. Sie sind faszinierend und gefährlich zu gleich. Sie haben uns bereits unendliches Leid gebracht und werden uns auch in Zukunft unendliches Leid bringen!". "Wie meinst ... du das?", frage ich May schluchzend. May atmete tief aus und beginnt zu sprechen: "June,  Jackson ist dein Mate." "Mein was?!". "Dein Mate, dein Seelenverwandter, deine andere Hälfte, die dich angeblich vollständig machen soll." May spricht in voller Abscheu diese Worte aus, aber ich verstehe einfach nicht, was sie mir sagen will. Mein Seelenverwandter?! Klingt wie in ein Kitschroman. "Ich verstehe nicht.", krächze ich. 

May seufzt und sagt: "Hör zu, Jackson ist ein Werwolf. Er ist viel stärker und schneller als ein Mensch. Das heißt aber noch lange nicht, dass er keine Schwächen hat."
Ich glaube mittlerweile sind meine Augenbrauen bis zum Haaransatz gewandert. "Was?! Was ist seine Schwäche?" "Du, Du bist seine Schwäche.", wispert May. Hä?! Wie meint sie das. "June, die einzige Schwäche die Werwölfe haben, sind ihre Mate. Sie machen sie verletzbar, angreifbar. Man sagt zwar das Werwölfe ihre Mate sehnlichst herbeisehnen und für diese einfach alles tun, dennoch sind sie viel reizbarer und eifersüchtiger als "normale" Partner. June, versteh doch, sie bedrohen unsere Freiheit! Alles was wir uns aufgebaut haben, sie werden uns alles nehmen. Sie werden uns einsperren, von der Außenwelt abschotten, weil sie uns nur für sich haben wollen." 

Ist das ihr Ernst? Jackson und Hunter können sich in riesige Wölfe verwandeln, die einem in einen Atemzug töten können und ihr einzigstes Problem ist, dass sie denkt, dass sie uns so sehr begehren das sie uns von allen anderen fernhalten wollen. Irgendwie schräg, aber irgendwie klingt es auch romantisch. Ich meine ein Typ begehrt dich so sehr, dass er nicht möchte das irgendwer anders mit mir zeitverbringt. Klingt süß, passt aber gerade voll nicht zum Thema, also sollte ich mich lieber wieder May widmen. 

"Willst du damit sagen, dass sie uns nicht angreifen werden?", stelle ich nun die Frage, die ich für am wichtigsten empfinde. "Naja, dass ... also ... das kann man nicht wissen. Also möglich ist alles. Ich meine sie sind impulsiv und lassen sich von Gefühlen leiten. Der kleinste Streit kann riesen Auswirkungen haben.", stammelte May. So langsam werde ich wütend: "Aber wissen tust du es nicht. Vielleicht verurteilst du sie zu vorschnell." "Vielleicht. Vielleicht sind sie anders, aber wir haben uns soviel allein aufgebaut. Willst du das alles wegschmeißen? Nur für sie?" "Was, was schmeißen wir den weg? He, das du in einer Bar halbnackt Getränke servierst." Ohh, scheiße, das hab ich jetzt nicht wirklich gesagt. May hat viel für mich aufgegeben, damit ich wenigstens ein halbwegs normale Kindheit und Jugend habe. Sie denkt zwar, dass ich nicht gemerkt hätte, wie sie geackert und geschuftet hat, damit mir an nichts fehlt, aber das hatte ich. 

May steigen Tränen in die Augen: "Was willst du den noch?, schreit sie mich an. "Ich will meine eigenen Entscheidungen treffen. Ich will selbst entscheiden, ob ich mit Jackson zusammen sein will. Ich weiß du hast viel für mich getan, aber jetzt ist es an der Zeit, dass wir nun unsere eigenen Wege gehen. Wir haben es verdient glücklich zu werden und ich denke, dass wir das mit Hunter und Jackson werden können." "Du hast nichts verstanden, absolut rein gar nichts.", May schüttelt sich als ob ich es einfach nicht begreifen möchte, aber wie sollte ich das auch. Ich meine, sie hat mir nie gesagt, was damals mit unseren Eltern geschehen ist. Wie sollte ich es dann verstehen? "Dann klär mich auf. Komm schon May, was ist damals passiert?" 

May pov.

Ich kann es ihr nicht sagen. Sie ist so jung, so jung wie ich damals war und ich hätte mir gewünscht, dass mir damals jemand diese Last abgenommen hätte. Das ich mir hätte etwas aufbauen können, aber ich hatte nie die Chance dazu, nachdem sie fort waren und ich mich um June kümmern musste. Was ich gern getan hab, aber ich hab nicht die Möglichkeit bekommen etwas zu machen, was ich wirklich wollte. Ich habe mein Abi abgebrochen und habe angefangen zu arbeiten. Wobei ich nicht immer bei Marie im Moonlight gearbeitet hab. Am Anfang war ich putzen, was mir allerdings nicht soviel Geld eingebracht hat, um Zwei durchzubringen. Also hab ich in einem ganz miesen Club angefangen zu tanzen und zwar an der Stange. Ich bin zwar nicht Stolz darauf, allerdings kann ich von mir behaupten mein Geld immer ehrlich verdient zu haben. Nach einem riesen Vorfall in dem Club bin ich schlussendlich bei Marie eingestiegen, worüber ich wirklich froh bin. Ich mein, dass es nichts für die Zukunft ist, wusste ich, aber es hatte mir Spaß gemacht Leute zu bedienen und zu tanzen. Das Moonlight ist zu einer zweiten Familie geworden. Eine Familie die ich mal wieder verloren hatte. 

Nun hatte ich eine Chance auf eine neue Familie. Aber konnte ich das? Konnte ich mich wirklich auf Hunter einlassen. Nicht nur das es ein großer Schritt war, mich zu öffnen. Nein, dann mussten sie auch noch Werwölfe sein. Ach scheiße, was soll ich nur tun?

Ich muss erstmal darüber nachdenken. June kann ich auch noch nichts sagen. Ich weiß, dass ich es irgendwann tun muss, aber heute wäre es zu viel für sie. Sie hatte gerade erst erfahren, dass es Werwölfe gibt. "Ein andermal June, ein andermal.", murmle ich, um ihr Frage, nein ihre Aufforderung zu beantworten. 

The wicked freedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt