Kapitel 19

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June pov.

Gott bin ich froh, dass der Schultag endlich vorbei ist. Normalerweise sind ja Konsultation dafür da, um Fragen zu beantworten und um sicher zu gehen, dass man alles drauf hat. Mir haben sie überhaupt nicht geholfen. Ich hab jetzt nur noch mehr das Gefühl, nichts zu können. Am liebsten würde ich einfach hinschmeißen, aber May besteht unbedingt darauf, dass ich Abitur mache. Wahrscheinlich aus dem Grund, dass sie es selbst damals nicht machen konnte und ihr nun nicht alle Türen offen stehen. Allerdings verstehe ich auch nicht, warum wir damals unbedingt von zu Hause weg mussten. Dort ging es uns eigentlich gut. Wir hatten zu essen, zu trinken, hatten ein Dach über dem Kopf und konnten in die Schule gehen. Warum May unbedingt uns selbst versorgen wollte, weiß ich nicht. Also irgendwie ist sie an der ganzen Misere, dass sie keinen Job bekommt, selbst schuld. Wir hätten auch einfach in West-Virginia bleiben können, naja aber so schlecht ist es auch nicht. Denn dadurch hab ich Jackson kennen lernen können. Ein junger Mann, der, mir in den wenigen Tagen in denen wir uns kennen, mehr bedeutet, als jemals ein Junge zuvor. Jackson, der einfach heute morgen aufgelegt hat und auf dem ich eigentlich sauer sein sollte. Jedoch es aus irgendeinen Grund nicht kann.

Ich laufe gerade zu meinem Spind, um noch ein paar Bücher, zum Lernen für daheim, zu holen. Als ich von hinten, von meiner Mitschülerin und Freundin Katleen, angesprochen werde: "Hey June möchtest du mit ins Kelly's (Cafe) kommen?". Ich seufze und sage: "Ich kann nicht." "Was wieso? Ist es wegen den Prüfungen? Komm schon. Wer brauch die schon? Und außerdem hast du doch eh voll die guten Noten.", sagt sie genervt und vielleicht auch ein bisschen eifersüchtig. Ja, ich hatte gute Noten, allerdings nur, weil ich ständig lerne und May mich Ab und Zu zum Vorlernen verdonnert. "Meine Schwester wird mich umbringen, wenn ich meinen Fokus nicht aufs Lernen und mein Abi lege.", erkläre ich ihr verzweifelt. "Du solltest so schnell wie es geht, sie los werden. Sie lässt dich nichts machen, verbietet dir feiern zu gehen, außer sie kommt als Wachhund mit und was soll der Tick mit dem Abi? Du kannst selbst entscheiden, was du im Leben machen willst. Du brauchst ja das Abi nicht zwingend. Ich könnte dich auch an die Firma meines Bruders vermitteln." Wir laufen Richtung Ausgang und ich lasse mir ihr Worte durch den Kopf gehen. Ja, sie hatte Recht. May schränkt mein Leben ziemlich ein, allerdings meint sie es nur gut und das mit dem Feiern, stimmt auch nicht so ganz. Ich gehe gar nicht so gerne feiern, lieber lese ich ein Buch oder so oder büffle für die Schule, was ich eigentlich auch gerne mache, allerdings fühle ich mich so unter Druck von ihr gesetzt. Ich hab einfach Angst, alles zu versauen. Bevor ich Katleen überhaupt antworten kann, beginnt sie wieder mit sprechen: "Außerdem soll sich die kleine Bordsteinschwalbe erstmal um ihr eigenes Leben kümmern, bevor sie Anderen ihres vorschreibt!". Wir treten gerade durch die Schultür und ich bleibe stehen: "Wie bitte?!, frage ich sie aufgebracht. "Du hast mich schon verstanden. Deine Schwester ist eine kleine Hure." Ich sehe sie fassungslos an und frage: "Wieso sagst du sowas?" Ich spüre einen brennenden Blicke auf mir und sehe deshalb auf den Parkplatz, um Jackson an ein Auto gelehnt vorzufinden. Er erwidert meinen Blick und setzt sich in Bewegung. "Ganz einfach, weil es stimmt. Ich hab dir doch von meinen beiden Brüdern erzählt." "Ja und?!", frage ich aufgebracht und sehe wieder zu Jackson, welcher uns fast erreicht hat. Er stellt sich hinter mich und flüstert: "Alles okay?" Ich nicke und widme mich wieder Katleen, welche Jackson mit einem ekelhaften Blick anschmachtet. Deshalb nehme ich seine Hand in meine und frage forsch: "Was ist den jetzt mit deinen Brüdern?" Sie sieht mich missbilligend an und sagt: "Aiden ist mit ihr in eine Klasse gegangen und so hat sie Jaden kennengelernt. Und Jaden hat eine Stripclub, in der dein Schwesterlein gearbeitet hat und sie hat dort nicht nur Bier ausgeschenkt, glaub mir." May hat was?! Aber das geht gar nicht. Sie ist das letzte Mal in West-Virginia zur Schule gegangen. Wie kann sie da ihre Brüder kennen. Ich grinse sie süffisant an und sage: "Du lügst. May ist in West-Virginia das letzte Mal zur Schule gegangen." Sie erwidert mein Grinsen und sagt: "Was meinst du, wo wir her kommen. Wir sind in der selben Zeit wir ihr umgezogen." Mein Grinsen verschwindet und mir wird übel. Jackson bemerkt das sofort und drückt meine Hand stärker. "Weißt du eigentlich, was du da gerade tust? Das ist Rufmord und das ist eine Straftat.", meldet sich Jackson zum ersten Mal zu Wort. "Misch dich da nicht ein.", zischt Katleen. "Wie konnte ich mich so in dich irren", sage ich fassungslos. "Ach tu doch nicht so. Es wäre nie soweit gekommen, wenn du nicht immer die Hübscheste und Schlauste sein musstest und das erst in West-Virginia und dann auch noch hier in New York. Immer musstest du dich aufspielen.", schreit sie mich an. Jackson knurrt sie an und sie sieht das erste Mal verunsichert aus, weshalb ich ihr im selben Moment meine Meinung geige: "Jetzt hör mal zu. Ich hab keine Ahnung wovon du sprichst. Ich kannte dich in West-Virginia noch gar nicht und ich kann auch nichts dafür, wenn du ein Aufmerksamkeitsproblem hast und das mit dem Jobangebot bei deinem Bruder im Stripclub kannst du selber antreten." Sie lacht gekünstelt und sagt: "Ich ein Aufmerksamkeitsproblem, dass ich nicht lache. Und außerdem sind wir seit dem Kindergarten schon immer in der selben Gruppe oder Klasse gewesen, nur hast du mich nie beachtet, weil ich ja nur die fette Kleine mit den vielen Sommersprossen war. Aber jetzt, jetzt bin ich das nicht mehr. Ich meine, sie mich an. Ich bin perfekt. Und trotzdem schauen die Kerle noch dir hinter her.", und sieht dabei Jackson an, "Obwohl du eine unterdrückte kleine Göre bist mit einer Nutten-Schwester.". Klatsch. Ich hab es allen ernstes getan. Ich hab ihr eine Backpfeife gegeben. Ich bin fassungslos über mich selbst. Ich hab noch nie jemanden geschlagen, allerdings fasse ich mich Recht schnell wieder und sage: "May ist die Beste große Schwester aller Zeiten. Sie macht vielleicht nicht alles richtig, aber sie ist das Beste was mir hätte passieren können. Und wenn du die Lügen über sie weiter verbreiten solltest, dann kannst du dich darauf verlassen, dass ich dich besuchen komme, zusammen mit meinem Freund hier und dann werden wir dir beibringen wie man sich benimmt. Hast du mich verstanden." Sie hat mittlerweile Tränen in den Augen und nickt leicht. "Gut. Komm wir gehen.", sage ich zu Jackson und ziehe ihn halb hinter mir her. An seinem Auto angekommen, was er höchstwahrscheinlich gemietet hat, drehe ich mich zu ihm um. Er sieht total geschockt, aber auch beindruckt aus. "Das hätte ich nicht von dir gedacht." "Glaub mir, dass hätte ich auch nicht von mir gedacht.", erwidere ich atemlos. "Du wirst eine tolle Luna." "Ich hab keine Ahnung, was das bedeutet." "Das bedeutet ...", beginnt er aber ich unterbreche ich barsch und sage: "Halt die Klappe und küss mich." Das lässt er sich nicht zweimal sagen und so küssen wir uns stürmisch. Meine Bücher und mein Rucksack sind mittlerweile irgendwo auf dem Parkplatz verteilt. Ich klammere mich in Jackson's weiches Haar und verliere mich immer mehr in dem Kuss. Nur wage nehme ich wahr wie er mich hochhebt und auf die Motorhaube setzt. Der Kuss ist einfach göttlich. Irgendwann trennen wir uns aus Luftmangel und sehen uns tief in die Augen. "Oh Gott ich liebe dich June.", flüstert Jackson mir zu. Ich reiße meine Augen auf und hab keine Ahnung, was ich auf sein Geständnis antworteten soll. Liebe ich ihn auch? Ich weiß es nicht. Klar bin ich verknallt in ihm, aber liebe ich ihn auch?

The wicked freedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt