1. Kapitel

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Eine schnarrende Stimme aus dem Lautsprecher kündigte die baldige Landung an. Je näher wir dem Boden kamen, desto aufgeregter und nervöser wurde ich. Was, wenn mich Familie Baker vergessen hatte und mich nicht abholte?! Oder, wenn sie nicht so nett waren, wie sie auf dem Foto ausgeschaut hatten, oder der Familienvater zu „nett"?!

Während des Fluges war ich zwischen zwei Geschwistern gesessen. Eigentlich hätte ich den Platz am Gang gehabt, aber die 15-jährige Sophie hatte auf keinen Fall neben ihrem kleinen Bruder sitzen wollen. Dieser hieß Flo, war zehn Jahre alt und saß am Fenster. In der Zeit, in der weder er noch ich geschlafen hatten, hatten wir uns gut unterhalten, denn Flo war genauso aufgeregt wie ich. Nur aus einem anderen Grund. Ich würde ein Jahr als Au-Pair in den USA verbringen und die beiden Geschwister flogen über die Sommerferien zum ersten Mal zu ihrem Vater, der, wie ich nun wusste, seit einem halben Jahr in Amerika wohnte. Wie es der Zufall so wollte, würden wir im selben Bundesstaat sein. Flo hatte mich auch abgelenkt, als ich Angst bekam, das Flugzeug würde abstürzen, weil wir in Turbulenzen gekommen waren.

Sophie hatte gleich am Anfang des Fluges ihre Ohren mit den Ohrstöpseln ihres IPods versiegelt, gleich nachdem sie mich erfolgreich angefleht hatte, mit ihr den Platz zu wechseln. Denn sonst überlebe sie den Flug nicht, wie sie mit einem Augenverdrehen bemerkt hatte.

Mit einer leichten Erschütterung setzte das Flugzeug auf der Landebahn auf und kam kurze Zeit später zum Stillstand. Ich half meinem kleinen Sitznachbarn seine Sachen in seinen Rucksack zu geben. Währenddessen war Sophie schon aufgestanden. Als wir beide, Flo und ich, fertig waren, sahen wir sie gerade noch beim Ausgang verschwinden.

„Sie hat Mama versprochen aufzupassen, dass mir nichts passiert", sagte der Kleine und ein Anflug von Panik war nicht zu überhören. Ich versuchte ihn zu beruhigen und zu meiner Erleichterung schaffte ich es auch.

Als wir auf unsere Koffer warteten, kam plötzlich Sophie zu uns. Sie sah aus, als wäre sie erleichtert uns zu sehen. Als ich sie fragend ansah, wirkte sie unsicher, schüttelte dann aber fast unmerklich den Kopf.

„Danke, dass du auf meinen Bruder aufgepasst hast. Ich war gestern einfach nicht in die Lage, auch das noch zu übernehmen", sagte sie schließlich, was zwar nicht beantwortete, was ich eigentlich wissen wollte, aber immerhin sprach sie, was sie den ganzen Flug von Innsbruck nach Nashville nicht getan hatte.

Zu dritt gingen wir in die Halle, von wo aus ich zum Bus finden musste und die anderen beiden abgeholt werden würden. Flo lief auf seinen Vater zu und balgte mit ihm herum. Sophie stand daneben und sah aus, als würde sie am liebsten im Erdboden versinken.

Zu meiner Überraschung kam mein Bus bald. Ich war todmüde. Hoffentlich würd ich nicht meinen Ausstieg verpassen. Ich hatte nämlich keine Ahnung wie weit entfernt die nächste Station war. Mein Gastvater musste arbeiten und konnte deshalb nicht den Weg von seinem Arbeitsplatz in Clarksville zum Flughafen in Nashville fahren. Alice Baker, meine Gastmutter, würde mich dann von der Busstation abholen.

I'm only me when I'm with you (Taylor Swift)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt