Ich saß neben Alice im Auto. Obwohl ich heute frei hatte, kam ich mit den Bakers in die Stadt. Während Alice mit den Kindern die Einkäufe erledigen würde, hatte ich vor, Alison zu treffen. Da ich durch das Kaputtwerden meines alten Handys ihre Nummer verloren hatte, hatte ich kurzerhand beschlossen, sie im Krankenhaus zu suchen. Hoffentlich würde ich Glück haben.
Was gestern mit Mike losgewesen war, hatte ich nicht herausgefunden. Als ich es Alice gegenüber angesprochen hatte, hatte sie prompt das Thema gewechselt, und Mike war nicht zu Hause gewesen, als wir von Taylor, Austin und Ed zurückgekommen waren.
Der Nachmittag dort war schön gewesen. Ich hatte Ed Sheeran besser kennen gelernt und verstand mich super mit ihm. Taylor, Ed und ich hatten ein bisschen zusammen gesungen, während Austin Fotos gemacht und die Kinder gespielt hatten. Auch wenn es mit Taylor ein wenig seltsam gewesen war, da sie peinlich genau darauf geachtet hatte, dass sie auf keinen Fall Austin und mich im gleichen Satz erwähnte, war das Beisammensein wirklich nett gewesen. Ich konnte es allerdings immer noch nicht so wirklich fassen, Ed Sheeran live singen gehört und – noch besser – mit ihm gesungen zu haben. Ich war mir irgendwie so vorgekommen, als hätte ich geträumt. Des Nachts in meinen Träumen hatte ich das ja schon oft getan, aber in Realität ...
„Kann ich dich dort vorn rauslassen?", riss mich Alice aus meinen Gedanken.
„Ja, natürlich. Danke!", erwiderte ich sofort. Von mir aus hätte ich auch vom Geschäft aus zu Fuß zum Krankenhaus gehen können, aber für Alice war das nicht in Frage gekommen. Meine amerikanische Gastfamilie hatte eben eine andere Mentalität als meine Familie in Österreich.
Als Alice hielt, stieg ich schnell aus dem Wagen und bedankte mich noch einmal. Dann schlug ich den Weg zum Krankenhaus ein. Weit war er nicht, ich musste nur einmal abbiegen und dann etwa hundert Schritte gehen, da stand ich schon vor dem Eingang des Gebäudes. Kurz blieb ich stehen und betrachtete das Haus. Es war grau gefärbt – von den Abgasen der Autos vermutete ich stark – doch man konnte sehen, dass es früher einmal in einem matten Gelb gestrichen gewesen war. Ich wandte meinen Blick wieder der gläsernen Tür zu, atmete einmal tief durch und marschierte hinein. Drinnen roch es so, wie ich es in Erinnerung gehabt hatte. So, wie es in jedem Krankenhaus riecht – steril und nach kranken Menschen. Ein beklemmendes Gefühl befiel mich. Was, wenn Alison heute gar nicht hier war? Oder mich nicht sehen wollte, weil ich mich so lange nicht gemeldet hatte? Sollte ich mich dann auf einen der Stühle im Wartebereich setzen und mich so fühlen, als sei ich krank? Oder Alice anrufen, damit sie mich sofort wieder abholte, obwohl sie bestimmt gerade erst beim Supermarkt ankamen?
„Halt die Klappe!", schrie ich mich innerlich an. Ich durfte nicht so negativ denken. Ich würde jetzt einfach an der Rezeption fragen, ob Alison gerade Dienst hatte. Dann konnte ich immer noch Panik bekommen.
„Entschuldigen Sie, ist Alison Evans heute hier?", fragte ich die Frau, die hinter dem Tresen vor ihrem Computer saß und mich nett anlächelte. Ihren schneeweißen Zähnen waren nicht zu übersehen.
„Sie meinen die Krankenschwester Alison Evans?", erkundigte sie sich freundlich.
Als ich nickte, tippte sie kurz auf ihrer Computertastatur herum und sah dann wieder mich an.
„Sie haben Glück! Wenn Sie eine halbe Stunde später gekommen wären, wäre Miss Evans sicher schon weg. Sie hat nämlich in zehn Minuten Dienstschluss."
„Vielen Dank!"
Vor Freude wäre ich am liebsten auf und ab gehüpft, bekam mich aber noch im letzten Moment in Griff, weshalb es für die anderen so aussehen musste, als mache ich eine Kniebeuge.
Die Dame der Rezeption sollte Recht behalten. Zwölf Minuten später sah ich die Krankenschwester die Treppe herunter kommen. Als sie mich sah, blieb sie kurz stehen, dann grinste sie mich breit an.
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I'm only me when I'm with you (Taylor Swift)
FanfictionDie 18jährige Hanna kommt als Au-Pair nach Nashville. Als sie die richtige Busstation verpasst und dann auch noch ihr Handy keinen Akku mehr hat, ist sie vollkommen verzweifelt. Wie soll sie in einer fremden Großstadt zu einer Familie finden, die si...