17. Kapitel

230 12 0
                                    

Als Alice und Mike nach Hause kamen, war es bereits Nachmittag. Da ich nun frei hatte, beschloss ich trotz des Regens nach draußen zu gehen, und so gut es mit meinem Bein ging, die Gegend ein bisschen zu erkunden. Seit ich mich mir Austin ausgesprochen hatte, tat mein Bein seltsamerweise viel weniger weh. Es war nun nur noch so, als hätte ich es verstaucht.

Austin war um die Mittagszeit wieder zu seiner Schwester gegangen, um noch ein wenig Zeit mit ihr zu verbringen, bevor er wieder nach Hause fuhr und sie ins Studio musste. Schon allein an seinem fröhlich federnden Schritten konnte man sehen, dass es ihm viel besser ging, als vorher.

Langsamer als sonst und mit einem laminierten Stadtplan bewaffnet, trat ich vor die Haustür. Ich war in meiner neongrünen Regenjacke kaum wiederzuerkennen, denn ich hatte die Kapuze bis tief in die Stirn gezogen. Mir war aber lieber, ich sah wie ein Alien aus, als ich würde nass werden und mich erkälten. Des Weiteren trug ich auch noch grüne Gummistiefel und eine grüne Regenhose. Ich hatte nämlich vor, durch die Felder zum Cumberland River zu gehen. Ich hatte gehört, dass der sehr breit und wunderschön war. Allerdings hatte er vor ein paar Jahren die Gegend hier überschwemmt.

Als ich gerade auf meinem Plan nachsah, in welche Richtung ich starten musste, hörte ich plötzlich eine Stimme „Hi!" sagen. Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Vor mir stand Austin und grinste mich an. Als ich seine blauen Augen fröhlich aufblitzen sag, machte mein Herz einen Satz, weshalb ich nur ein leises „Hallo!" erwidern konnte.

„Na, wo soll's denn hingehen, Marsmännchen?", fragte Austin grinsend. Ich schluckte, dann verriet ich ihm, was ich vorhatte. Er war sofort Feuer und Flamme und beschloss mich zu begleiten. Okay, dann würde es eben nichts damit werden, dass ich beim gehen über meine Gedanken nachdachte. Auch egal.

„Ich bin kein Marsmännchen! Ich bin ein Alien!", gespielt empört stemmte ich meine Hände in die Seiten.

„Ach, und da ist ein Unterschied, oder?", zog er mich auf. Ich streckte ihm einfach nur die Zunge raus. Es war schön, dass sich die Spannung zwischen uns gelegt hatte und wir ganz ungezwungen miteinander umgehen konnten.

„Bevor ich's vergesse: Ich wollte dir das hier geben. Von Taylor und mir ..." Er hielt mir ein Smartphone unter die Nase. „Taylor glaubt, dass sie schuld ist, dass dein Handy kaputt ist, deswegen lässt sie ausrichten, dass sie die Rechnung bezahlen will, solange du als Aupair arbeitest. Mit dem Vertrag kannst du gratis in den USA und nach Europa telefonieren."

Ich war sprachlos. Sie hatten mir ein Smartphone geschenkt, Taylor Swift würde meine Handyrechnung bezahlen und ich konnte meine Eltern, meinen Bruder und meine Freunde in Österreich anrufen, ohne dafür ein Vermögen auszugeben.

„Mund zu, es zieht!"

Schweigend tat ich wie geheißen, brachte aber immer noch keinen Laut zustande. Mit großen Augen starrte ich den Jungen vor mir an. Sicherlich träumte ich nur. Austin fing an schallend zu lachen.

„Komm, lass uns gehen.", brachte er zwischen zwei Lachsalven hervor.

Es war unglaublich beruhigend, im strömenden Regen mit Austin gemeinsam durch Felder zu wandern. Auf Grund meines Beines konnten wir zwar nicht besonders schnell gehen, aber es ging wirklich schon viel besser als heute Morgen noch. Leider hatte ich meine Kamera vergessen, aber Austin machte mit seinem iPhone Fotos und versprach, sie mir zu schicken. Bestimmt würden meine Eltern und mein Bruder sich über ein paar Bilder freuen. Ich rechnete nach, wie spät es bei ihnen wohl war und kam auf etwa halb zehn Uhr abends.

„Macht es dir was aus, wenn ich kurz meine Eltern anrufe?", erkundigte ich mich bei Austin, der den Kopf schüttelte.

Glücklicherweise kannte ich die Handynummern meiner Eltern und die meines Bruders auswendig. Als erstes versuchte ich, meine Mutter zu erreichen, erwischte jedoch nur die Sprachbox. Bei meinem Vater läutete es immerhin, jedoch hob keiner ab. Deswegen versuchte ich noch Simon anzurufen und endlich hatte ich Glück.

I'm only me when I'm with you (Taylor Swift)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt