[12 - Qual der Wahl]

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"Tobirama hat gewusst, dass du mir folgen würdest.", meint Izuna, den Blick in die Ferne gerichtet, als Madara sich neben ihn setzt.

"Ich war ihm schon immer ein Dorn im Auge.", entgegnet Madara monoton und versucht zu erkennen, was Izuna da so intensiv anstarrt, doch kann er nichts aufregendes erkennen. Die Sonne blendet und spiegelt sich im Wasser des Flusses, dessen Ufer etwas tiefer liegt.

"Willst du mich jetzt dazu bringen zurück nach Konoha zu gehen und mir sagen, dass ich aufgeben soll ihn zu suchen?", fragt Izuna nebensächlich, da er erwartet hat die Antwort darauf schon zu kennen, was sich allerdings als Fehleinschätzung herausstellen soll.

Statt seiner sonstigen Strenge, schwingt in Madaras Stimme nun beinahe eine gewisse Sänfte, die Izuna tatsächlich glauben lässt, was er da hört. Der Teil ist nicht wie Tobirama ihn ihm in seiner Abschiedsbotschaft versteckt mitgeteilt hat.

"Nein, Hashirama hat mich nämlich ebenfalls vorgewarnt, dass du so etwas denken würdest.", erklärt Madara und scheint durchaus zufrieden damit zu sein, dass er seinem Bruder einen Schritt voraus ist.
"Du weißt, wo sich Tobirama aufhält und ich habe den Auftrag ihn zurück nach Konohagakure zu schleifen, daher werden wir das gemeinsam machen."

Izuna staunt zwar einen Moment, ist aber wirklich glücklich darüber, dass sein Bruder mitkommt. Es hätte problematisch werden können alleine in Kumogakure rein zu spazieren, aber zu zweit sehen ihre Chancen bereits um einiges besser aus.

"Und danach kriegt ihr beide eine Standpauke, die sich gewaschen hat.", fügt Madara ernst hinzu und Izuna kann nicht anders als anzufangen zu lachen. Er hatte sich schon einen Plan zurecht gelegt wie er Madara entkommt und jetzt bietet sein Bruder - der Letzte, der Tobirama zurückhaben möchte - ihm an, dass er ihm hilft genau diesen zu retten.

Sie waren mal Feinde und jetzt machen sie sich neue Feinde, um einander zu retten. Diese Situation ist einfach zu ironisch, um sie ernst zu nehmen. Dafür gibt es viel zu viele merkwürdige Verstrickungen.

"Ich meinte das ernst.", meint Madara sichtlich etwas beleidigt.
"Bis dahin habe ich ja noch Zeit mir ein Versteck zu überlegen.", erwidert Izuna belustigt.

"Vor mir gibt es kein Verstecken.", erklärt Madara in all seinem Stolz und Izuna lächelt ihn nur an, wie Madara es vermutlich nie zuvor auf dessen Lippen gesehen hat. Zumindest nicht, bevor er mit Tobirama zusammenkam, was ihm heute zwar noch Bauchschmerzen bereitet, aber er hat sich inzwischen damit abgefunden.

War es also seine Erfahrung mit dem Tod oder Tobirama, der ihn letztlich verändert hat?

Die Antwort auf diese Frage ist für Madara sowieso irrelevant. Solange dieser Senju seinem Bruder nichts antut oder zumindest eben nicht noch einmal, gönnt er Izuna seine glückliche Beziehung in diesem friedlichen Leben.

Dass dieser aufgebaute Frieden von einer solchen Aktion von Tobirama gestört wird, toleriert er wiederum nicht. Und wenn er den mit Gewalt nach Konoha zurück zerren muss, dann wird er dies tun.

 Er wusste schon immer, dass Tobirama Senju einen an der Klatsche hat - was aus Madara Uchihas Perspektive allerdings bei denen auch in der Familie liegt - doch dass er so weit geht alleine nach Kumogakure zu gehen, um die Probleme ihres gesamten Dorfes zu lösen, übertrifft sogar seine kühnsten Vorstellungen.
Das ist eher bescheuert als edelmütig und ein hirnrissiger Selbstmordversuch noch dazu!

"Hashirama holt übrigens morgen zu uns auf.", teilt Madara seinem Bruder mit, welcher ihn nur etwas verwirrt ansieht. "Ich dachte der Hokage muss im Dorf bleiben.", antwortet Izuna sichtlich irritiert.

"Tobirama ist nicht mehr da, das heißt es gibt auch keinen im Dorf, der Hashirama die Dummheiten ausreden kann.", erklärt Madara und Izuna nickt nachdenklich. Das ist wahr. Dazu kommt, dass Hashirama Senju als Hokage ohne Tobirama und Madara sowieso vermutlich komplett aufgeschmissen wäre, da er einfach viel zu nett ist.

Es ergibt für Izuna schon Sinn, dass es keinen Sinn ergibt; auch wenn diese Aussage zunächst vielleicht relativ sinnlos erscheint.

Madara steht auf und blickt seinen Bruder auffordernd an. "Und worauf wartest du noch?"

"Gleich. Sobald die Sonne untergeht, ist es soweit."

Es dauert tatsächlich nur noch einige Minuten bis - wie Izuna es geahnt hatte - die Zeiger aller Uhren auf die Zeit stoßen, zu der sie damals genau hier saßen und die untergehende Sonne beobachtet haben. Er und Tobirama.

Madara dreht sich um als er die Person hinter sich wahrnimmt. Er erschreckt nicht nur, weil es ihm erst so spät aufgefallen ist, sondern auch weil diese Person niemand anderes als Tobirama Senju ist. Nun ja, zumindest ein Schattendoppelgänger von ihm.

"Madara, wie ich es erwartet hatte.", meint sein Doppelgänger unbeeindruckt und blickt von einem Uchiha zum Anderen. Wüsste Izuna nicht bereits, dass dies nur ein Doppelgänger ist, dann wäre er ihm glatt um den Hals gefallen. Doch ist es nicht unbedingt das wärmste Gefühl eine Fälschung zu umarmen, auch wenn es theoretisch immer noch derselbe ist.

"Du, wie kannst du es wagen unsere Leute so zu verarschen! Du hast unsere Jonin mit deinen falschen Fährten in alle Himmelsrichtungen verteilt. Dein Spiel zu durchschauen war nicht schwer, aber dich finden, konnte trotzdem nur Izuna, was soll dieser Kinderstreich?!", Madara könnte sich auch noch die ganze Nacht lang aufregen und Tobiramas Doppelgänger in vollen Zügen beschimpfen, doch unterbricht dieser ihn scharf und Madara kennt diese Technik gut genug, um zu wissen, dass er ihm keine reinhauen kann.

"Es gibt zwei Möglichkeiten wie wir verfahren. Ich sage euch was ihr wissen wollt, aber nur unter der Bedingung, dass ihr dann ohne Umwege nach Konohagakure zurückkehrt.
Oder ihr verzichtet auf meine Antworten, dann löse ich mich in Luft auf und mein Original weiß, dass ihr auf dem Weg seid. Dementsprechend würde eure Ankunft erwartet werden und ihr lauft geradewegs in eine Falle.
Ich erkläre euch nicht diese zwei Optionen, da ihr entscheiden sollt, sondern als Warnung. Egal wofür ihr euch entscheidet, es wird auf das Selbe hinauslaufen.
Also wartet in Konoha auf meine Rückkehr und streitet ab irgendetwas zu wissen. Das ist das Sicherste für euch und den Frieden des Dorfes."

"Idiot.", zischt Izuna. "Wenn du sagst, es läuft auf dasselbe hinaus, meinst du eigentlich doch, dass du in beiden Fällen dein Leben für das Dorf opferst, damit wir nicht mehr in der Schusslinie von Kumogakure stehen. Da können wir uns doch rot und lila warten, du würdest niemals zurückkommen. Zwar wäre der Frieden des Dorfes bewahrt, aber was ist mit mir? Und Hashirama?"

"Opfer sind in einem Krieg unvermeidlich. Es geht darum sie auf ein Minimum zu beschränken." erklärt Tobirama mit strengem Unterton.

Izuna holt tief Luft. "Du denkst vielleicht es würden immer alle nach deiner Pfeife tanzen, weil du schlauer bist als wir und die nächsten Schritte der Leute vorhersagen kannst. Aber auch wenn du nur ein Doppelgänger bist, vergiss niemals, was ich jetzt sage. Egal, was für ein riesiger Idiot du auch bist, ich würde es auch alleine mit der ganzen Welt aufnehmen, wenn ich dafür bei dir sein kann! Also finde ich dich, ob in Kumo, Suna oder sonst wo!"

"Dann ist das deine Antwort?", fragt Tobiramas Doppelgänger mit hochgezogener Augenbraue. Izuna grinst und holt aus.

Seine Hand stößt ins Nichts, da sich der Doppelgänger auf seinen Angriff hin ins Nichts auflöst, aber doch hat er das Gefühl er könne gerade sogar Berge erklimmen.

"Da hast du deine Antwort.", meint er, auch wenn da keiner mehr ist und Madara neben ihm räuspert sich.
"War das wirklich so schlau? Wir hätten uns auch einfach anhören können, was er zu sagen hat und ihn dann ins Jenseits schicken.", meint der Ältere und Izuna winkt ab. 

"Wir wissen alles, was wir wissen müssen. Und zwar, dass Tobirama unschuldig und dabei ist sich für Alle zu opfern. Wir haben keine Zeit für lange Erklärungen. Ich will doch am Ende keinen Grabstein errichten müssen für einen Helden, der alleine in unser aller Krieg gestorben ist, während er als einziger unser Dorf mit seinem Leben beschützt hat. Wenn schon, dann will ich mit ihm gemeinsam auf einem solchen Gedenkstein stehen!"

Madara runzelt verwirrt die Stirn, schüttelt dann aber die Gedanken ab und folgt seinem Bruder, auch wenn der in die total falsche Richtung geht. Sie sollten sowieso erst einmal eine Unterkunft suchen und dafür am nächsten Morgen umso früher aufbrechen.

"Und wenn wir uns wiedersehen, kriegt er eine ordentliche Tracht Prügel dafür, dass er mich anscheinend so sehr unterschätzt.", meint Izuna mit einer überschwänglichen Begeisterung, die Madara an Leben und Tod zweifeln lässt. Jetzt könnte er eine Abkühlung vertragen.

Izunas Geschichte - Tobiizu 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt