What the hell?

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Kai

„And maybe our pasts were meant to be so damn broken. So that when we met we'd fit together so perfectly that nothing would ever be able to break us again."
J. B.

Es ist brechend voll stickig und heiß im Club und ich merke schon jetzt, dass ich definitiv zu viel getrunken habe. Viel zu viel. Ich stolpere gegen Soph und lege grinsend den Arm um sie.
„Alles gut?", fragt sie belustigt.
„Alles bestens", rufe ich über die Musik hinweg. Die Übertreibung des Jahrhunderts. Als bestens kann man meinen Zustand bei Weitem nicht beschreiben. Mir ist heiß und schwindelig und ich hätte jetzt gerne meinen Freund bei mir. Als ich sehe, wie Timo und Paula sich küssen zieht mein Herz sich noch mehr zusammen. Ich vermisse Jule in diesem Moment so schrecklich. Ich sehe zu Sophia, die mich fragend ansieht.
„Komm wir gehen an einen ruhigeren Ort", meint sie und legt den Arm um meine Taille. Sie führt mich durch die Menschenmenge und ich bin froh jemanden an meiner Seite zu haben, der mich stützt. Immer wieder torkle ich und stütze mich weiter auf meine beste Freundin. Zum Glück ist sie da. Die Brünette führt mich nach draußen in den Raucherbereich des Clubs. Ich lasse mich gegen die Wand sacken und sie lehnt sich neben mich.
„Soll ich dir ein Wasser holen, Kaichen?", fragt sie besorgt. Ich kichere und wuschle durch ihre Haare. Sie muss sich doch keine Sorgen um mich machen.
„Nö, nö mir geht es bestens. Lass uns lieber noch was trinken." Sie schüttelt den Kopf und stößt sich von der Wand ab.
„Lass mich erst eine rauchen", meint sie grinsend und geht vor zu einer Gruppe von vier Männern, die beim Rauchen stehen. Ich folge ihr schwankend und halte mich wieder an ihr fest.
„Hey habt ihr vielleicht eine Zigarette für mich?", fragt die Brünette und setzt ein süßliches Lächeln auf.
„Wer könnte zu so einer hübschen Frau bloß Nein sagen?", brummt einer von ihnen und reicht ihr eine Zigarette. Mit diesem einnehmenden Lächeln bedankt sie sich und der Typ sieht mich fragend an.
„Auch eine?" Das ist eine richtig dumme Idee. Sehr bildhaft spielt sich vor meinen Augen ab, was das letzte Mal passiert ist, als ich eine Zigarette angerührt habe.
„Nee danke. Jule würde mich wieder ewig um meinen Orgasmus betteln lassen", nuschle ich verwaschen. Normalerweise wäre mir das wohl peinlich. Aber nicht in diesem Zustand. Die Typen grölen und lachen.
„Dieser Jule würde ich mal zeigen, wo es langgeht und die Kleine so durchnehmen, dass sie um einen Orgasmus bettelt", sagt einer von ihnen. Ich runzle die Stirn. Klein ist Jule ja schon, aber keine Frau. Der ist ja dumm. Laut lache ich los und lehne meinen Kopf an Sophs Schulter, wie ich es bei Jule sonst machen würde. Aber er ist nicht hier.
„Der denkt echt Jule wäre eine Frau", kichere ich und die Hand meiner besten Freundin fährt über meine Locken.
„Du bist aber nicht zufällig diese Jule, oder?", fragt jemand an Soph gerichtet und auch sie muss jetzt lachen.
„Nein bin ich nicht", prustet sie unkontrolliert. Die sind aber auch echt dumm diese Typen.
„Hm schade", brummt er enttäuscht. Ich erhole mich langsam von meinem Lachanfall und hebe wieder den Kopf. Diese Typen sind richtige Vollidioten, aber ähnlich betrunken wie ich selbst. Das ist unschwer zu erkennen. Vor allem der mit dem dämlichen Spruch. Ich bemerke gar nicht, dass Soph fertig ist. Erst als sie mich mit einer Hand an meinem Rücken wieder in den Club schiebt realisiere ich meine Umgebung wieder.
„Jetzt brauchen wir Drinks", verkünde ich und greife nach ihrer Hand. Ich stolpere mehr durch die tanzende Menschenmenge als zu gehen, aber ich behalte immerhin das Gleichgewicht.
„Kaichen ich glaube du solltest jetzt nichts mehr trinken", versucht sie mich abzuhalten. Ich kämpfe mich nur weiter durch zur Bar. Wenn ich meinen Freund noch so sehr vermisse, kann ich doch nicht betrunken genug sein. Auf keinen Fall bin ich betrunken genug. Ich muss doch auch allein Spaß haben können.
Ich bestelle zweimal Wodka Energy und lehne mich halt suchend an die Bartheke. Meine beste Freundin betrachtet mich kopfschüttelnd.
„Kai jetzt mal ehrlich. Das ist eine superdämliche Idee." Ich verdrehe die Augen und halte mit beiden Händen ihr Gesicht fest. Ich muss sie einfach zum Schweigen bringen. Ich ziehe sie näher und drücke mit meinen Daumen ihre Mundwinkel nach oben.
„Du kleiner Grinch. Mach nicht die Stimmung kaputt. Trink lieber mehr", grinse ich. Die Brünette muss wirklich lächeln und nicht nur, weil meine Daumen sie dazu zwingen.
„Was hat der Grinch bitte mit dieser Situation zu tun?", fragt sie belustigt. Meine Hände lösen sich von ihrem Kopf und angestrengt überlege ich wer zur Hölle der Grinch nochmal war. Aber mein betrunkenes Gehirn bekommt das nicht mehr zusammen.
„Ist das nicht dieser Typ aus der Mülltonne, der immer schlechte Laune hat", überlege ich. Laut lacht Sophia los.
„Ey Lach nicht", beschwere ich mich und werde dann wieder abgelenkt, weil unsere Drinks endlich vor mir abgestellt werden. Ich reiche der lachenden Soph ihr Glas und nehme große Schlucke aus meinem eigenen.
„Wo sind die anderen eigentlich?", frage ich nach weiteren Schlucken. Sie zuckt mit den Schultern und ihr Gesicht erhellt sich, als ihr eine Lösung für unser Problem einfällt.
„Lass uns auf die Empore gehen, von dort sehen wir sie bestimmt", meint sie. Klingt ziemlich logisch für mich. Darauf wäre ich niemals gekommen in meinem Zustand.
„Das ist so schlau", lobe ich sie und lege meinen Arm um die kleinere. Sie kichert los und lehnt sich an mich. Gemeinsam schlängeln wir uns durch die Leute bis wir die Treppe nach oben erreichen. Oben angekommen ist es etwas leerer, aber immer noch genauso laut und stickig. Der Boden vibriert durch den hämmernden Bass der Boxen und ich drücke mich etwas ungelenk an einer Gruppe vorbei, die mir im Weg steht. Benommen halte ich mich an dem Geländer fest. Vielleicht war das letzte Getränk tatsächlich keine so gute Idee. Ich kippe trotzdem den Rest der Flüssigkeit hinunter. Soph nimmt es mir aus der Hand und stellt es zur Seite.
„Scheiße bin ich betrunken." Das Lallen ist deutlich in meiner Stimme zu hören. Die Brünette klopft mir auf den Rücken und schüttelt seufzend den Kopf.
„Ich habe doch gesagt du solltest besser Wasser trinken. Am Ende musst du nur wieder kotzen. Ich kenn dich doch", schimpft sie. Mit einer wegwerfenden Handbewegung wische ich ihre Aussage weg. So schlimm ist es noch nicht. Doch mein Sichtfeld schwankt tatsächlich etwas. Aber mir ist noch kein bisschen schlecht. Da fällt mir wieder ein, warum wir hier sind. Ich beuge mich über das Geländer und versuche Mase, Timo, Luis oder Paula in der Menschenmenge ausfindig zu machen.
„Ich sehe keinen", meint Soph. In diesem Moment entdecke ich Timo, der mit Paula tanzt.
„Timooooo!!!!", brülle ich. Soph sieht mich geschockt an.
„Schrei nicht so! Der hört dich eh nicht und du nervst nur die anderen Leute." Wen jucken schon irgendwelche anderen Leute?
„Hey Hübsche, willst du vielleicht noch eine Zigarette?", fragt der Typ von eben, der plötzlich hinter uns aufgetaucht ist. Er ist nicht mehr mit seinen Freunden unterwegs. Aber aufdringlich und eklig ist er immer noch.
„Du kannst dich danach dafür revanchieren", zwinkert er lallend. Sophia verzieht das Gesicht und schüttelt den Kopf.
„Nein danke und außerdem habe ich einen Freund." Der Blick des schwarzhaarigen fällt auf mich.
„Der da? Der Lappen? Nee warte du warst doch der mit dieser Jule", nuschelt er und mustert mich. Sein betrunkenes Gehirn scheint zumindest noch halb zu funktionieren.
„Sag Bescheid, dann besorge ich es der kleinen auch noch", gluckst er super amüsiert über seinen eigenen Spruch.
„Jule ist ein Typ", brumme ich genervt, „Lass uns einfach gehen, Soph." Ich habe echt keine Lust auf Stress mit so einem Spinner. Bevor wir die Treppe erreichen, stellt er sich uns in den Weg.
„Als ob du eine Schwuchtel bist", lacht er dreckig.
„Halt die Fresse und verpiss dich einfach", knurre ich und versuche ihm aus dem Weg zu gehen, doch er stellt sich wieder vor uns.
„Komm Hübsche du willst doch nicht bei so einem bleiben. Ich zeig dir was ein richtiger Mann ist", macht er Sophia an und greift nach ihrem Arm.
„Fass sie nicht an", zische ich und meine beste Freundin drückt sich etwas hinter mich.
„Ich will ihr doch nur was zeigen", grinst der schwarzhaarige Betrunkene.
„Junge verpiss dich einfach! Sie will nichts von dir", knurre ich langsam richtig wütend.
„Komm mal runter du kleine dreckige Schwuchtel. Wohl zu lange keinen Schwanz mehr gelutscht, was?"
Es reicht mir. Endgültig. Ich schubse ihn zurück, damit er uns endlich aus dem Weg geht. Er taumelt und stolpert zwei Schritte zurück. Gefährlich rudert er mit den Armen und verliert das Gleichgewicht. Seine Augen sind aufgerissen im Schock, als er einen Schritt nach hinten ins Nichts macht. Rückwärts fällt er die Treppe hinunter. Er überschlägt sich und fällt die schweren Eisenstufen nach unten.
Regungslos bleibt er am Ende der Treppe liegen. Mein Herz schlägt so laut, dass es in meinen Ohren widerhallt und alles ist was ich noch wahrnehmen kann. Da sind nur noch mein hämmerndes Herz und das rauschende Blut in meinen Ohren. Ich sehe Sophs geschockten Blick und, dass ihre Lippen sich bewegen, doch ihre Worte dringen nicht zu mir durch. Mein Atem rasselt in meinen Lungen, während ich auf den regungslosen Körper starre. Ohne nachzudenken, renne ich nach unten. Immer noch regungslos liegt der schwarzhaarige da und eine dunkle Flüssigkeit, die ich als Blut identifiziere umgibt seinen Kopf. Fuck, fuck, fuck! Was mache ich denn jetzt? Was habe ich nur getan? Das wollte ich doch nicht. Wirklich nicht. Scheiße! Verfickte Scheiße! Immer schneller schlägt mein Herz, während ich drohe zu ersticken. Panisch schnappe ich nach Luft. Mein Fluchtinstinkt übernimmt die Kontrolle und ich finde mich erst wieder, als ich draußen angekommen bin. Habe ich ihn umgebracht? Komme ich jetzt ins Gefängnis? Fuck! Wieso musste das passieren? Was schubse ich ihn auch. Ich dämlicher Vollidiot. Was mache ich jetzt nur? Die Leute vorm Club schauen mich misstrauisch an. Ob ich wohl schon gesucht werde?
Gott was soll ich nur tun? Mit zittrigen Händen hole ich mein Handy hervor und wähle Jules Kontakt aus. Tränen bilden sich in meinen Augen. Ich kann ihn nicht anrufen. Er wird mich hassen. Jule wird mich doch nie wieder ansehen. Ich habe wahrscheinlich jemanden umgebracht. Niemals wird er mir das verzeihen. Wer will schon mit einem Mörder zusammen sein? Eine Träne fließt über meine Wange und ich habe das Gefühl alle hier starren mich an. Sie werden mich hier finden. Ich muss weg. Völlig neben mir stolpere ich davon. Keine Ahnung, wohin ich laufe. Ich gehe so lange bis ich niemanden mehr sehe und mich einigermaßen in Sicherheit fühle. Eben habe ich mich so nüchtern gefühlt. Vermutlich auch durch den Schock. Doch meine Trunkenheit kehrt zurück. Und zwar so richtig. Die Erde scheint zu schwanken und als ich stolpere und hinfalle, bleibe ich lieber gleich am Boden. Was mache ich nur? Neue Tränen laufen über meine Wangen und ich setze mich zumindest auf. Ich lehne mich an die Wand hinter mir und ziehe die Beine an meinen Körper. Als ich mein Handy wieder in der Hand halte und auf Jules Namen in meiner Kontaktliste starre, der immer wieder vor meinen Augen verschwimmt, gleitet mein Blick zum Namen, der darübersteht. Jan. Keine Ahnung wieso, aber ich tippe auf seinen Namen und auf den kleinen Hörer unter dem „Anrufen" steht. Es tutet ein paar Mal, bevor sich seine Stimme meldet.
„Kai? Weißt du wie spät es ist?", fährt er mich an. Ein komischer Laut entweicht meiner Kehle. Eine Mischung aus Schluchzen und Winseln vielleicht.
„Kai? Was ist passiert?" Das war ein Fehler. Ich hätte ihn niemals anrufen dürfen. Wobei hassen tut er mich eh schon.
„Ich weiß nicht was ich tun soll", bringe ich hervor.
„Was ist passiert? Wo bist du?", fragt er besorgt.
„Ich habe Scheiße gebaut und ich... ich glaube ich brauche Hilfe." Meine Stimme klingt verwaschen und die Welt scheint immer noch hin und her zu schaukeln, obwohl ich auf dem kalten Boden sitze.
„Wo bist du?", fragt mein Bruder langsam und betont jedes Wort einzeln.
„Weiß nicht", antworte ich wahrheitsgemäß. So gut kenne ich mich nicht in Dortmund aus. Schon gar nicht, wenn alles vor meinen Augen verschwimmt und sich dreht. Fuck.
„Was ist passiert? Wie kann ich dir helfen? Ist jemand bei dir?", fragt Jan. Seine Worte kommen nicht mal richtig bei mir an. Ich bin viel zu fertig. Ich kann nicht fassen, dass ich das getan habe.
„Kai?"
„Ich habe was furchtbares getan", flüstere ich und lege auf. Er kann mir sowieso nicht helfen. Mein Bruder hasst mich doch sowieso schon. Warum sollte er mir helfen? Das hat doch alles keinen Sinn. Resigniert lasse ich den Kopf an die Wand sinken. Mir ist so schlecht. Alles dreht sich und die Welt hört nicht auf zu schaukeln.

„Kai? Gott hier bist du! Wir haben dich überall gesucht", weckt Paulas Stimme mich. Die Blondine hockt sich neben mich und streicht über meinen Arm.
„Digga Kai, was machst du für Scheiß?", fragt Timo und beugt sich zu mir runter. Ich habe Schwierigkeiten meinen Blick auf einen von ihnen zu fokussieren und reiße mehrmals die Augen auf, um den Blick scharf zu stellen.
„Komm steh auf. Wir gehen zurück", meint mein Mitbewohner seufzend.
„Nein ich will zu Jule", jammere ich.
„Jule schläft doch schon längst."
„Jule", nuschle ich benommen. Paula setzt sich neben mich und drückt meine Schulter.
„Versuch doch erstmal aufzustehen", meint sie ruhig. Müde schüttle ich den Kopf.
„Ich kann nicht", jammere ich, „alles dreht sich."
„Komm schon Kai."
„Wo ist Jule? Jule soll kommen", verlange ich. Timo seufzt und nimmt sein Handy zur Hand.
„Ich rufe ihn an okay?" Ich nicke und bereue es sofort, weil die Welt sich dadurch noch mehr dreht.

Mein Kopf dröhnt, als hätte mich ein LKW überrollt und das Licht in Jules Schlafzimmer ist so hell, dass es mir in den Augen brennt. Einen Moment brauche ich, um zu verstehen in welcher Situation ich mich befinde. Als ich mich aufsetze kehrt die Realität langsam zurück. Ich habe jemanden umgebracht. Oh Gott. Ich höre Stimmen von unten. Ob die Polizei mich schon sucht. Fuck! Schwerfällig gehe ich die Treppe nach unten und in den Flur. Es ist nicht die Polizei, die vor der Tür steht, sondern mein Bruder.
„Er hat mich letzte Nacht angerufen. Ich mache mir einfach Sorgen." Stimmt, ich habe ihn angerufen. Aber was macht er hier? Als ob er extra hergekommen ist?
„Kai hat was?", entfährt es Julian geschockt. Mein Freund hat immer noch keine Ahnung, was ich getan habe.
„Tut mir leid, Jule. Ich habe es echt verbockt", nuschle ich hinter ihm. Er dreht sich um und schaut verwirrt zwischen uns hin und her.
„Kai? Geht es dir gut?", fragt Jan besorgt und drückt sich an dem Blonden vorbei in die Wohnung. Ich bin unfassbar überfordert mit der ganzen Situation.
„Jaja ich bin nur verkatert." Jule schließt die Tür und wendet sich mir zu.
„Was zur Hölle ist hier los?", fragt er mich. Seine Haare sind unordentlich und seine Augenringe so tief, als hätte er die ganze Nacht keine einzige Sekunde geschlafen. Die sonst glänzend blauen Augen wirken leer und sind blutunterlaufen.
„Jule ich-"
„Wenn du jetzt nochmal sagst, dass du Scheiße gebaut hast, drehe ich durch, Kai. Das habe ich mittlerweile verstanden", unterbricht er mich am Rande der Verzweiflung. Meine pulsierenden Kopfschmerzen werden nur schlimmer, was mir wahrscheinlich anzusehen ist.
„Trink erstmal ein Glas Wasser und nimm etwas gegen den Kater", meint mein Bruder und geht weiter in die Wohnung.
„Klar fühl dich ganz wie zuhause, Jan", meint mein Freund zynisch. Ich schlucke und lasse mich auf einen Stuhl am Esstisch fallen.
„Wo hast du deine Gläser und Kopfschmerztabletten?", fragt der dunkelhaarige an Jule gerichtet. Genervt durchsucht er selbst seine Schränke und wirft mir einen Blister mit Schmerzmittel entgegen. Seine zittrigen Hände bemerke ich erst, als er das volle Wasserglas vor mir abstellt. Panik steigt in mir auf. Wie soll ich ihm das nur erklären? Er wird mich doch rauswerfen. Ich nehme eine der Tabletten und kippe das Glas Wasser hinunter als wäre es nichts.
„Mehr?", fragt der Blonde immer noch viel sanfter, als ich es verdient hätte. Ich nicke und versuche dankbar zu lächeln, was mir nicht gelingen will. Meine Mundwinkel zucken zwar kurz nach oben aber ein Lächeln sieht anders aus. Jan setzt sich mir gegenüber und legt eine Hand auf meine. Irritiert ziehe ich sie weg und sehe ihn argwöhnisch an.
„Glaub ja nicht, dass ich vergessen hätte, wie du über mich denkst", zische ich und wende mich von ihm ab.
„Darüber wollte ich doch mit dir reden, aber du hast nie auf meine Nachrichten geantwortet."
Wundert ihn das etwa? Welcher normale Mensch würde nach so einer Sache nicht erstmal etwas Zeit brauchen? Jans Worte haben mich tief verletzt und das kann ich sicher nicht einfach hinter mir lassen, nur weil er hier auftaucht. Schon gar nicht ohne jede Erklärung und Entschuldigung. Julian stellt das wieder gefüllte Wasserglas vor mir ab und lässt einen Platz zwischen uns frei. Mein Herz wird schwer. Vielleicht sollte ich mich schon darauf vorbereiten rausgeworfen zu werden. Jan hasst mich eh schon, aber Jule... Ich bin so dämlich. Wie konnte das nur passieren? Immer wieder spielt sich die Szene vor meinem inneren Auge ab. Wie er fällt sein panischer Gesichtsausdruck, das Blut und der leblose Körper. Ich schlucke die Tränen runter und knete meine Hände.
„Wenn du was mit Sophia hattest, sag es bitte einfach", fordert Julian trocken.
„Was?"
„Wenn du fremdgegangen bist, kannst du gleich gehen. Ich mache das nicht nochmal durch. I-ich kann das nicht", lässt er mich wissen. Seine Stimme bebt und seine Hände umklammern die Tischplatte. Er schafft es nicht mal mich anzusehen. Glaubt er das wirklich? Als ob ich jemals dazu in der Lage wäre diesen Mann zu betrügen. Nicht mal komplett betrunken würde mir so etwas bescheuertes einfallen. Wie kann er sowas nur von mir denken?
„Ich bin doch nicht fremdgegangen! Spinnst du?", fahre ich ihn an. Überrascht zuckt er zusammen und sieht mich endlich wieder an.
„Nicht?"
„Nein, ganz sicher nicht. Bekomm mal deine Eifersucht in den Griff, Jule!", rege ich mich auf. Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen und er sieht mich wütend an.
„Was soll ich denn denken? Du entschuldigst dich zigmal bei mir und lallst etwas von Sophia und dir und schläfst dann ein. Was hätte ich denn deiner Meinung nach denken sollen?", faucht er jetzt ähnlich geladen wie ich selbst. Mein Verhalten ist unfair, dass weiß ich selbst. Aber mir geht seine Eifersucht und das fehlende Vertrauen krass auf die Nerven.
„Keine Ahnung, alles aber nicht das! Auch noch mit Sophia. Als ob ich dir oder Mase sowas antun würde. Dass du das echt von mir denkst", rege ich mich weiter auf. Er verschränkt die Arme vor der Brust und schüttelt den Kopf.
„Wie hätte ich denn irgendwas anderes denken sollen? Die Sache klang verdammt eindeutig, Kai!", versucht er mir zu erklären.
„Ist ja schön zu wissen, wie mein eigener Freund über mich denkt", schnaube ich verächtlich. Warum bin ich so?
„Dann schockt es dich sicher nicht, wenn ich dir erzähle, dass ich..., dass ich jemanden umgebracht habe", füge ich hinzu. Dem blonden bleibt der Mund offen stehen und er blinzelt mehrmals.
„Was? Wieso? Was ist denn passiert?", fragt er voller Sorge und Panik. Ich benehme mich gerade, wie ein dämliches Arschloch und trotzdem versucht Jule für mich da zu sein. Er nimmt meine Hand und drückt sie kurz. Ich spüre wieder Tränen in meine Augen steigen, als ich die Lippen aufeinanderpresse. Ich habe gar nicht verdient, dass er so lieb zu mir ist. Jan räuspert sich.
„Erzähl doch erstmal, was passiert ist. Vielleicht können wir dir ja helfen", meint er sehr viel ruhiger und verständnisvoller, als ich es von ihm gedacht hätte. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals und blinzle die Tränen weg. Mein Blick ist starr auf die Tischplatte gerichtet, während ich versuche, dass woran ich mich erinnere, widerzugeben. Ich erzähle von den Typen, bei denen Soph geschnorrt hat und wie der eine sie angemacht und mich am Ende noch beleidigt hat. Mein Freund hält durchgehend meine Hand und streicht mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Wieder einmal kann ich nicht verstehen, wie ich so einen Menschen, wie Julian Brandt verdient habe. Selbst jetzt ist er noch liebevoll und besorgt. Das alles, obwohl er weiß, was ich getan habe.
„Ich war so genervt und wütend und ich wollte, dass er uns endlich in Ruhe lässt. Ich wusste doch nicht, dass er..., dass er die Treppe runterfallen würde. Ich wollte das nicht. Das müsst ihr mir glauben. Er ist gefallen und hat sich überschlagen und dann ist er... Er lag einfach da und da war so viel Blut...", ende ich mit meiner Schilderung von dem was letzte Nacht passiert ist. Trotz meines Pegels gestern kann ich mich an erstaunlich viel sehr bildlich erinnern. Es ist als hätten sich gerade sein Gesichtsausdruck und der Sturz in mein innerstes eingebrannt. Eine Träne läuft mir über die Wange und der Ausdruck im Gesicht des älteren wird ganz weich.
„Das ist nicht deine Schuld, du konntest doch nichts dafür. Wir rufen deine Mutter an, sie wird wissen, was zu tun ist. Alles wird gut, Havy. Wir kriegen das wieder hin", versucht Jule mich zu trösten. Er rutscht auf den Platz neben mir und nimmt mich so fest in den Arm, dass ich seinen Worten glaube und mich wieder etwas in Sicherheit fühle. Er hasst mich nicht. Er hat mich noch nicht rausgeworfen. Stattdessen hält er mich im Arm und streicht durch meine Haare, während weitere Tränen meine Wangen hinunterlaufen.
„Das ist ja alles ganz rührend und so, aber ich glaube da liegt ein Missverständnis vor", unterbricht mein Bruder uns. Verwirrt löse ich mich von Julian und sehe ihn an.
„Willst du schon wieder etwas gegen unsere Beziehung sagen?", fragt der blonde mit einem warnenden Unterton in der Stimme.
„Nein das ist es nicht, keine Sorge. Es ist nur so, dass Kai niemanden umgebracht hat." Schniefend wische ich mir übers Gesicht.
„Woher willst du das denn wissen?", frage ich immer noch etwas aufgelöst. Glaubt er mir etwa nicht?
„Als ich dich gesucht habe, habe ich als erstes Sophia angerufen. Sie hat mir erzählt, was passiert ist. Dem Typen fehlt nichts. Er ist kurz danach wieder aufgestanden und hat normal weitergefeiert", erklärt Jan mir schulterzuckend.
„Was? Lüg mich nicht an. Ich habe doch das ganze Blut gesehen." Er verdreht die Augen und seufzt schwer.
„Ruf doch Soph an, wenn du mir nicht glaubst." Ich runzle die Stirn und hole schnell mein Handy von oben. Ich wähle Sophs Nummer und kann es kaum erwarten, dass sie endlich rangeht.
„Kaichen? Geht es dir gut? Du bist einfach verschwunden", meldet sie sich am Telefon. Ich setze mich zurück neben Jule und bin erleichtert, dass meine beste Freundin tatsächlich rangegangen ist.
„I-ich konnte nicht dortbleiben, als ich all das Blut gesehen habe und er sich nicht mehr bewegt hat. Aber alles ist gut. Timo und Paula haben mich gefunden und Jule hat mich abgeholt." Hörbar atmet Soph auf und schnaubt kurz darauf lachend.
„Man Kai das war kein Blut, das war Cola Rum. Dem dämlichen Idioten fehlt nichts. Er ist danach aufgestanden und hat mich nochmal angemacht", erzählt sie trocken. Ein Stein in der Größe eines riesigen Felsbrockens fällt mir vom Herzen.
„Oh Gott Soph du glaubst gar nicht wie sehr du mich erleichterst. Ich dachte ich hätte ihn umgebracht", offenbare ich ihr. Wieder höre ich Lachen auf der anderen Seite.
„Ach Kaichen, du warst auch verdammt betrunken. Mach dir keine Sorgen dem geht es gut. Auf jeden Fall." Also bin ich doch kein Mörder. Meine Fresse ich sollte echt keinen Alkohol mehr trinken.
„Danke Soph. Wir sehen uns morgen in der Uni. Grüße an Mase."
„Ja bis morgen, grüß du Jule ganz lieb." Jule lächelt mich an und legt mir die Hand auf den Arm, während ich das Handy weglege.
„Also? Hatte ich recht?", fragt Jan mich. Ich muss meinem Bruder zustimmen, aber wenn er das schon die ganze Zeit wusste, warum hat er nichts gesagt?
„Hättest du das denn nicht eher sagen können? Und warum bist du überhaupt hier, wenn du doch wusstest, dass es mir gut geht und ich bei Jule bin?", motze ich ihn an. Jan räuspert sich und kratzt sich am Hinterkopf.
„Keine Ahnung warum ich nichts gesagt habe. Ich dachte vielleicht wäre noch was anderes passiert, aber jetzt ist doch alles okay, oder? Und ich bin trotzdem hier, weil ich mit dir reden wollte", erklärt er. Mein Freund schnaubt und schüttelt den Kopf.
„Kai hat sich selbst total fertig gemacht und du wusstest, dass nichts passiert ist und hast einfach geschwiegen. Schon eine ziemliche Scheißaktion von dir", weist er ihn zurecht. Wie eigentlich immer, wen Jule sich so beschützend und süß aufführt machen sich die Schmetterlinge bemerkbar. Jan sieht mich schuldbewusst an.
„Tut mir leid, ich habe nicht nachgedacht." Ich verziehe das Gesicht und schüttle den Kopf.
„Das war scheiße, aber ist schon okay. Im Vergleich zu anderen Dingen, die du gesagt hast", knurre ich. Er nickt und wippt nervös mit seinem Bein auf und ab.
„Ich kann euch auch kurz allein lassen, wenn ihr reden möchtet", bietet mein Freund an und drückt meine Hand.
„Nein, bitte bleib. Ich schulde dir auch eine Entschuldigung, Julian. Ich habe mich falsch verhalten und das tut mir leid. Ich habe da wohl ein paar Dinge aufzuarbeiten und habe meinen Hass auf euch projiziert", entschuldigt er sich bei uns. Misstrauisch ziehe ich eine Augenbraue hoch.
„Was genau rechtfertigt denn sowas zu mir zu sagen? Ich bin dein Bruder, Jan!" Er seufzt und streicht sich durch die kurzen Haare.
„Ich weiß nicht, ob ich es dir erzählen sollte. Nicht mal Mama weiß darüber Bescheid", murmelt er. Was zur Hölle hat Mama denn damit zu tun, dass Jan sich benimmt wie ein homophobes Arschloch? Ich verstehe überhaupt nichts mehr.
„Vielleicht kann ich dich dann ein bisschen nachvollziehen und dir irgendwann verzeihen." Er muss sichtlich schlucken und scheint ziemlich mit sich zu ringen, ob er mir tatsächlich sagen möchte, was ihn so beschäftigt.
„Lea weiß auch nichts, also... Das bleibt unter uns, okay?", versichert er sich. Ich nicke bestätigend und sehe ihn aufmerksam an. Ich habe nicht mal eine Vermutung, was jetzt auf mich zukommen könnte.
„Du hast dich bestimmt schon oft gefragt, warum Papa uns damals verlassen hat. Oder vielleicht auch nicht, du warst immerhin noch ziemlich klein... Jedenfalls ist er nicht einfach so gegangen. An einem Nachmittag bin ich früher von der Schule gekommen. Eigentlich hätte niemand da sein sollen, deswegen habe ich auch den Schlüssel von Mama gekriegt. Aber als ich reinkam habe ich diese Geräusche aus dem Schlafzimmer gehört. Als ich nachgesehen habe was dieses Geräusch ist, habe ich Papa erwischt. Er hat es mit einem anderen Mann getrieben. In seinem fucking Ehebett. Das muss man sich mal vorstellen. Erst hat er mich nicht bemerkt, aber der andere schon. Ich habe Papa noch nie so geschockt gesehen. Er hat mich angefleht nichts zu sagen und ich habe es ihm versprochen, aber er ist trotzdem gegangen. Er ist einfach abgehauen und mit diesem Mann zusammen durchgebrannt. Seine Familie war ihm scheißegal. Wir waren ihm scheißegal", erzählt er mit leeren Augen. Ich blinzle mehrmals und schaue meinen Bruder schockiert an. Plötzlich ergibt alles einen Sinn. All die Jahre, in denen ich das Gefühl hatte er wüsste mehr als ich. Die ganzen Andeutungen. Die homophoben Anfeindungen.
„Hast du dieses Geheimnis etwa die ganze Zeit mit dir herumgetragen?", frage ich ihn fassungslos. Er nickt langsam und lässt seine Finger knacken. Das hat er schon immer gemacht, wenn er nicht weiter wusste. Mama hasst das, aber mir hat es nie etwas ausgemacht. Auch jetzt ist das nur ein Zeichen dafür, wie nah ihm die Sache noch geht.
„Als ich realisiert habe, dass du auch schwul bist... Da ist bei mir einfach irgendeine Sicherung durchgebrannt. Ich... Ich habe dich... Du bist mein kleiner Bruder. Ich kann dich gar nicht hassen. Es tut mir so leid, was ich dir damit angetan habe. Euch damit angetan habe. Ich hoffe ihr könnt mir irgendwann verzeihen." Ich stehe auf und gehe um den Tisch herum. Jan steht auf und sieht mich unsicher an. Seufzend ziehe ich ihn in eine feste Umarmung. Es fühlt sich an, als hätte ich endlich meinen Bruder zurück. Meinen Bruder mit dem ich schon so viel durchgemacht habe. So viel und doch habe ich nie bemerkt, was er die ganze Zeit mit sich herumgeschleppt hat.
„Ich denke wir werden etwas Zeit brauchen, aber ich kann dir bestimmt verzeihen", versichere ich ihm. Jule räuspert sich und ich löse mich von meinem Bruder.
„Ich werde dir auch verzeihen, wenn du uns tatsächlich akzeptieren kannst. Ich verstehe, dass ich nicht der ideale Freund für deinen Bruder bin, den du dir gewünscht hättest mit meiner Vergangenheit, aber ich liebe ihn und ich bleibe so lange, wie Kai mich lässt", erklärt er. Was redet der schon wieder für einen Scheiß. Warum sollte er nicht der ideale Freund sein?
„Ich könnte mir keinen besseren vorstellen. Wie du Kai beschützt hast... vor mir. Das hat mir einiges klargemacht." Ich lache schnaubend.
„Junge ihr klingt beide wie aus einem kitschigen Drama. Reiten wir gleich alle zusammen in den Sonnenuntergang, oder was?", ziehe ich sie auf. Jule zieht eine Augenbraue hoch.
„Sagt der, der eben noch geheult hat", kontert er. Dämlicher Spinner.
„Ey das ist unfair", beschwere ich mich.
„Eigentlich ist es das nicht, nein. Aber was anderes, wenn ihr jetzt schon über euern Vater gesprochen habt. Es gibt da noch etwas, was ich dir sagen muss Kai", fängt Jule an und ist wieder viel zu ernst geworden. Wenn er gleich einen blöden Spruch bringt und mir sagt, er wäre mein Vater werfe ich ihm etwas an den Kopf.
„Bei dem Interview gestern, hat dieser Typ auch Fragen über dich gestellt und dabei auch deinen Vater erwähnt. Euer Vater ist wohl Botschafter im Parlament für die LGBTQ* Community", offenbart der blondhaarige uns.
„Was zur Hölle?", frage ich völlig verwirrt nach und Jule nickt nochmal.
„Ja der Reporter fand es spannend, dass du schwul bist in Bezug auf deinen Vater der sich so für... äh... unsere Rechte einsetzt." Alter was denn noch alles heute? Als hätte mein Kater und meine Angst ein Mörder zu sein nicht gereicht. Nein ich muss auch noch erfahren, warum mein Vater uns verlassen hat, dass er schwul ist und jetzt auch noch Verfechter der LGBTQ- Rechte.
„Ach so und ich weiß dein kleines Geheimnis... Lukas", grinst mein Freund plötzlich frech. Der will mich doch verarschen.
„Erstens, nenn mich nie wieder so. Zweitens, heißt das etwa ich hätte meinen Vater die ganze Zeit nur googlen müssen und hätte gewusst, wo er ist und was er macht?" Jan drückt meine Schulter und schüttelt langsam den Kopf.
„Er hätte ja auch Kontakt aufnehmen können. Schließlich bist du als erster Partner eines offen homosexuellen Fußballers nicht gerade unbekannt in der Szene", meint mein Bruder hitzig. Er hat immer noch einiges an Wut auf unseren Vater angestaut, das kann man unschwer erkennen. Aber ich kann es ihm nicht verübeln und Recht hat er auch noch. Ich weiß gar nicht wie mir geschieht oder wie ich damit umgehen soll. Natürlich hätte er sich bei mir melden können. Aber macht es mir etwas aus, dass er es nicht getan hat? Müsste ich nicht irgendetwas spüren? Nach der ganzen Obsession mit meinem Vater, die mich sogar irgendwie nach Dortmund gebracht hat ist es jetzt wo ich weiß, dass ich nur eine Google Suche davon entfernt bin ihn zu finden fast egal. Es ist als wäre er mir egal.
„Du hast recht, Jan. Er hätte uns jederzeit finden oder kontaktieren können, wenn er es gewollt hätte. Ist nicht so als wäre Mama umgezogen."
„Tut mir leid, dass ich dir dein Bild von ihm zerstört habe. Aber er ist ein egoistisches Arschloch und das wird er immer sein. Wir sind besser dran ohne ihn in unserem Leben." Ich schlucke und nicke dann.
„Du hast recht. Wir sind besser dran ohne ihn. Und Mama erst recht", schnaube ich. Kaum zu glauben, dass man so etwas seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern antut. Warum hat er sich nie gemeldet? Will ich das wirklich wissen? Vielleicht sollte ich diese Google Suche einfach machen... Vielleicht sollte ich ihn finden und zur Rede stellen. Sollte ich?

„Hast du Hunger Lukas? Und du Jan? Ich könnte Frühstück machen", schlägt Jule vor.
„Frühstück klingt toll", lächelt Jan und legt den Arm um meine Schultern. Ich sehe den älteren blonden aus verengten Augen an.
„Nenn mich nicht Lukas", knurre ich und betone jedes Wort einzeln. Der kleinere lässt sich nicht beirren und steht grinsend von seinem Platz auf.
„Ist das nicht dein Name, Lukas?"
„Man Jule", jammere ich. Wer hat ihm diesen dämlichen Namen verraten? Wahrscheinlich wird er mir bis an mein Lebensende damit auf die Nerven gehen.
„Man Lukas", grinst er frech und verschwindet in der Küche.
„Verfluchter scheiß Zweitname", nuschle ich genervt und mein Bruder lacht leise auf.
„Gott seid ihr niedlich. Das ist ja fast schon ekelhaft süß", schmunzelt er und obwohl seine Worte nicht so nett sind, ist es doch mehr als ich je von Jan zu hoffen gewagt habe. Vielleicht kann ich ihm doch schneller vergeben, als ich dachte.

Da ist ja einiges ans Licht gekommen...
aber Kai ist treu geblieben 🤝🏻

Vielleicht kann man Jan so etwas besser verstehen, auch wenn es natürlich keine Entschuldigung für solche Worte gibt.

Hoffe wie immer es hat euch gefallen 🥰

-Carmi 🤘🏻

Forbidden Desire - BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt