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Colsons PoV

Shit.
Es war bereits der nächste Morgen und mein Kopf drehte sich wie ein Karussell. Das hatte ich echt lange nicht mehr. Während ich mir sofort an den Kopf packte, versuchte ich meine Augen zu öffnen. Vergeblich. Diese taten ebenfalls weh.

Ohne eine Vorwarnung spürte ich zwei Arme um mich, die mich in irgendeine Richtung zogen. Mir wurde augenblicklich schlecht, weswegen ich würgte. Mir kam alles hoch.

„Bevor du mir die Wohnung voll kotzt, bücken!"
Freyas Stimme erkannte ich gerade so, ehe ich Kopfüber unter die Wanne gestellt wurde und brach.
Der bittere Geschmack in meinem Mund machte das alles nur unangenehmer.

„Alter!", schrie ich.
Meine Freundin drehte mit voller pulle das kalte Wasser auf und hielt es an meinen Nacken. Es war arschkalt und ich riss die Augen auf. Und aus dem nichts ging es mir besser. Während ich den Kopf ruckartig nach oben hob, saß die brünette Frau entspannt am Rand und sah mich an. „Guten Morgen.", entgegnete sie grinsend. Ich schüttelte nur mir meinem Kopf und rubbelte meine Haare an dem Handtuch welches sie mir gab.So sah ich das erste mal im Spiegel meine Platzwunde an meiner Schläfe. „Wir haben in zwei Stunden ein Termin im Krankenhaus. Falls du duschen willst oder noch was erledigen musst, mach es jetzt."

Wirklich Lust hat ich nicht. Im Gegenteil ich rollte nur mit den Augen und schnappte mir meine Zahnbürste. Dabei sah ich die Frau die hinter mir saß nur kurz an. „Dir ist bewusst das mir das so egal ist, wenn du sauer bist. Du hast es dir selber zu verdanken Colson."

„Ist doch gut Freya. Jetzt fuck mich damit nicht ab."
Es nervte mich, wie sie sich um eine einfache Platzwunde sorgte und solch einen Aufstand machte.
Ohne ihr weiter Beachtung zu schenken spülte ich meinen Mund aus und gurgelte es anschließend mit Mundspülung. Das Freya dabei das Badezimmer verließ, bemerkte ich erst gar nicht. Mit einem Blick auf mein Handy erkannte ich, das ich noch genügend Zeit hatte, um mit Casie zu reden. So rief ich also die Mutter meines Kindes über Facetime an und grinste breit, als diese sofort meiner Tochter das Handy in die Hand gab.

„Dad!
„Casie!"
„Dad!"
„Casie!"

Lachend sahen wir uns an, ehe wir uns über unseren Alltag austauschten und diese über beide Ohren strahlte. Es machte mich ebenfalls sehr glücklich.
„Ich hoffe du hast nächstes Wochenende nichts vor, Babygirl. Nach deinem Auftritt steht nämlich ein Vater-Tochter Wochenende an."

„Ja! Ja! Und Ja!"
Casie freute sich sichtlich sehr, was mein Herz nur noch mehr erwärmte. Es war so ein schönes Gefühl. Doch dann hörte ich etwas, was mir das Herz brach.
Mein Babygirl schrie panisch auf, weswegen Emma sofort zum Telefon eilte. Dieser Schrei lies mein Herz in Millionen Stücke zerspringen.

„Daddy. Du. Du blutest!"

Fuck.

„Babygirl. Das ist nur eine Verletzung weil ich eine Tür nicht gesehen-"

Sofort legte Emma mit dem Telefonat auf, während ich nich hörte wie sie versuchte, unsere Tochter zu beruhigen. Gerade als ich mit einer Zigarette in Freyas Wohnbereich lief, rief meine Ex mich auch zurück.

„Zur Hölle, was denkst du dir dabei Colson?"
Emma war laut. Sehr laut.
Erneut rollte ich mit den Augen, ertappte im Augenwinkel wie meine Freundin die Arme vor der Brust verschränkte und aufmerksam dem Gespräch lauschte. „Woher hätte ich wissen sollen, dass sie diese Wunde entdeckt?"

„Woher sie die Wunde entdeckt, Colson? Sie ist in der Grundschule und ist nicht dumm. Außerdem kursiert dein Schlägervideo aus diesem komischen Stripclub überall im Netz. Was zur Hölle wird Casie bitte von dir denken?"

Gerade als ich mich rechtfertigen wollte, haute diese etwas aus, was ich nicht erwartet hätte.

„Entweder du kneifst deine Arschbacken zusammen und benimmst dich wie ein Typ deines Alters oder ich behalte Casie solange bei mir, bis du aus deinen Fehlern lernst. Gott, du bist ein erwachsener Mann und eine öffentliche Person."

Und dann endete das Gespräch.
Wütend drückte ich meine Kippe in den Aschenbecher und sah zum Fenster. Das meine Freundin nach wie vor mich beobachtete ging mir nebenbei wirklich noch mehr auf den Piss, als Emmas Drohung, Casie mir zu enthalten.

„Ich hab dir gesagt, du sollst dich benehmen. Es war ein verdammtes Rapbattle. Genauso wie Emma es sagt: Ihr seid Väter und erwachsene Männer mit einem Leben in der Öffentlichkeit. Auch wenn es für dich das coolste sein wird, was denkst du wird deine Tochter davon halten, wenn sie das alles besser versteht? 'Oh cool ich habe ein Dad der gerne andere Rapper schlägt, während er besoffen ist'?"

„Freya. Fresse halten."
Meine Aggressionen waren kurz vorm überkochen.
Als hätte Emmas Roman nicht schon gereicht.

„Colson, deine Ex Freundin hat Recht. Möglicherweise ist es für dich besser, wenn sie dich erst sieht, wenn deine Wunde vollständig abgeheilt ist?"

Jetzt reicht es.

Zum Fick, was willst du über die Erziehung meiner Tochter wissen? Du hast es nicht einmal geschafft, ein lebendes Kind auf die Welt zu bringen."

Wütend und total aufgebracht warf ich den Aschenbecher von der Kücheninsel auf den Boden und stand nur noch wenige Zentimeter von meiner Freundin entfernt. Diese stand mit Tränen im Auge vor mir. Ihren Gesichtsausdruck konnte ich nicht entziffern: Sie wirkte total halluziniert und aufgebracht. Dennoch sprach sie kein einziges Wort.

Doch dann wusste ich, was ihre Antwort drauf war.
Mit voller Wucht klatschte ihre flache Hand meine rechte Wange ab. Es brannte wie die Hölle persönlich.

„Verpiss dich aus meiner Wohnung Colson."

Aufgebracht lachte ich auf.
War das Freyas ernst? Erst mir einen was von Arzt vorspielen, dann sich wie eine Krankenschwester um mich kümmern und mir den Tag damit vollzulabern das ich ins Krankenhaus muss, um dann noch Erziehungshilfe zu spielen?

Total wütend packte ich meine Jacke und verließ Freyas Apartment. Bewusst knallte ich die Tür zu.

*

„Das ist jetzt nicht dein ernst, Kells."

„Ihr beide wollt mir jetzt nicht sagen, dass Freya ein Recht hat, sich in Casies Erziehung einzumischen?",

„Das mit Freyas Meinung soll da mal so stehen. Colson, aber die Aussage dass sie es nicht einmal geschafft habe, ein lebendes Kind auf die Welt zu bringen ist selbst für dich hart. Ich meine du wusstest, dass sie keine Kinder bekommen kann: Was wenn dies der Grund ist? Was wenn deine Freundin wirklich keine Kinder lebend austragen kann?"

Ohne was zu sagen, sah ich Rook und Slim einfach nur an. „Was meint ihr damit?"

„Gar nichts Colson. Aber Kinder können nicht nur lebend ausgetragen werden. Wir wollen nur sagen, du kannst deine Freundin so gut du willst kennen- genauso sie dich, aber es gibt Sachen im Leben die kann kein Mensch mit jemanden Teilen. Dass du als Person, die sie wie verrückt liebt, so eine Aussage bringen musstest... Ich weiß nicht, in wie weit das jemanden triggern kann."

Slim sprach ernst zu mir, während Rook uns abwechselnd ansah. Ich wollte nicht mehr reden.
So zog ich an meinem Joint und stand von meinem Platz auf und lief an das Geländer meiner riesigen Terrasse. Stur schaute ich den Mond im Himmel an und bekam einen Flashback von dem Tag, in der ich Freya nach dem Angriff ins Krankenhaus fuhr und mit ihr die Nacht dort verbrach.

"Ich kann keine Kinder bekommen. Wenn überhaupt, würde es sofort zu einer Fehlgeburt kommen. Zudem ist das auch einer der Gründe, warum ich Stripperin geworden bin."

„Fuck!"
Ich schrie.
Laut.
Sehr laut.

„Wenn überhaupt, würde es sofort zu einer Fehlgeburt kommen.", wiederholte ich Freyas Wörter und starrte erneut in den hellen Mond, dessen Strahlen sich leicht bemerkbar machten.

Doch woher hatte Freya eine klare Gewissheit über dieses grausame Schicksal?

-
Vielen, vielen Dank an zarteseele .
Ich hoffe es gefällt euch und es ist nicht zu viel Drama.

Was denkt ihr, warum Freya sich so sicher ist, jedesmal Kinder zu verlieren?

H A B I T  -  C O L S O N  B A K E RWo Geschichten leben. Entdecke jetzt