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„Du bist so groß geworden.", bringt Gemma als erstes hervor, worauf ich mich leise räuspere und nicke. „Ich bin erwachsen geworden.", verbessere ich sie und beiße unwohl auf meiner Unterlippe herum. Ich stehe meiner Schwester das erste Mal nach acht Jahren gegenüber und weiß absolut nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll.
Louis wusste, dass sie meine Schwester ist und hat mir nichts davon erzählt, das dieser Michal mit ihr verheiratet ist. Ich habe die Nacht von Freitag auf Samstag mit ihrem Ehemann verbracht, ohne es zu wissen. Ich hätte ihn so viel fragen können, habe es aber nicht gemacht, weil ich es einfach nicht wusste.
„Du machst das mit deiner Lippe immer noch. Hör auf damit.", lacht sie bitter und zieht mich dann in eine Umarmung, die ich genau so fest erwidere. Vielleicht nicht ganz so fest, aber so stark, dass ich mich geborgen fühle. Ich umarme meine Schwester, die Frau, die ich über alles liebe. „Ich dachte, du seist tot.", schluchze ich, darauf bedacht, ihren Jumpsuit nicht zu ruinieren. Meine Schwester brummt nur an meinem Ohr, bevor sie meinen Kopf gegen ihr Schlüsselbein drückt und meinen Hinterkopf krault.
Dieser Moment fühlt sich so an, als wären wir nie getrennt gewesen. Sie kennt mich immer noch beinahe auswendig. Sie weiß, was mich entspannt und was ich mache, wenn ich nervös bin. Sie hat mich nach acht Jahren wiedererkannt. Ich habe noch immer eine Schwester, von der ich dachte, sie sei tot.
Jetzt steht sie mit einem neuen Leben in sich vor mir. Sie ist lebendig. Mit einem Baby im Bauch. „Ich werde dir alles erzählen, versprochen Hazza, aber nicht hier. Hier sind mir zu viele Leute für solch ein Gespräch. Ich hoffe, das verstehst du." Sofort nicke ich und löse mich ein Stück von ihr, bevor ich tief durchatme. „Hast du morgen Zeit? Ich habe Vorlesungen bis vier Uhr aber danach kann ich.", frage ich sie nervös und lasse Gemma los, als sie einen Kuss auf meine Stirn haucht und mich mit glasigen Augen anschaut.
„Was hältst du davon, wenn wir beide morgen einen Ausflug machen? Vielleicht in ein Museum? Du hast damals Museen geliebt. Oder Tierparks.", flüstert sie und fängt dann erst an zu weinen. Ich nicke und ziehe meine Schwester wieder in meine Arme. „Der Tierpark hört sich gut an. Dürfen wir da einfach so allein hin?" Gemma nickt und atmet ein paar Mal tief ein. „Ich hole dich morgen am Herrensalon ab. Da warst du doch schonmal, nicht?" Ich nicke, fühle mich aber noch nicht bereit, meine Schwester loszulassen.
„Es freut mich so sehr, dass es dir gutgeht, Hazza. Ich... der Autounfall. Ich konnte mich eine Zeit lang nicht erinnern, aber als ich es wieder konnte habe ich Jahre gebraucht, um dich zu finden. Ich hätte die Suche fast aufgegeben, als du plötzlich in Mishs Büro standest. Ich hätte dich dort schon an mich ziehen sollen und nie wieder gehen lassen, aber ich war so schockiert. Ich habe meinen kleinen Bruder wiedergefunden.", schluchzt sie und lacht leise auf. „Obwohl, klein bist du ja nichtmehr. Du bist ein halber Riese.", lächelt sie und haucht erneut einen Kuss auf meine Stirn.
Auch ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen und mache einen kleinen Schritt zurück, um das Thema auf ihren Babybauch zu lenken. „Bist du schwanger?", frage ich dann und wische mir über die Wangen. Gemma nickt nur und legt eine Hand auf die große Wölbung. Oder den kleinen Bauch, je nachdem man es nennen möchte. „Im fünften Monat. Mittwoch komme ich in die neunzehnte Woche.", entgegnet sie und holt ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche. Fragend hält sie mir auch eins entgegen, worauf ich ebenfalls eins nehme und mir die Nase putze.
Anders als Gemma geräuschvoll und mit viel Rotze, aber was raus muss, muss raus. „Dann werde ich Onkel? Oh Gott, ich werde Onkel.", grinse ich und reibe mir über das Kinn. Ich muss ihr definitiv etwas schenken. Vielleicht einen kleinen Strampler oder einen Schnulli? Ich habs! Ein Strampler mit irgendeinem kitschigen Spruch. Vielleicht „best uncle"?
„Schatz, es ist gleich vier Uhr, du musst..." Michal taucht neben uns auf und schlingt seinen Arm um meine Schwester. Meine Schwester, die verheiratet ist und ein Kind von ihrem Mann erwartet. Oh Gott, ich habe so viel verpasst, während ich dachte, meine Schwester sei tot. „Mir geht es gut, Darling. Ich habe keinen Kuchen angerührt und meinem Zucker geht es gut.", beruhigt sie ihren Mann, der anscheinend ziemlich skeptisch ist und eine Hand auf ihren Bauch legt. „Ich habe Schwangerschaftsdiabetes. Michal übertreibt manchmal ein wenig.", erklärt Gemma und schaut ihren Mann grinsend an.
Kopfschüttelnd widerspricht er ihr und lächelt an mir vorbei, worauf ich meinen Kopf ebenfalls nach links drehe und feststelle, dass Louis neben mir steht. Eigentlich merke ich es, wenn Leute sich an mich ran schleichen, aber ich habe meine Schwester endlich wieder, da vergisst man vieles auch mal. Kurz schaue ich Louis an, der mich eindringlich mustert, ich jedoch wieder den Blick abwende und mich leise räuspere. „Es freut mich, dich als Schwager kennenzulernen?" Ich lasse es als Frage da stehen, werde im nächsten Moment jedoch von Michal in eine brüderliche Umarmung gezogen.
„Es freut mich, auch dich als Schwager zu haben. Was hältst du davon, wenn wir mal einen Kaffee trinken gehen? Ich glaube du hast Gemma und mir haufenweise etwas zu erzählen. Es sind acht Jahre vergangen, seitdem ihr euch das letzte Mal gesehen habt, richtig?" Ich nicke und schaue zu meiner Schwester, die mich ebenfalls anschaut. „Wir gehen morgen in den Tierpark. Du kannst mitkommen.", schlage ich vor und höre Louis neben mir lachen.
Verwirrt wende ich mich an ihn und hebe eine Augenbraue. „Tierpark? Wie alt bist du, 12?", will er belustigt wissen, jedoch finde ich es nicht lustig und wende mich wieder von ihm ab. Wieso sollte ich nicht in den Tierpark gehen dürfen? Weil ich volljährig bin?
„Ein anderes Mal gerne, aber morgen habe ich einen Termin, den ich nicht verschieben kann.", lehnt Michal ab, worauf ich verstehend nicke und zum tausendsten Mal meine Schwester anschaue.
Hat sie sich nicht verändert, weil sie damals schon volljährig war oder will ich es einfach nicht sehen, dass sie sich verändert hat. Sie kann nicht mehr die Gemma von damals sein. Sie ist erwachsen geworden. Sie ist schwanger, hat geheiratet. Arbeitet, lebt glücklich mit ihrem Mann. Das hatte sie damals alles nicht.
Und dann merke ich es. Wir beide haben uns verändert. Gemma und ich sind zu den Personen geworden, die wir jetzt sind. Wir sind beide volljährig. Wir haben uns verändert. Es sind acht verdammt lange Jahre vergangen. „Ich muss dich nochmal umarmen, tut mir leid.", murmelt Gemma plötzlich und zieht mich erneut in eine Umarmung, die mich leise kichern lässt. „Solange du mich nicht durch die ganze Wohnung jagst, kannst du mich umarmen, wann immer du willst Gem.", flüstere ich und schließe die Augen, als sich ihre Hand an meinen Hinterkopf legt.
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His royal highness • or just Louis?
FanficEveryone who's involved in sexual content is 18+ Harry ist gerade mitten in seinem Studium, als er durch die internationalen Nachrichten erfährt, dass er einer der zwölf Auserwählten ist, die um die Hand der englischen Prinzessin Charlotte werben mü...