Inho E
Am Rande meines Bewusstseins bekomme ich mit, wie sich jemand neben mich ins Bett legt. Träume ich?
Es ist nicht ganz dunkel, durch die dünnen Vorhänge dringen die Lichter der Straßenlaternen ins Zimmer. Das Kopfkissen fühlt sich an wie Stein und die Bettdecke schlängelt sich viel zu warm um meine Gliedmaßen, der zu kühle Hintern hängt draußen. Um daran etwas zu ändern bin ich aber zu müde. Mein Körper ist schwer wie Blei, als hätte ich den ganzen Tag Sport gemacht. Dabei lag ich nur herum wie ein Trauerkloß, wie immer.
Die Person neben mir regt sich und ich wende mich automatisch ihr zu. Die alten Gewohnheiten sind alle noch da, während er das längst nicht mehr ist. Als ich die Hand ausstrecke, berühre ich schon nach wenigen Zentimetern seine Brust. Er ist so nah. Und so real. Ich spüre seine Wärme unter der weichen Oberfläche des Pyjamas.
"Hyunuk", hauche ich mit eingeschnürter Kehle. Verschlafen grummelt er als Antwort, wodurch sein Brustkorb vibriert. "Du bist hier!", flüstere ich ehrfürchtig. Er brummt bestätigend. Es fühlt sich so echt an!
Ich lehne mich in seine Halsbeuge und atme mit einem tiefen Seufzer seinen Geruch ein. Sein ruhiger Atem landet auf meinem Gesicht. Ich spüre, wie seine Brust sich mit jedem Atemzug hebt und senkt und lausche einfach nur seinem Dasein, bis er sich wieder bewegt. Hyunuk dreht sich zu mir, legt seinen Arm um mich und vergräbt seine Nase tief in meinem Schopf, so wie er das früher auch immer gemacht hat.
Meine Hand schiebe ich über seine Rippen nach hinten und halte mich an ihm fest, um noch näher zu rücken. Ich brauche noch mehr von ihm. Unsere Körper berühren sich und tauschen diese Geborgenheit aus, die ich so sehr vermisst habe.
Über seine Wirbelsäule wandere ich mit der Hand hinauf in seinen Nacken und schiebe meine Finger in seine Haare, die mir kürzer vorkommen als ich es gewohnt war. Aber er mag es immer noch, er summt leise an meinem Schopf und teilt mir damit mit, wie sehr er meine Berührung genießt.
Leise hauche ich: "Ich liebe dich", und er beantwortet es durch einen weichen Kuss auf meinen Scheitel. Ich könnte heulen vor Freude.
Viel zu viel habe ich verpasst und konnte in seinen letzten Momenten nicht da sein. Doch das zählt jetzt nicht mehr. Nichts außer Hyunuk ist wichtig. Ich blende alles andere aus und konzentriere mich darauf, dass er hier ist. Er liegt nur da, einfach so, wohlbehalten in meinen Armen, wo er hingehört, und das ist das größte Glück auf Erden.
Es ist bestimmt nur ein Traum, aber endlich konnte ich mich richtig von ihm verabschieden und es ihm wenigstens noch einmal sagen.
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Inho D
Mein Date von gestern sieht sehr schön aus beim aufwachen. Ich übernachte nicht oft bei anderen und bei den meisten bisher hatte ich nicht so große Lust, sie morgens ausgiebig zu betrachten. Bei noch niemandem eigentlich. Die sahen halt ganz normal aus.
Hyunuk hingegen ist irgendwie... wunderschön? Die Morgensonne fällt so sanft in sein Gesicht und unterstreicht seine warmherzigen Züge und die dunkelbraunen leuchtenden Augen. Ihn anzusehen, daran könnte ich mich gewöhnen.
Seine Stimme, die morgens noch tiefer ist, ist auch nicht zu unterschätzen. Die könnte ich mir auch öfter anhören. Ruhig erwidere ich sein "Guten Morgen", dann schenkt er mir ein sanftes Lächeln. Ich gebe dem inneren Drängen, ihn zu berühren, nach und streiche ihm eine wellige braune Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Du warst unerwartet süß nachts", raunt er vergnügt.
"Hö??", gebe ich überrascht von mir. Ich könnte schwören, nach dem vielen Sex hätte ich geschlafen wie ein Stein. Das grenzte ja schon an Hochleistungssport, was wir gestern veranstaltet haben.
"Kannst du dich nicht erinnern?", wundert er sich, was ich ihm so bestätige. "Tja", schmunzelt er dann, "wenn du es nicht mehr weißt, verrate ich es dir nicht."
"Oooch", schmolle ich. Er wird ernster.
"Normalerweise lasse niemanden so lange da..." Ja, das meinten seine Kumpels in der Bar auch, als er mich mitgenommen hat - so in etwa mal sehen, ob ich länger als eine halbe Stunde schaffe, eh Hyunuk mich rauswirft. Der Rekord wären wohl drei Minuten. Ich hab die ganze Nacht hier verbracht. Was das wohl heißen mag?
"Aber?", hake ich gespannt nach. Ich weiß nicht, ob ich mir etwas darauf einbilden kann, aber es schmeichelt mir durchaus.
"Hätte nichts dagegen, wenn du noch länger bleibst", meint er leise.
Nun lässt sich das Grinsen, das sich in meinem Gesicht ausbreiten will, nicht länger aufhalten. Ich bleib sehr gerne noch ein bisschen. Vielleicht auch noch etwas länger.
ŞİMDİ OKUDUĞUN
Weltenwechsel - Hyunho FF
Hayran KurguWas wäre, wenn du eines Tages aufwachst und deine ganze Welt sich falsch anfühlt? Wenn alles irgendwie anders aussieht, deine Freunde sich wie ausgetauschte Doppelgänger benehmen und ein Fremder dich in- und auswendig kennt? Inho will eigentlich nur...