Kapitel 11 - Weylan

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Trulda und Weylan schleppten sich mit einem gelegentlichen Stolpern den Waldweg entlang. Die Sonne stand dicht über dem Horizont und badete die Landschaft in rötliches Licht. Mond und Sterne leuchteten bereits, aber die Äste der Bäume überragten an vielen Stellen den Weg und warfen tiefe Schatten über den Boden.

Weylan hielt den Kopf beim Gehen gesenkt und kickte gelegentlich nach Steinen. Trulda knuffte ihn aufmunternd in die Seite: „Na, du wolltest doch immer auf Abenteuer gehen. Ist das nicht toll?"

Er schüttelte leicht den Kopf: „Nein. Nicht so. Ich wollte eine etwas abenteuerlichere Charakterklasse. Das stimmt schon. Jäger oder Waldläufer. Mit dem Auftauchen der Wölfe habe ich sogar mit der Idee gespielt mich in einer richtigen Kämpferklasse ausbilden zu lassen. Aber ich wollte meine Abenteuer von daheim aus starten. Wo ich mich auskenne und meine Freunde und meine Familie sind." Er blieb stehen und sah den Weg zurück: „Jetzt kann ich dort vielleicht nie wieder hin. Zumindest nicht solange die Plage besteht. Oder jemand eine Möglichkeit findet, Wiedergänger endgültig auszuschalten."

„Vielleicht vergisst er dich auch einfach."

„Und woher weiß ich das dann? Dieser Irre könnte auch in ein paar Jahren einfach mal beschließen vorbei zu kommen."

Trulda nickte widerwillig. Eine Weile gingen sie ruhig weiter, dann unterhielten sie sich über ein paar alte Geschichten aus dem Dorfleben. Während die Sonne sich immer weiter dem Horizont näherte, wurde Trulda langsam immer ruhiger und schließlich versiegte das Gespräch.

Trulda sah sich immer wieder nervös um oder sah zur Sonne hin.

Die beiden gingen eine Weile stumm weiter. Als die Schatten länger wurden, begann sie leise vor sich hin zu singen:

„Hello darkness..."

Weylan hörte eine Weile fasziniert zu, bis er sich nicht mehr zurückhalten konnte: „Du singst in der Schöpfersprache?"

Sie brach ab und schluckte: „Sorry... Ich meine... tut mir leid. Ich mag keine Dunkelheit. Macht mich einfach nervös, wenn ich um mich herum nichts sehen kann."

„Was bedeutet der Text?"

„Meine Mutter hat das oft auf der Gitarre gespielt, während mein Vater mitgesungen hat. Das stammt von zwei Wiedergänger-Barden namens Simon und Garfunkel. Der Text handelt von Einsamkeit und davon, dass Dunkelheit manchmal eine sichere Zuflucht sein kann. Oder so ähnlich. Ist ziemlich poetisch."

„Du fühlst dich nicht wohl, wenn es finster ist?"

Sie machte nur eine vage Geste.

„Du bist doch mit dem Fahrenden Volk aufgewachsen? Seid ihr nicht dauernd nachts unterwegs gewesen?"

„Überhaupt nicht. Nachts haben wir ein Lager aufgebaut. Wagen fahren nicht, wenn wir den Weg nicht genau sehen können. Viel zu gefährlich. Wir hatten Lagerfeuer, Lampen und drei Illusions-Magier die Lichtgloben um uns herum erschufen. Ich habe keine stockfinstere Nacht gesehen bis ich in deinem Dorf angekommen bin. Ihr könntet wirklich wenigstens ein paar große Öllampen an den Hauptkreuzungen aufstellen."

Weylan wollte gerade antworten, als er in der Ferne Lichtschein sah: „Scheint als mögen die auch keine Finsternis."

Ein paar Minuten später kamen sie über einen Hügel und konnten auf die Quelle des Lichts heruntersehen. Das Dorf im Hintergrund war recht finster, aber auf dem Feld davor hatte sich eine Menge mit fast hundert Leuten versammelt von denen die meisten eine Fackel bei sich trugen. Ein ganzes Lichtermeer umgab ein Podest das in der Mitte der Lichtung aufgebaut stand. Aufgeschichtetes Holz und ein Pfahl oben drauf.

Dungeon der Assassinen (Band 1: Questgeber)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt