Die Dryadenprinzessin Ulmenglanz schritt schnell durch den Wald. Ihre mystische Verbindung mit dem Wald ermöglichte es ihr, Kraft aus ihm zu ziehen. Innerhalb des Waldes würde sie daher nie müde werden. Direkt hinter ihr schnauften die Menschen, die ihren Baum auf einer Trage in einem Tontopf hinter ihr hertrugen. Torm, der junge Magier der sie begleitete, hatte es mit einer magischen Tragescheibe versucht. Leider hatte der Baum sofort Wurzeln ausgetrieben, die dem Zauber sein Mana ausgesaugt hatten. Nun trugen sie ihn zu viert auf dem Holzgestell.
Zwei Waldläufer sicherten die Seiten. Direkt vor dem Baum ging Esche, der Druide, der stolz das Kästchen mit den Samen mit Lederbändern auf seinem Rücken befestigt trug. Die Schutzzauber der Saatkiste verbanden auch ihn mit der Magie des Waldes. Nur schwach, aber er konnte es deutlich spüren. Er fühlte den Wald. Die Bäume und Tiere. Wo sie waren, was sie fühlten. Er konnte kaum noch gerade gehen, aber dafür grinste er breit vor sich hin.
Ulmenglanz richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Umgebung. Der Wald vor ihr war nicht leer, aber weit und breit konnte sie keinen der Invasoren spüren. Nur weitere Helden. Wie diejenigen, die auf dem mystischen Spawnpoint aufgetaucht waren, um ihnen zu helfen. Sie stutzte. Einige Späher oder Nachzügler wären nicht ungewöhnlich gewesen, aber sie spürte in der näheren Umgebung über zwanzig dieser Helden. Was machten die alle so weit vom Schlachtfeld entfernt? Waren sie desertiert? Warum, wenn sie doch freiwillig hier waren?
Brennender Schmerz schoss durch ihren Körper. Ein Gefühl, als würde ihr ganzer Körper übergangslos in Flammen stehen. Sie brüllte gepeinigt auf, die Welt drehte sich um sie. Als sie an sich herabsah, erwartete sie brennende Haut und sengendes Fleisch zu sehen, aber optisch war alles normal. Ihr wurde schwarz vor Augen. Dann verschwand der Schmerz wieder, ebenso übergangslos wie er gekommen war. Sie fand sich flach mit dem Gesicht im Dreck auf dem Boden liegen. Der Druide half ihr auf, während ihre anderen Begleiter sie besorgt ansahen. Die Dryade ignorierte sie. Sie fühlte in sich hinein, wo sie nun eine Leere spürte. Die Verbindung zum Tempel und über diesen zur Magie des Waldes war verschwunden. Weg. Sie fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben schwach und ermüdet. Ihre Gliedmaßen fühlten sich schwer und träge an.
„Prinzessin, seid ihr in Ordnung?" Der Druide klang verwirrt.
„Nein. Überhaupt nichts ist in Ordnung." Sie stand auf und stieß ihn dabei von sich. „Jemand hat den Tempel von Findrabarr vernichtet. Zurückblickend sah sie über den Bäumen eine dichte Rauchwolke aufsteigen. „Der Tempelhain brennt. Wir müssen zurück!"
Esche hielt sie am Arm zurück und fing sich dafür beinahe einen Rückhandschlag ein. „Niemand kann dem Tempel schaden, solange Erzdruide Hasel lebt. Gegen jemanden der ihn überwinden konnte..."
Sie gab den Versuch auf ihren Arm aus seiner Hand zu befreien und starrte betroffen auf die Rauchsäule. „Du hast recht. Wir haben keine Chance gegen was auch immer Hasel besiegen konnte. So wie das aussieht, ist es auch bereits zu spät. Unser Entkommen ist jetzt noch wichtiger geworden. Daher..."
Ein Luftzug ließ sie verstummen. Etwas war dicht an ihrem Gesicht vorbeigeflogen. Einer der Träger des Baumes fasste sich an die Kehle, in der nun ein Pfeil steckte. Er brach gurgelnd in die Knie.
Ulmenglanz fuhr herum und sah gerade noch jemanden mit einem Bogen hinter einem Baum verschwinden. Das Geräusch schneller Schritte und kackender Zweige hallte durch den Wald.
Die Dryade hob die Hand und befahl den Pflanzen den fliehenden zu umschlingen und aufzuhalten. Der geistige Ruf verhallte in der Leere. Ulmenglanz sah sich verwirrt um, dann brach es wie ein dunkler Sturm über sie herein. Ihre Verbindung zum Wald... war weg. Ihre Fähigkeiten als Priesterin von Finrdabarr... weg. Sie brauchte keinen Blick auf ihren Status-Screen zu werfen um zu wissen, dass alle ihre Level als Priesterin verschwunden waren. Sie ging in die Knie und würgte trocken.
DU LIEST GERADE
Dungeon der Assassinen (Band 1: Questgeber)
FantasyRaids und Questen sind unterhaltsam, es sei denn man ist ein NSC. Das einzige Virtuelle MMORPG Spiel, das von einer echten KI gesteuert wird, erobert die Welt im Sturm. Realistisch reagierende NSCs, intelligent agierende Monster und individuell an...