Der Spawnpunkt leuchtete auf und OrkSlayer der Mächtige erschien. Er streckte sich, strich sich mit der Hand durch die orangefarbenen Haare und sah an sich herunter. Wo er gestern noch ein maßgeschneidertes Kettenhemd anhatte, trug er nun nur noch die wattierte Unterkleidung. Seine Hand griff unbewusst wütend nach dem Schwertgriff, tastete aber ins Leere. In seinem Gürtel fand er nur eine Scheide mit einem Dolch. Er packte ihn und schleuderte ihn mit einem wortlosen Schrei achtlos zur Seite.
Einige der Einheimischen, die sich fast schon an das dauernde auftauchen und verschwinden von Wiedergängern gewöhnt hatten, sahen nun doch hoch. Als er vom Spawnpoint sprang, gaben sie ihm einen weiten Weg frei und behielten ihn misstrauisch im Auge. Überall wo er hinsah herrschte rege Aktivität. Holzfäller zogen mit Pferden Baumstämme heran, Handwerker erneuerten die Palisade und an den vier Ecken des Dorfes wurden die Fundamente für Wachtürme ausgehoben. Ein gutes Dutzend der buckligen Diener von FederovaDieErste waren überall zu sehen. Sie verhandelten mit Handwerkern, leiteten Bauarbeiten und packten an allen Ecken und Enden mit an. Eine Gruppe aus fünf Männern in Lederrüstung wanderte aus dem Gasthof kommend Richtung Wald. Jeder trug ein Kurzschwert am Gürtel und einen Langbogen und Köcher auf dem Rücken. Die Bögen waren bereits gespannt, was ihm verriet, dass es sich um magische Waffen handelte. Normale Bögen verloren bei solcher Behandlung schnell ihre Spannkraft. Damit waren es vermutlich Abenteurer, aber sicher konnte er sich nicht sein. Das System gab keinerlei Hinweise wer ein NPC und wer ein Spieler war.
OrkSlayer marschierte schnellen Schrittes in Richtung Dorfmitte. Unterwegs fuhr er einen in billige Bauernkleidung gewandeten Mann an: „Wo ist der nächste Tempel von Peituwin?"
„Herr... verzeiht, aber wir haben nur ein Haus mit Schreinen für alle Götter."
Der Krieger beugte sich näher an den Mann heran: „Und wo ist der?"
„Dort drüben Herr, einfach diese Querstraße entlang, auf der linken Seite. Ihr könnt es nicht verfehlen?"
Ohne ein Wort des Dankes folgte der Krieger der Wegbeschreibung zu einem einstöckigen Gebäude. Schmucklos aber sauber ragten die Mauern des Fachwerkhauses empor. In einem Bogen um die Tür herum waren kopfgroße Schilder mit den Symbolen der Götter befestigt. Er suchte und fand schnell das Symbol, dass er suchte. Eine goldene Schlange, die sich über zwei parallel liegende Magierstäbe zu einer S-Form schlängelte. Er warf die Tür auf und stampfte hinein, den Staub der Straße immer noch an den Füßen. Das Gebäude bestand aus einem einzigen länglichen Raum, dessen Seiten durch durch Bretterwände in einzelne offene Nischen unterteilt waren.
Ein alter Mann, der eben ganz im hintersten Bereich den Boden vor Golgoroths Altar gewischt hatte, sah auf und eilte auf ihn zu: „Willkommen, Fremder! Willkommen im Schrein aller..." OrkSlayer schob ihn achtlos zur Seite und marschierte auf sein Ziel zu. Vor der Statue eines Mannes, der ihm eine offene Truhe entgegenhielt, ging er auf ein Knie: „Peituwin, Gott des Handels, nimm mein Opfer an."
Aus dem Nichts erschienen durchscheinende grünliche Rechtecke aus Papier über seinen geöffneten Händen, die wie von einer unsichtbaren Kraft angezogen, in einem wirbelnden Sturm in der Truhe der Statue verschwanden. Die Statue des Gottes begann langsam von innen heraus zu leuchten, bis sich die Augen des Gottes öffneten. Die Stimme erklang aus allen Richtungen: „Dein Opfer ist mir wohlgefällig. Was wünschst du dir?"
„Ich brauche ein gut gearbeitetes Schwert und ein maßgefertigtes Kettenhemd guter Qualität."
Ein Schwert erschien in einem goldenen Leuchten auf dem Boden. Dicht gefolgt von einem Bündel aus Metallringen. „Ist das alles, Abenteurer? Das hättest du auch in jedem Laden bekommen können."
Der Krieger winkte abfällig ab: „Nah. Die nehmen kein echtes Geld und ich habe sowas von keinen Bock, erst tagelang Ratten oder Wölfe oder sowas zu jagen, um über Anfängerquesten Gold zu verdienen. Jetzt kille ich erstmal diesen nichtsnutzigen Schäfersohn und dann suche ich mir ein paar richtige Questen. Ich muss unbedingt hochleveln um bereit zu sein, wenn die Beta-Phase endet. Ich bin sowieso erst in der zweiten Phase reingekommen. Ich will nicht in der Masse untergehen, wenn hier hunderttausende von Noobs auftauchen."
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Dungeon der Assassinen (Band 1: Questgeber)
FantasyRaids und Questen sind unterhaltsam, es sei denn man ist ein NSC. Das einzige Virtuelle MMORPG Spiel, das von einer echten KI gesteuert wird, erobert die Welt im Sturm. Realistisch reagierende NSCs, intelligent agierende Monster und individuell an...