Abifahrt

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Marie drückte nochmal kurz meine Hand und ging Richtung Tür. „Ich warte an der Haltestelle auf dich".
„Warum hat Marie deine Hand so gedrückt, ist alles gut bei dir?" Sie hatte es also gesehen, super.
„Ähm ja, klar alles ist gut, sie hat sich nur verabschiedet." Frau Haas sah mich skeptisch an, aber fragte nicht weiter nach.
Sie ging zum Pult und sortierte ihre Sachen in den Rucksack ein „Ich wollte mich für den bösen Blick eben entschuldigen", sie war schon zur Tür gegangen und schaute mich nicht einmal an. „Bis Montag Julia", und schon war sie verschwunden. Ich wusste nicht so richtig, was ich darüber denken sollte aber machte mir auch keine weiteren Gedanken, sondern ging raus zu Marie.
Ich erzählte ihr von dem komischen Gespräch oder eher Monolog und wir liefen zusammen nachhause, denn der Bus würde erst in 10 Minuten kommen. Es ist nicht weit bis nachhause, aber mit dem Bus ist es um einiges komfortabler.

Wir verabschiedeten uns und ich ging in mein Zimmer. Ich setzte mich sofort an den Schreibtisch und begann mit den Hausaufgaben, weil ich keine Lust hatte diese am Wochenende machen zu müssen. Als ich noch schnell meine Mails checkte, sah ich eine Mail von meiner Klassenlehrerin Frau Kraft mit dem Betreff Abifahrt.

Guten Abend meine Lieben,
entschuldigt die späte Störung, aber wie ihr wisst, steht bald unsere Abifahrt nach Rom an. Ich habe noch ein paar Organisatorische Dinge, für die wir im Unterricht keine Zeit haben, sie zu besprechen:
- wir treffen uns am Montag um 4 Uhr am Schulhof um mit dem Bus zum Flughafen zu fahren
- Unser Flug geht um 9 Uhr und dauert ca 3 Stunden
- Denkt an die Richtlinien für Koffer und Handgepäck
- Wir sind 10 Tage unterwegs
Weiteres besprechen wir dann im Bus. Ich freue euch sagen zu dürfen, dass meine nette Kollegin Frau Haas uns begleiten wird. Ihr werdet sie noch früh genug kennen lernen, wenn ihr sie nicht bereits im Deutschunterricht habt.

Mit freundlichen Grüßen
Frau Kraft

Ich war ein bisschen überfordert, als ich die Mail las und leitete sie gleich in unseren Gruppenchat weiter. Ich war nicht sicher, ob ich mich freuen sollte oder ob ich jetzt Angst hatte, denn ich hab mich schon so lange auf die Fahrt gefreut und will nicht, dass sie wegen Frau Haas blöd werden könnte.

M: Oh man ich freue mich so, das wird bestimmt mega cool, vor allem mit so einer netten Begleitung
S: Ich kenne sie zwar nicht, aber so wie ihr das immer erzählt scheint es eine entspannte Fahrt zu werden, hoffentlich nicht so viele Regeln. Viel Spaß euch
L: und eine gewisse Menge an Alkohol sollte auch vertreten sein
Ja: Ja das wird wirklich cool
Ju: entspannt euch mal, am Ende werden wir schon vor der Fahrt ausgeschlossen, weil ihr wieder übertreibt
M: jaja Mama ist schon in Ordnung :P

Ich mochte meine Freunde wirklich sehr, sie waren nur manchmal etwas zu aufgeregt und vielleicht ein bisschen speziell.
Heute Abend gehen wir alle zusammen aus, wir nehmen auch die Jungs aus unserem Deutschkurs mit. Wir gehen in einen bekannten Club, er ist mitten in der Stadt und immer voll.
Ich machte mich fertig und traf mich mit den anderen. Zusammen fuhren wir mit dem Bus zur Disco und tanzten. Es flossen auch ein paar Tropfen Alkohol, aber naja man muss das Jungsein ja ausnutzen.
„Ey Julia, ist das nicht die Haas da drüben mit dem kurzen schwarzen Kleid?"
„Oh ja, das ist sie", mit blieb der Mund offen stehen, sie sah wirklich sehr attraktiv aus. Ich glaube das wusste sie auch, so wie sie tanzte. Die Frau an ihrer Seite erkannte ich auch, es war meine neue Ethiklehrerin Frau Wagner. Ich drehte mich schnell um, denn ich wollte nicht, dass wir uns hier begegneten.
„Hey Marie kommst du mit auf Toilette?"
„Ne sorry, ich muss wirklich nicht, bis gleich".
Ich machte mich auf den Weg zu Toilette, es ist echt dringend. Ich fühlte mich sofort erleichtert. Als ich fertig war ging ich zum Waschbecken, um meine Handy gründlich zu waschen, diese Toiletten hier sind echt eklig.
„Hey Julia, bist du's? Ich hatte eigentlich in Erinnerung, dass du noch minderjährig bist oder erinnere ich mich da falsch?"
„Hallo Frau Haas, was ein Zufall, ehem ja, ich bin 17...", am Ende meines Satzes wurde ich immer leiser.
„Ich hab mich früher auch in jede Disco begeben, man kennt eben die Tricks", sie lachte mich an und schaute mir tief in die Augen.
„Naja ich geh dann auch mal auf Toilette, bis später Julia".
Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten, ihr kurzes Kleid und der Alkohol verstärkten all diese Gefühle, naja von Gefühlen kann man nicht reden, eher diesen Zustand. Ich ging raus und grüßte Frau Wagner, die wahrscheinlich auf Frau Haas wartete. Sie lächelte mich nett an und grüßte zurück.
Als ich wieder bei Marie war erzählte ich von meiner Begegnung, sie freute sich total, aber ich hatte irgendwie schlechte Laune bekommen. Ich trank noch einen Shot, dann ging es wieder etwas besser.
„Hey Julia, was guckst du so traurig, komm wir tanzen ein bisschen, dann kommt dein Lächeln schon wieder zurück", sagte Finn und ich ließ mich darauf ein. Es machte wirklich Spaß mit ihm zu tanzen, wir wussten beide, dass wir nur gute Freunde waren und waren froh, dass niemand etwas vom anderen wollte.
Ich lachte ausgelassen, als ich mich irgendwie beobachtet fühle. Ich schaue mich um und sehe Frau Haas, die mich mit dem gleichen Blick anschaute, wie schon heute im Unterricht. Ich ignorierte sie und tanzte weiter.

Nur in meinen TräumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt