Gefühlschaos

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Ganz langsam kamen sich unsere Gesichter näher. Ich legte meine zweite Hand auf ihre Schultern und zog sie vorsichtig ein Stück näher an mich heran. Ich wusste nicht wo ich diesen ganzen Mut hernahm, aber ich wollte sie grade einfach nur spüren. Unsere Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter entfernt. Ihre Augen brannten sich in meiner Seele ein. Sie schloss die letzte Lücke zwischen uns und legte ihre Lippen auf meine. Ich erwiderte den Kuss und fühlte Dinge, die ich in meinem ganzen Leben noch nicht gefühlt habe. Der Kuss schmeckte nach Salz und nach ganz viel Verbundenheit. Zwischen unsere Köper passte kein Stück Papier mehr. Sie schob ihre Hände unter mein Shirt und strich mir über den Rücken. Ich streichelte mit meinem Daumen sanft ihre Wange.
Eine größere Welle, als die vorherigen zwang uns unseren Kuss zu unterbrechen. Das Wasser knallte uns ins Gesicht und wir lachten. Ich vermisste ihre Lippen und ihre Nähe jetzt schon.
Ich schaute ihr verlegen in die Augen. Sie nahm wieder meine Hand und lächelte. Danach schlug sie ihre Beine um meine Hüfte und ihre Arme um meinen Hals. Dabei unterbrach sie nicht für eine Sekunde unseren Blickkontakt. Ich legte meine Arme um sie, um sie halten zu können. Im Wasser wog sie gar nichts, ich spürte sie kaum. Sie legte ihre Stirn an meine. Wir küssten uns erneut. Es war alles ganz zärtlich und behutsam. Als wir uns voneinander lösten, legte sie ihren Kopf auf meine Schulter. Ein kribbeln ging durch meinen ganzen Körper. Ich konnte nicht glauben, was hier grade passierte. Mit ihren Fingern zog sie kleine Kreise in meinem Nacken.
Nach einigen Minuten lockerte sie ihren Griff und schaute mich an.

„Ich denke wir müssen langsam gehen, nicht, dass wir zu spät zum Programm kommen."
Mein Blick wurde trauriger, ich wollte diesen Moment nicht beenden. Sie scheint es gemerkt zu haben. Sie legte ihre Hand unter mein Kinn und hob mein Kopf, damit ich ihr in die Augen schaute.
„Sei nicht traurig, das war sicher nicht das letzte mal", sagte sie behutsam.

Die Traurigkeit verschwand ein bisschen und ich konnte ein Lächeln hervorbringen. Sie löste sich von mir und zog mich an meiner Hand zum Strand. Als wir am Sand standen schaute ich an mir hinunter. Ich tropfte. Ich zog mein Shirt aus und stand nun im Sport BH vor ihr. Sie schaute mich an. Für mich machte es keinen Unterschied, ob ich jetzt im Bikini oder Sport BH vor ihr stand. Ich rung mein Shirt aus und legte es mir über die Schulter.

„Hey, starren ist unhöflich", sagte ich mit einem wissenden Grinsen im Gesicht.
Sie schüttelte verlegen den Kopf und ging auf ihre Schuhe zu. Ich lief hinter ihr. Während dem Laufen zog sie sich auch ihr Shirt aus, ich musterte sie von oben bis unten. Sie drehte sich um und zwinkerte mir zu. Sie hatte mich ertappt. Als wir uns unserer Schuhe wieder angezogen hatten, ging ich auf sie zu und gab ihr noch einen Kuss bevor wir losgingen. Wir hatten keine Lust zu joggen und gingen Hand in Hand. Keiner sagte was. Es war nicht unangenehm, aber ich wollte wissen, wie das zwischen uns jetzt weiter ging.

„Du bist meine Lehrerin", ich schaute zu Boden.
„Ja, ich weiß. Das was wir hier machen ist verboten, aber ich kann meine Gefühle für dich nicht unterdrücken", sie klang, als wäre sie mit ihrer Entscheidung zufrieden.
„Was für Gefühle?", sie blieb stehen und schaute mir tief in die Augen.
„Ich schätze, dass ich mich in dich verliebt habe Julia"
Ich feierte innerlich grade eine Party, hatte sie das grade wirklich gesagt?
„Ich denke, dass ich mich auch in dich verliebt habe Rebecca". Es fühlte sich toll an sie bei ihrem Vornamen zu nennen.
„Wir dürfen uns nicht erwischen lassen okay? Das betrifft vor allem unsere Blicke. Frau Kraft hat letztens schon gefragt, wieso ich dich so anschaue. Ich hab dann gesagt, dass du irgendwas mit deinen Freunden gemacht hast und es lustig aussah, aber das darf nicht mehr vorkommen"
„Ich verspreche dir aufzupassen", ich küsste sie und wir gingen weiter.
„Marie weiß übrigens, dass ich in dich verliebt bin. Sei nicht sauer, sie hat es selbst rausgefunden. Sie wusste es glaube ich schon vor mir selbst. Außerdem war es schön mit jemandem darüber zu reden."
„Das ist in Ordnung so lange sie es nicht weitererzählt." Ich schüttelte den Kopf, sowas würde sie niemals machen, sie kann gut Geheimnisse bewahren.
„Ich hab es auch einer Freundin erzählt. Du erinnerst dich an das Telefonat, was du mitbekommen hast?"
Ich nickte.
„Ich habe ihr von dir erzählt und dass ich dich nicht mehr nur als meine Schülerin sehe. Sie wollte es mir erst ausreden, aber als sie gemerkt hat wie ernst es ist, hat sie mich unterstützt. Ich denke aber, dass sie denkt, ich würde die Sache nicht so ganz ernst nehmen, aber das tut ich."
„Das ist gut. Darf ich fragen wer die Freundin ist, kenne ich sie?"
„Sie ist auch Lehrerin, ich weiß nicht ob du sie kennst, sie heißt Frau Wagner". Ich schluckte.
„Oh ja die kenne ich, das ist meine Lehrerin im Fach Ethik."
„Naja also ich hab ihr nicht deinen Namen gesagt, von daher ist das eigentlich egal."

Wir waren fast an der Unterkunft. Sie gab mir einen letzten Kuss und umarmte mich fest.
„Schreib mir", flüsterte sie in mein Ohr.
Ich nickte
„Wettrennen bis zur Eingangstür?"
Ich sah sie mal wieder herausfordernd an. Sie antwortete nicht und rannte los. Dieses Mal gewann sie. Ich funkelte ihr böse zu. Konnte meinen Blick aber nicht halten und musste lachen.

„Tschüss Frau Haas"
„Bis bald Julia"
Ich öffnete meine Zimmertür. Als ich rein ging, sah ich Frau Kraft, die am Ende vom Gang stand und uns ansah. Ich ging schnell in den Raum und schloss die Tür. Ich begab mich sofort in die Dusche. Als ich mir grade die Haare wusch, hörte ich wie die anderen vom Frühstück wiederkamen. Ich rief ihnen guten Morgen zu und beeilte mich. Als ich fertig war, ging ich raus und die anderen klärten mich auf, was der heutige Plan war. Wir sollten uns in einer Stunde draußen treffen und uns warme Kleidung mitnehmen. Wir würden eine Tropfsteinhöhle besuchen und unter der Erde ist es nunmal kalt. Jana und Lea wollten die Zeit bei den Jungs verbringen. Lea hatte sich mit einem der Jungs gut verstanden und es läuft auf eine Beziehung hinaus.

„Na, du schaffst es ja kaum dein Lächeln für nur eine Sekunde zu unterdrücken, erzähl schon", sagte Marie.
Ich erzählte ihr die ganze Story. Sie schaute mich mit großen Augen an.
„Ihr habt euch geküsst?!" Sie wirkte nicht mehr ganz so begeistert wie vorher.
„Ehm ja..."
„Ich freue mich für dich, wirklich. Aber ich weiß nicht, sie ist deine Lehrerin, ich hoffe, dass dir das bewusst ist. Und vor allem, dass es ihr bewusst ist und sie keinen Rückzieher macht", ich dachte kurz nach, aber schüttelte mit dem Kopf, sie sah wirklich glücklich aus und ich glaube nicht, dass sie sowas machen würde.
Marie lächelte wieder, sie machte sich einfach nur sorgen um mich, das ist okay.
„Wann seht ihr euch wieder?"
„Naja in einer Stunde bei der Tropfsteinhöhle", ich lachte
„Aber nein, ich weiß es nicht genau, wir haben nichts ausgemacht, aber ich werde ihr schreiben."

Wir zogen uns an und nahmen unsere Jacken in einem Rucksack mit nach draußen. Es sieht wirklich komisch aus. Es sind bestimmt 30 Grad und wir haben alle unsere Jacken in der Hand. Die meisten hatten auch Rucksäcke dabei, damit sie die Jacke nicht mitschleppen müssen. Der Bus fuhr vor und wir stiegen ein. Bisher hatte ich Frau Haas noch nicht gesehen, aber Frau Kraft ist ja da, dann kann sie nicht weit sein. Ich sah aus dem Fenster wie die letzten Schüler nur aus dem Eingang traten und auf den Bus zuliefen. Sie wurden von Frau Haas zum Bus gescheucht, was mir ein Lachen entlockte. Es sah aus als würde sie Schafe auf eine Wiese treiben.
Frau Kraft setzte sich hinter uns, ich freute mich, denn das bedeutete, dass auch Frau Haas in meiner Nähe setzten würde.
Marie hielt mir eine Box vor die Nase.
„Was ist das?", ich guckte die Box an.
„Ja mach doch auf und guck. Du warst ja beim Frühstück nicht da, ich hab dir was mitgebracht, nicht das du verhungerst."
Ich war über glücklich. Als ich so drüber nachdachte spürte ich wirklich ein Hungergefühl aufkommen. Ich umarmte sie.
„Oh man du bist wirklich ein Schatz, ich liebe dich so sehr". Ich lachte, nur mit essen konnte man mich wirklich glücklich machen.
In dem Moment lief Frau Haas an uns vorbei und zog eine Augenbraue hoch. Sie hatte den gleichen Blick drauf, als damals in der Gruppenarbeit mit Finn. Naja ich konzentrierte mich wieder auf mein Brötchen.

Nur in meinen TräumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt