Schlechte Laune

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Ich fand es schade, dass sie jetzt schon ging. Ich konnte nicht glauben, dass ich mit ihr geschlafen habe. Normalerweise mache ich sowas nicht einfach so schnell, außerdem kenne ich sie ja kaum. Und ganz davon abgesehen ist die meine verdammte Lehrerin... Ich schätze, dass das ein Fehler war, ich weiß nicht, wie das jetzt ausgehen soll, schließlich ist unsere Klassenfahrt bald rum und der ganz normale Schulalltag geht wieder los. Wir haben uns noch nie darüber unterhalten, wie das ganze weiter gehen soll, oder naja ob es überhaupt weitergeht. Der Gedanke daran machte mich traurig. Ich wollte nicht, dass das zu Ende geht, aber ich denke schon, dass ich sie darauf ansprechen sollte.
Ich zog meinen Schlafanzug an und machte mich bettfertig. Ich dachte die ganze Zeit an das Geschehene zurück und konnte echt nicht fassen was passiert ist. Ich hoffe, dass sie es nicht bereut, schließlich war es eigentlich ganz schön.
Als ich im Bett lag, hörte ich wie die Anderen kamen und sich im Zimmer leise unterhielten, um mich nicht zu wecken. Ich hatte keine Lust zu reden und fand es okay, dass sie dachten ich würde schlafen. Ich wollte grade einfach nicht darüber reden oder mich generell mit ihnen unterhalten. Ich war nicht in der Stimmung, ich machte mir Gedanken über alles mögliche.
Als die anderen in ihren Betten lagen und die Lichter aus waren, schaute ich nochmal auf mein Handy, um zu gucken, ob sie vielleicht noch was geschrieben hatte.
Hatte sie nicht.

Der Wecker klingelte, ich hatte die Nacht kaum geschlafen. Meine Laune war dementsprechend schlecht. Marie musterte meinen mies gelaunten Blick und schaute mich mitfühlend an. Ich wusste gar nicht wieso ich soo schlecht gelaunt war, der gestrige Abend war wunderschön, aber meine eigenen Gedanken töteten mich.

Wir gingen ohne ein Wort zu sprechen zum Frühstück. Ein Lächeln von ihr würde mich grade wirklich aufmuntern, aber ich hab auch angst mit ihr zu reden, am Ende macht sie mir irgendwelche Vorwürfe oder sowas.
Als ich mich im Saal umschaute, sah ich sie nicht. Na klar, sie war wieder joggen und hatte bestimmt heute morgen schon früh gegessen.

„Guten Morgen alle miteinander, schenkt mir mal bitte eure Aufmerksamkeit. Heute fahren wir mit dem Bus in die nächstgelegene Stadt und verbringen den Tag dort. Wir kommen erst zum Abendessen wieder nachhause, also esst euch satt und nehmt euch noch etwas für später mit. Geplant ist, dass wir in einer halben Stunde losfahren, wenn Frau Haas bis dahin wieder zurück ist, sie joggt wohl eine extra große Runde.
Morgen habt ihr den ganzen Tag Freizeit und habt Zeit an den Strand zu gehen oder was auch immer ihr machen wollt. Dann bis gleich meine Lieben", sagte Frau Kraft in die Menge.

Jetzt machte ich mir noch mehr Gedanken, wieso ist sie denn länger unterwegs als sonst.

„Was ist denn los mit dir, ist irgendwas vorgefallen zwischen euch? Du bist so leise und hast noch gar nichts gesagt, sonst bist du immer ein richtiger Sonnenschein. Und, dass du gestern Abend am Handy warst und nicht geschlafen hast, habe ich auch gesehen, aber wollte dann vor den anderen nichts sagen", flüsterte mir Marie ins Ohr.

Ich schaute sie wortlos an.
„Später, wenn wir alleine sind, ja?"

Marie nickte. Ich weiß nicht mal, was ich ihr erzählen sollte, ich weiß ja gar nicht was grade los ist.
Wir gingen aufs Zimmer und packten unsere Sachen, um in die Stadt zu gehen. Als wir aus unseren Zimmern gingen, um zum Bus zu laufen, lief Frau Haas gehetzt in ihrer Sportkleidung an uns vorbei in ihr Zimmer. Sie guckte unsere Gruppe kurz an und ging ohne ein Wort zu sagen, in ihr Zimmer.

„Die ist wohl heute mit dem falschen Bein zuerst aufgestanden, so kenn ich sie gar nicht", sagte Jana.

Keiner gab eine Antwort. Ich nahm war, wie Marie kurz ihren Blick auf mir ruhen ließ. Ich ignorierte das. Als wir im Bus saßen, schaute ich aus dem Fenster. Ich hörte, dass Frau Haas in den Bus stieg, aber beachtete sie nicht. Ich hatte grade nicht die Kraft, um nochmal von ihr ignoriert zu werden. Sie setzte sich hinter mich. Frau Kraft zählte nochmal durch, ob alle da sind und setzte sich dann neben Frau Haas.

„Du bist heute so leise, ist irgendwas mit einem Schüler oder einer Schülerin vorgefallen?"
„Nein", gab Frau Haas ein wenig genervt von sich.

Ich hörte das Gespräch und wusste jetzt eindeutig, dass etwas los war. Frau Kraft hatte wohl auch keine Lust mehr mit Frau Haas zu reden und sprach mit einem der anderen Schüler im Bus. Ich merkte wie Marie mich wieder anschaute, vielleicht hatte sie das Gespräch von Frau Haas und Frau Kraft auch mitverfolgt. Ich zog mein Handy aus der Tasche und öffnete den Chat von Marie und schrieb ihr alles, was ich dachte und was geschehen ist.

M: Wow okay krass, ich verstehe aber nicht, weshalb ihr jetzt nicht mehr normal zueinander seid...
J: Ich auch nicht, ich weiß nicht, ich denke sie geht mir aus dem Weg
M: Vielleicht solltet ihr einfach mal miteinander reden und du musst aufhören dir jetzt Gedanken zu machen, das bringt doch nichts.
J: Ja du hast recht, ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll
M: Mhm, das weiß ich auch nicht, sag einfach was du fühlst und dass du grade verwirrt bist

Der Busfahrer machte eine Durchsage, in der er sagte, was es in der Stadt so zu sehen gab und wo es sich lohnt hinzugehen. Als wir da waren stiegen wir alle aus und gingen Richtung Zentrum. Wir haben uns überlegt eine Bootstour zur einer kleinen Insel zu machen. Der Busfahrer meint, es sei dort zu Mittagszeit sehr schön. Die Stadt lohnt sich wohl eher Nachmittags und Abends.

Wir kauften Tickets, entschieden uns aber erst noch etwas zu trinken zu kaufen, denn es war sehr warm und wir waren alle schon am verdursten. Das Boot fuhr alle 30 Minuten, weshalb wir sehr flexibel waren.

Wir stiegen in das Boot und schipperten auf die Insel zu. Die Fahrt dauerte ungefähr 20 Minuten. Jana war wirklich kurz vorm übergeben, wir waren alle froh, als wir endlich ankamen und Jana vom Boot konnten.
Lea ging mit Jana zu einer Bank, um sich kurz auszuruhen. Wir gingen schonmal auf einen kleinen Hügel, um uns eine Überblick zu verschaffen. Es sah wunderschön aus, es gab genau ein Restaurant auf der Insel und um die Insel herum schipperten Boote. Am anderen Ende der Insel gab es einen Jetski verleih und man konnte viele Menschen sehen, die im Wasser herum fuhren.

„Julia, schau mal da unten, da ist die Kraft und die Haas"
Sie hatte recht unten in einer kleinen Bucht saßen die beiden auf einem Stein und tranken etwas. Sie unterhielten sich, anscheinend hatte sie wieder bessere Laune, das ist bei diesem Anblick auch schwer zu vermeiden.

„Lass uns runter gehen und mit ihnen reden, also du und Frau Haas, ich kann Frau Kraft in der Zeit ein bisschen ablenken, damit ihr Zeit habt. Jana und Lea sind grade eh mit was anderem beschäftigt, sie haben bestimmt nichts dagegen."

Ich nickte zögerlich und wartete, dass Marie den anderen Bescheid gab, um loszugehen.

Als wir in der Bucht ankamen, lagen die Blicke unserer Lehrerinnen schon auf uns. Frau Kraft musterte mich ein wenig komisch und Frau Haas konnte meinem Blick nicht standhalten.

Nur in meinen TräumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt