Abendprogramm

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M: Oh ja warte ich gucke mal :)
J: gut

Ich sah Marie an, sie grinste vor sich hin und tippte in ihrem Handy rum

M: Also alle anderen haben die Nummer von Frau Kraft und nur du hast anscheinend die Nummer von ihr
J: Denkst du das hat was zu bedeuten?
M: Mhm weiß nicht, also entweder hat sie nur dir die Nummer gegeben oder sie war einfach zu langsam und Frau Kraft war schon bei den anderen
J: Ich denke das zweite ist plausibler...
M: Ja tut mir leid, ich denke auch, dass es eher so ist
M: Willst du mir jetzt eigentlich mal sagen was bei dir abgeht?
J: Was meinst du denn?

„Lea und ich gehen mal eine Toilette suchen, wir kommen gleich wieder", sagte Jana und die beiden gingen fort.

„Julia ich weiß du willst nicht drüber reden, oder eher willst du es dir nicht eingestehen, aber denkst du nicht, dass sie für dich ein bisschen mehr ist als nur hübsch?"
„Ich weiß nicht Marie, ich hab sowas noch nie in meinem Leben gespürt es ist irgendwie komisch."
„Noch nie? Aber als du mit deinem Freund zusammen warst, warst du doch auch verlieb oder nicht?"
„Ja schon, aber irgendwie war das nicht annähernd so intensiv wie das jetzt."

Ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten und ehe ich mich versah kullerte sie über meine Wange. Marie nahm mich in den Arm.
„Hey, das ist doch nicht schlimm, ja oke, vielleicht ist es en bisschen aussichtslos, aber das wirst du schon überstehen"
Ich war froh, dass sie mich tröstete.
„Ich hab mich verliebt"
Ich konnte nicht glauben, dass ich das grade wirklich gesagt hatte, so langsam wurde es mir aber klar. Ich muss ständig an sie denken und bekomme das blöde grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht, wenn sie in meiner nähe ist.
„Ich weiß doch Julia, aber zusammen bekommen wir das hin. Guck mal wir sitzen in einer Eisdiele am Meer, alles ist perfekt."
Marie wand sich wieder ihrem Eis zu, was sich mittlerweile in eine Suppe verwandelt hat. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht ne lächelte sie kurz an. Es War eigentlich wirklich alles perfekt, ich musste sie einfach ausblenden.

„Naa ihr beiden, das sieht mir aber nicht nach einer 3er Gruppe aus", sagte Frau Kraft, die hinter meinem Rücken stand.
„Wir sind zu viert hier, aber die anderen beiden suchen grade eine Toilette, da hinten kommen sie auch schon wieder."
„Sehr gut, dann müssen wir uns ja keine Sorgen machen."

Das sie ausgerechnet in diese Eisdiele kommen müssen, es gibt ja schließlich viele hier.
„Ach Rebecca, wo wir grade hier sind, können wir uns doch auch ein Eis holen und den Mädels Gesellschaft leisten oder?"
Na toll, hoffentlich würde sie nein sagen, aber macht sie nicht...
Jana und Lea setzten sich wieder an unseren Tisch, ich schaute nach unten auf mein Eis und hoffte, dass die Lehrerinnen sich wenigstens an einen anderen Tisch setzten konnten, schließlich sind hier noch einige frei. Jana und Lea erzählten irgendwas. Ich folgte ihnen nicht ganz und nickte manchmal nur. Marie sprach mit ihren, dann fiel es ja vielleicht gar nicht so auf. Ich hörte Schritte von hinten auf mich zukommen.
„Ist es in Ordnung, wenn wir uns zu euch setzten?", fragte Frau Haas.
„Ja klar, wir rutschen ein Stück", gab Jana von sich und begann mit ihrem Stuhl ein wenig zu mir zu rutschen.
Frau Haas und Frau Kraft saßen nun gegenüber von mir und ich schaute immer noch auf ein Eis und konzentrierte mich nicht zu kleckern.
Alle unterhielten sich, ich sprach nur mal kurz mit Marie, um nicht unhöflich zu wirken. Als ich den Kopf hob, schaute sie mir genau in die Augen. Ihr Blick sah fragend aus. Wahrscheinlich sind meine Augen noch ein wenig gerötet. In dem Moment schaute auch Frau Kraft mich an. Ihr Blick war mitleidig und wissend.
„Hey Julia, alles gut bei dir, dei-
„So Mädels, was habt ihr die restliche Zeit noch so vor?"
Frau Kraft viel ihr ins Wort, ich blickte sie dankend an. Die anderen erzählten währenddessen noch, was wir noch alles machen und uns anschauen wollten.
Frau Haas beobachtete mich noch immer. Ich schaute weg und löffelte den Rest Eis aus meinem Becher.
„Julia kommst du mit kurz zur Toilette?", fragte Marie.
Ich nickte und wir standen auf, um zu gehen. Als wir zurück kamen, waren unsere Lehrerinnen verschwunden. Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn ich wollte nicht weiter in dieser Situation stecken. Wir standen auf, bezahlte unser Eis und schlenderten an der Promenade entlang. Meine Stimmung wurde von Minute zu Minute besser. Ich liebte das Meer und es war schön das mit meinen Freundinnen zu erleben. Wir durften alleine leider nicht ins Wasser, aber morgen machten wir anscheinend einen Strandtag, ich freute mich riesig darauf.

Als wir zurück in unserer Unterkunft waren, setzten wir uns zusammen mit den anderen in ein Zimmer und tauschten uns aus was wir heute so gemacht haben. Die anderen haben sich ein Fahrrad ausgeliehen, das müssten wir auf jeden Fall auch noch machen. Irgendwann klopfte es an die Tür.
„Hey, hier seid ihr alle, es gibt in einer halben Stunde essen, seid bitte pünktlich im Speisesaal."
Sie verließ das Zimmer genauso schnell, wie sie auch gekommen war.

Wir gingen in unser Zimmer, um uns für das Abendessen fertig zu machen. Dann gingen wir zum Saal, er war groß und in der Mitte war ein langer Tisch mit Buffet. Es waren noch andere Leute, sie saßen und unterhielten sich. Generell war der Lautstärkepegel im Raum sehr hoch.
Wir stellten uns in der Schlange an und beluden unseren Teller mit leckerem Essen. Wir setzten uns an einen freien Tisch in der Ecke des Raumes. Von hier konnte man alles überblicken. Mein Blick fiel auf Frau Haas, sie saß am anderen Ende des Raumes, unsere Blicke trafen sich und sie lächelte. Ich lächelte automatisch zurück und konzentrierte mich wieder auf mein essen. Ich konnte nicht aufhören immer mal wieder zu ihr zu gucken und jedes mal schaute ich schnell wieder weg, weil sie auch guckte. Es war mir unangenehm, am Ende würde sie noch was merken. Ich hatte wohl die ganze Zeit ein blödes Grinsen auf den Lippen.
„Du kannst sie von mir aus noch Stundenlang anstarren, aber hör auf so doof lachen, die denken hier noch du bist Psycho", flüsterten mir Marie ins Ohr.
Naja sie hatte ja recht. Ich musste wirklich raus aus dieser Situation.
„Hey, ich habe keinen hunger mehr und würde schonmal vor gehen, kannst du mir bitten den Schlüssel geben?"
Ich stand auf und nickte Marie kurz zu, damit sie wusste, dass es mir gut geht. Lea gab mir den Schlüssen und ich ging Richtung Ausgang. Als ich grade um die Ecke wollte sah ich Frau Haas aus dem Augenwinkel auf mich zu kommen.
„Na schon fertig mit Essen, Julia?"
„Ja, ich hatte nicht so viel hunger und dachte mir, dass ich schonmal vorgehe und dusche, dann werden wir heute Abend schneller fertig."
„Achso. Sag mal hab ich eigentlich irgendwas im Gesicht, oder warum hast du mich beobachtet?"
„Was nein, ich dachte aber das gleiche von ihnen."

Sie sagte nichts mehr, ich wusste auch nicht woher ich den Mut und die Schlagfertigkeit nahm sowas zu sagen, aber ich war stolz um mich.

„Ich glaube unsere Zimmer sind nebeneinander, dann geh ich mit dir oke?"
„Ja klar"

Bis zu unseren Zimmern sagten wir nichts, aber es war nicht unangenehm, es war schön, dass sie da war. Dann fühle ich mich gleich ganz anders. Wir bogen in den Gang unserer Zimmer ein und ich wurde jetzt schon traurig, dass sie gleich weg ist.

„Julia, darf ich vielleicht nochmal ein Bild aus eurem Fenster machen, bei uns steht leider eine Palme davor."

Sie lächelte. Ich nickte und schloss die Tür auf, was einen Moment dauerte, weil meine Hände ein wenig zitterten. Es macht mich nervös, dass sie so nah an mir stand und zu sah. Als ich es endlich geschafft hatte, ließ ich ihr den Vortritt. Als sie so nah an mir vorbei ging, konnte ich ihren Duft einatmen, was zu einer kurzzeitigen Lähmung führte. Ich schüttelte schnell den Kopf und lehnte die Tür an. Ich ging zu meinem Bett und setzte mich auf die Kante und beobachtete sei, wie sie ein Foto machte.

„Die Kulisse ist wirklich unglaublich, wie das erst bei Sonnenuntergang sein wird. Also entweder ich muss euch dann nochmal nerven und euer Fenster ausnutzen oder ich gehe mit Frau Kraft da unten an denn Steg, aber sie wollte eigentlich lieber in die Stadt."
„Die Mädels und ich wollten so in einer Stunde an den Steg, wenn sie wollen können sie ja mitgehen, ich weiß, dass eine andere Gruppe in die Stadt wollte, also wäre Frau Kraft auch nicht alleine."

Ich war mal wieder schneller im reden als im nachdenken. Sie drehte sich zu mir um und setzte sich zu mir auf die Bettkante. Grade so, dass wir uns nicht berührten. Ich schaute aus dem Fenster und wartete auf ihre Antwort, ich konnte sie grade nicht anschauen, das würde mich überfordern.

Nur in meinen TräumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt