Teil 11

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>>Wo werden wir hingehen? Morgen meine ich.<< fragte Yuna ihn, nachdem sie das leere Tablett auf eine Kommode stellte.
>>Zu meinem alten Anwesen. Ich will wissen, ob es noch steht.<< teilte er ihr mit. >>Vielleicht steht es leer. Ohne mein zutun hätte dort niemand hingehen können, weil das Haus an mich gebunden ist, aber ganz sicher weiß ich es nicht.<< fügte er hinzu.
Ausdruckslos band er seine Haare an seinem Hinterkopf und fluchte, als einige Strähnen herausfielen. >>Ich schneide sie dir, wenn du magst.<< schlug sie vor und lächelte sanft, als er sie überrascht ansah. >>Habe ich danach denn noch Haare auf dem Kopf?<<
Sie lachte, bevor sie auf ihn zutrat und durch seine Haare strich. Ihr entging nicht, wie er schwer schluckte. >>Ich habe meinem Hund immer sein Fell geschnitten.<< zuckte sie mit den Schultern. >>Vergleichst du mich mit einem Hund.<< fragte er ungläubig und zog sie an ihrer Hüfte zu sich runter auf das Bett. >>Das hast du jetzt gesagt.<< lachte sie und sah ihn im nächsten Moment ernst an. >>Wenn du nicht willst, dann muss ich nicht. Nur scheint es mir so, als würden dich die langen Haare nerven.<< zuckte sie mit den Schultern, bevor sie sich erhob und ihr Bett in Ordnung brachte.
>>Ich besorge eine Schere.<< beschloss er und verließ das Zimmer, bevor sie noch etwas hätte erwidern können.

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Ihre sanften Finger fuhren durch sein nasses Haar und so gerne er es auch hätte leugnen wollen. Er genoss diese Berührungen und die Wärme die sie ausstrahlte. Immer wieder schnitt sie ihm Strähnen ab und trat irgendwann vor ihn, sodass er ihren hochkonzentrierten Blick sehen konnte. Yuna biss sich stirnrunzelnd auf die Unterlippe, während sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr klemmte. Und als ihr Blick den seinen traf, fing sie an zu strahlen. >>Ich will ja nicht sagen, dass du vorher nicht gut aussahst, aber ich habe deine Attraktivität nun definitiv gesteigert.<< hörte er sie stolz sagen und zog sie aus einem Impuls heraus zu sich herunter, wenige Millimeter zwischen ihnen. >>Du findest mich also attraktiv?<< schnurrte er und sog dabei ihren Duft nach Holz und Zimt in seine Lungen. Sie schluckte schwer, ehe sie an seinem Haar zupfte. >>Es wäre sinnlos, wenn ich lügen würde. Also ja. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so aussieht wie du.<< hauchte sie.
Augenblicklich betrachtete er ihre goldblonden Haare, die sie sich zusammengebunden hatte, sodass sich nur eine widerspenstige Locke immer wieder löste und ihr vor das blasse Gesicht fiel. Darcen sah zu, wie ihre Wangen rot wurden und wie sie ihn aus ihren grauen Augen sanft ansah. >>Darcen?<< piepste sie, als er sich zu ihr beugte und scharf die Luft einsog. >>Warum passiert das alles?<< fragte er mehr zu sich selbst.
Er wusste wie verrückt er nach Lia gewesen war und nun fühlte er sich schuldig, weil er Yuna begann zu mögen. Doch nicht auf die Art und Weise, wie er Lia geliebt hat, sondern auf eine ruhige und sanfte Art, als würde sich eine dicke weiche Wolldecke um sein Herz legen.
Geliebt hat. Das was er sich nicht eingestehen wollte, überrollte ihn plötzlich. Er spürte Reue und Hass gegenüber sich, weil er ihr damals so weh getan hatte, doch Liebe spürte er nicht mehr. Doch was er fühlte war, dass er diese Blicke von Yuna nicht verdiente. Er verdiente nicht, sie berühren zu können und zu erkennen, dass er sie genauso attraktiv fand, wie sie ihn. Und er verdiente diesen besorgten Blick nicht, den sie ihm jedes mal schenkte. Verdammt, er verdiente nichts von alldem und hatte dennoch nicht den Mumm dazu, endlich zu verschwinden.
>>Darcen.<< zwang Yuna ihn aus der Starre, aber er drehte seinen Kopf nur zur Seite. Er ertrug es nicht, wie sehr sie sich Mühe mit ihm gab, während er innerlich nicht mehr als ein Wrack war, der einen ständigen Kampf mit sich führte. >>Darcen, was ist los? Gerade war doch alles gut.<< versuchte sie es abermals.
>>Das ist das Problem Yuna.<< stieß er aus.
>>Das verstehe ich nicht.<< erwiderte sie und versuchte nach ihm zu greifen, doch er stand auf und ging zur Tür.
>>Nein. Bitte.<< bat sie ihn.
Kurz schien er zu zögern, als er hörte, wie ihre Stimme brach. Aber es war nicht genug, um ihn zurückzuhalten. Nicht genug, um ihn vergessen zu lassen, warum er es nicht verdiente Zuneigung zu spüren, nachdem er für so viel Grauen verantwortlich war.

Darcen-Tanz mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt