Teil 20

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>>Warum hast du nicht versucht mich wieder einzusperren?<< durchbrach Darcen die Stille, als sie an einem Baum anhielten, der so wirkte, als wäre dort jemand öfter hinaufgeklettert.
Lia holte tief Luft, bevor sie sich zu ihm drehte und ihn ansah. Nicht mit Hass, nicht mit Freude. Es war Mitleid, das sich in ihrem Blick widerspiegelte und Sorge.
Und erst jetzt, wo er tatsächlich vor ihr stand wurde ihm bewusst, dass er sich darüber freute, wie sie lebte und mit wem. Er freute sich zum ersten mal für sie, dass sie Reven an ihrer Seite hatte.
>>Ich glaube du kennst die Antwort darauf Darcen.<< Yuna. Sie war der Grund und er selbst. Seine Reue, seine Schuldgefühle und dieser Drang besser zu sein als das, was er war.
>>Ich habe dich eine sehr lange Zeit dafür gehasst.<< begann Lia, als er sie noch immer stumm ansah. >>Als ich die Zwillinge bekam, habe ich dich sogar um ein Stück mehr gehasst, denn an diesem Tag wurde mir mein Verlust erst deutlich. An diesem Tag habe ich aber auch verstanden, was dich schließlich dazu zwang zu kapitulieren.<<
>>An dem Todestag meines Bruders war es sogar am schlimmsten. So schlimm, dass ich dich eine Zeit lang aus diesem Loch herausholen und dir schlimmeres antun wollte. Eine Zeit lang habe ich mich selbst verloren, so weit, dass ich das Gefühl hatte ein anderer Mensch zu sein. So lange, bis ich begann mich selbst dafür zu hassen, so wie du es nun tust.<<
Er senkte beschämt seinen Blick, unfähig sie anzusehen, doch Lia lief auf ihn zu, streckte ihre Hand nach ihm aus und legte sie sanft auf seine Wange.
>>Du hast viel falsch gemacht Darcen. So viel und dennoch habe ich vor langer Zeit aufgehört dich zu hassen.<<
>>Wie? Wie kannst du mich nicht mehr hassen, wenn ich es selbst tue?<< drang die Frage gequält aus seinem Mund.
Er verstand es nicht, wie sie ihn so sanft ansehen konnte, wie sie ihn so willkommen heißen konnte.
Verdammt er fühlte sich nur schlimmer dadurch, denn er verdiente es von ihr gehasst zu werden.
>>Du zerfrisst dich innerlich. Darcen.<< zwang sie seine Aufmerksamkeit auf sich. Er sah den entschlossenen Blick von ihr und begann sich langsam zu entspannen. Er spürte ihre Magie in sich eindringen und all die Schatten hinfort schieben. Darcen schüttelte  mit dem Kopf und löste sich von ihr, verbannte ihre Magie, denn er konnte sich nicht dahinter verstecken.
>>Noch immer willst du deine Kämpfe alleine ausfechten. Du hast Glück, dass sie einsichtiger ist, als ich es je sein könnte.<<
Lia lächelte ihn an. >>Du hast genug gelitten. Ich vergebe dir.<< flüsterte sie. Ein Stein fiel von seinem Herzen und schien den Boden zu zertrümmern. Erleichtert fiel er auf seine Knie und lies den Tränen freien lauf, als sie sich ebenfalls vor ihn kniete und ihre Arme um ihn schloss. >>Ich vergebe dir. Nun liegt es an dir.<<
>>Danke<< flüsterte er und drückte sie fest an sich. >>Danke<< wiederholte er sich.
>>Versprich mir nur eines.<< verlangte sie und wischte sich ebenfalls eine Träne von ihrem Augenwinkel. >>Versprich mir, dass du an dem Mann festhältst, der du heute bist und an der Liebe, die du gewonnen hast. Versprich mir, dass wenn du diese Tore verlässt, ich deinen Namen nie mehr voller Hass aussprechen muss. Versprich mir mich niemals zwingen zu müssen ihr den Schmerz zu bereiten, einen Menschen zu verlieren, dem sie ihr ganzes Herz geschenkt hat.
Versprich mir ein Freund zu sein, statt ein Feind.<< endete sie. Nun war Darcen derjenige, auf dessen Lippen ein Lächeln entstand. Ein Lächeln, das tatsächlich bis zu seinem Herz drang.
>>Ich verspreche es.<<
In diesem Augenblick trat Reven zu ihnen und nickte ihm zu. Er hatte es gesehen. Und das was er in der Zukunft gesehen hatte, sorgte nun dafür, dass sich Lia und Darcen erhoben und ein letztes mal umarmten.
Als er sie zurückließ und an Reven vorbei wollte, bleib er nochmals stehen. >>Bild dir nichts drauf ein. Ich mag dich noch immer nicht.<<
Darcen lachte bei Revens emotionslosen Worten. >>Das würde ich an deiner Stelle auch nicht tun.<< Revens Mundwinkel schoss in die Höhe, bevor er sich von ihm abwandte und auf Lia zuging. Genau in diesem Moment erblickte er Yuna und ging ohne weitere Umschweife auf sie zu, zog sie in eine feste Umarmung und genoss ihre Küsse auf seinem Hals. >>Lass uns nach Hause.<< raunte er ihr sanft zu. Er spürte, wie sie nickte und dann hinter ihn sah.
Darcen drehte sich nicht mehr um, als Yuna ihnen zuwinkte und verließ schließlich das Anwesen.
Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte mal so frei gefühlt hatte, aber genau das war nun der Fall. Er fühlte sich frei. Frei von seinen eigenen inneren Ketten, die ihn so lange gefangen hielten.
Ein weiteres mal zog er Yuna fest an seinen Leib, bevor sie endlich auf ihre Pferde stiegen und den letzten Rest seiner Vergangenheit hinter sich ließen.

Darcen-Tanz mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt