Teil 14

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Es hatte drei Tage gedauert, bis sie bei seinem alten Anwesen ankamen. Drei Tage, in denen Darcen und Yuna sich näher kamen und in denen Darcen immer weniger an seine Vergangenheit denken musste.
Doch nun stand er vor den Toren seines alten Heimes, das völlig verlassen wirkte. >>Hier war definitiv niemand.<< durchbrach Yunas zarte Stimme die Stille, ehe sie an dem Tor rüttelte. Er hätte gelächelt, wenn er sich nicht plötzlich so unbehaglich gefühlt hätte. Mit einer leichten Handbewegung sorgte er dafür, dass sich die Tore öffneten und Yunas verwirrter Blick seinen traf.
>>Das Haus ist an mich gebunden. Vor langer Zeit habe ich einen Magier beauftragt, dass er es zum Leben erweckt.<< erklärte er, doch die Verwirrung blieb in ihrem Blick. Darcen lief voraus. Augenblicklich fiel sein Blick auf den Baum inmitten des Gartens, welcher eine bekannte Erinnerung in ihm wach rief. Er zwang sich seinen Blick zu senken und lief nach kurzem zögern weiter, während Yuna ihm still folgte.
Sie betraten gemeinsam die Eingangshalle, die von Kletterpflanzen überwuchert war. >>Unglaublich. Es ist dennoch total erhalten geblieben.<< wisperte Yuna und strich langsam über die alten Böbel. Ja, das Haus war tatsächlich gut erhalten geblieben. Zumindest reicht es, um hier eine Weile zu bleiben.
>>Dann lass uns hier für Ordnung sorgen. Es ist spät, wir sollten uns ausruhen.<< sagte er stumpf und ließ Yuna in der Einganghalle zurück, auf dem Weg in sein altes Büro.

~~~

Sie schwiegen sich an, während sie das Essen zu sich nahmen, welches sie eingepackt hatten.
Er genoss die Stille, doch Yuna schien anderer Meinung zu sein.
>>Man sagt, dass es damals Vampire gab, die Menschenblut getrunken haben. Aber mittlerweile ist das fast einem Verbrechen gleichend. Selbst wenn es freiwillig ist. War das zu deiner Zeit auch schon so?<< fragte sie mit der Intention die Stimmung aufzulockern, aber ihm wurde augenblicklich schlecht.
>>Nein.<< stieß er aus, bevor er von dem Brot abriss, was plötzlich wie Pappe schmeckte.
>>Hmm. Hast du mal Menschenblut gekostet?<<
Seine Gabel fiel klirrend auf den Tisch.
>>Ja. Yuna. Ja, habe ich.<<
Plötzlich erdrückte ihn das Speisezimmer, weil er nun Lia vor seinen Augen sah. Lia, die er belogen hatte, ohne Gewissensbisse und wieder einmal betrachtete er Yuna, wie einen Schatz, den er nicht verdiente. Weshalb er wohl das dümmste tat, was man in solch einer Situation tun konnte. Er ließ seinen widerspenstigen Gefühlen freien Lauf.
>>Ich habe nicht nur Menschenblut getrunken. Ich habe sie versklavt, verkauft und wie Vieh gehalten.<<
Yuna sog schockiert die Luft ein und senkte ihren Blick.
>>Es tut mir Leid. Ich hätte das Thema nicht anbringen sollen.<<
Darcen lachte auf, woraufhin sie ihn besorgt ansah. >>Warum willst du nicht sehen, wer ich bin?<<
Abermals hallte sein Lachen durch die Halle, bevor er den Kopf schüttelte. >>Ich musste Lias Gefühle manipulieren, damit sie mich akzeptiert und du. Du akzeptierst mich, obwohl ich dir all diese Grausamkeiten vor die Füße werfe. Was stimmt nicht mit dir? Fühlst du dich so sehr zum Bösen hingezogen?<< fluchte er und bereute es im gleichen Moment, als sie beschämt weg sah.
>>Yuna<< versuchte er es, als sie ihren Stuhl nach hinten schob und sich erhob.<<
>>Jeder macht im Laufe seines Lebens schreckliche Dinge. Die einen mehr und die anderen weniger.<< begann sie und lief zu einem der vielen Fenster und stützte sich daran ab. Darauf bedacht, dass er ihr Gesicht nicht sah.
>>Wer bin ich, wenn ich dir etwas vorwerfe, das du bereits bereust. Wer bin ich, wenn ich dich für etwas hasse, für das du dich selber verachtest Darcen? Und wer verdammt bin ich, wenn ich all die guten Dinge ignoriere, die du heute an dir hast? Sag mir, wer wäre ich, wenn ich mir das recht herausnehme über dich zu Urteilen?<< fragte sie ihn, bevor sie sich endlich zu ihm drehte.
>>Ich fühle mich nunmal zu dir hingezogen und so irrsinnig es für dich auch klingen mag. Ich mag dich. Sehr. Und der einzige, der zwischen dem stehen kann, bist du.<< raunte sie fast verzweifelt.
Nun war er derjenige, der sich erhob und auf sie zulief. Darcen schloss seine Arme um sie und zog sie zu sich heran. >>Was wenn du ein Fehler machst Yuna? Was wenn du irgendwann feststellst, dass du dich geirrt hast?<<
Sie schluckte schwer und legte ihre flache Hand auf seine Brust. >>Dann war es dennoch meine freie Entscheidung gewesen. Auch wenn ich glaube, dass dieser Tag nicht eintreten wird Darcen.<< hauchte sie sanft und schmiegte sich an ihn, als er seine Stirn an ihre bettete.
>>Ich habe dich nicht verdient.<< stellte er fest.
>>Sag das nicht.<< bat sie ihn traurig.
>>Bitte Darcen. Sag das nicht. Mach aus mir keine Heilige.<<
>>Warum?<< flüsterte er sanft und strich ihr eine ihrer Strähnen hinters Ohr.
>>Weil ich in deinen Augen dann unerreichbar bin. Ich will aber nicht unerreichbar für dich sein. Darcen, ich will, dass du mich siehst. Greifbar vor dir. Ich will, dass wir zusammen sind, gleichgestellt und kein Traum, den du ablehnst. Das hier soll echt sein.<< bat sie ihn.
>>Bitte. Lass es echt sein. Lass es zu.<<
Darcen zögerte für einen Bruchteil einer Sekunde und diese Sekunde schien nichts zu sein, als er ihren flehenden Blick sah. Er nickte, bevor er sich hinabbeugte und seine Lippen auf die ihre legte und den süßen Kuss vertiefte, bis er sie gegen das Fensterbrett presste und ihr Körper augenblicklich versteifte.

Darcen-Tanz mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt