WarriorCats - Zeichen des Feuers

KAPITEL 5

"WOLKENBLÜTE, WER IST DIESE KATZE?", fragte eines der Jungen die hübsche Kätzin, die sie aus der Kinderstube schob, als sie Wüstensturm gegenüberstanden. Es war klar, dass die Jungen sie nur schemenhaft in Erinnerung hatte, da sie erst wenige Wochen alt gewesen waren, als die Kriegerin dem Clan beigetreten war und schließlich zur zweiten Anführerin geworden war. Anschließend war sie mehrere Monde lang auf der Suche nach dem Heilmittel gewesen, währenddessen die Jungen beinahe alt genug geworden waren um Schüler zu werden.

"Das meine Lieben, ist Wüstensturm, eure zweiten Anführerin.", erklärte die Kätzin sanft und deutete mit einer Pfote auf die sandfarbene Kriegerin. Diese lächelte leicht und neigte den Kopf zur Begrüßung. "Hä, ich dachte Sonnenfell wäre das...", der kleine dunkelrote Kater zog verwundert die Nase kraus und musterte Wüstensturm abschätzig. "Du Mäusehirn.", seine Schwester, Eicheljunges, zog ihm mit einer weißen Pfote eines über, "Sonnenfell hat doch gesagt, dass er nur für kurze Zeit Stellvertreter ist." "Echt?" "Ja... pass doch mal besser auf, wenn man dir was sagt." "Willst du mich beleidigen?", fauchte Fliederjunges mit ärgerlich gesträubtem Schwanz und machte einen Buckel. Zur Antwort rollte das braun gestreifte Junges mit den rein weißen Pfoten mit den Augen.

"Jetzt hört auf zu streiten, ihr habt eine Aufgabe zu erledigen.", schalt Wolkenblüte die beiden. Sofort waren beide Jungen vor Aufregung wie elektrisiert. "Was?" "Welche?" Die zwei redeten vollkommen durcheinander. Fliederjunges hopste auf und ab.

Wüstensturm meldete sich zu Wort: "Ihr seid beide beinahe alt genug, um Schüler zu werden, deshalb erwarte ich von euch, dass ihr euch auch dementsprechend benehmen werdet.", unter dem scharfen, musternden Blick der sandfarbenen Kätzin, setzten sich dir Jungen aufrechter hin. Artig legten sie ihre Schwänze um die Pfoten. Beide nickten mit großen Augen.

Wüstensturm ließ sich aufstöhnend niederfallen und rollte sich auf den Rücken. Ihr Gefährte piekste ihr mit einer Pfote auf den Bauch. "Was ist los?", fragte er kichernd, "Haben dich die Jungen aufgearbeitet?" "Jaaaaaa", ließ sie ein leidendes Wehklagen von sich hören. Er lachte laut. "Das ist nicht lustig.", schmollte sie, "Weißt du eigentlich, wie anstrengend es ist, mit Jungen zusammen zu arbeiten?" "Ja." "Nein." "Doch" "Du... ahhrrrgg", lachend tatzte sie mit den Hinterpfoten nach oben. "Was denn?", seine Augen funkelten schalkhaft. Es war ihr vollkommen klar, dass er auf seine Tätigkeit als Mentor anspielte.

"Die Heilervorräte sind doch wieder aufgefüllt, was hast du denn?"

"Ist dir eigentlich klar, wie anstrengend es ist auf zwei aufgeregte Jungen aufzupassen, die am liebsten alles in den Mund nehmen würden, was ihnen gerade so unterkommt?", an einer Pfote zählte sie auf, "Vogelbeeren, jegliche Pilze, Schierling, Blauregen...", Wüszensturm rollte mit den Augen, "Ständig musste ich aufpassen und die zwei ermahnen, dass sie nur das sammeln sollen, was ich ihnen auftrage."

"Aber am Ende hat es ja geklappt, nicht?"

"Mhhmmm, du hast ja Recht... Aber es ist soooo anstrengend gewesen.", beschwerte sie sich wieder.

"Soll ich dich jetzt bemittleiden, du arme kleine Kätzin?"

Die Kriegerin, die immer noch auf dem Rücken lag und ihm ungeschützt ihren hellen Bauch präsentierte, miaute mit kugelrunden Kulleraugen:"Ja bitte."

Der Schwarze Krieger lachte wieder laut auf. Seine Gefährtin sah einfach zum anbeißen niedlich aus. Ein sanftes Leuchten überzog sein Gesicht, als er sie einfach nur schweigend lächelnd betrachtete. Sie erwiderte seinen Blick, mit einem ebenso verliebtem Lächeln. Ihrer beiden Herzen schlugen schneller. Doch der romatische, friedliche Moment wurde unterbrochen.

Von einer etwas schmächtigen Waldmaus.

Einer etwas schmächtigen Waldmaus, die Wüstensturm an den Kopf geworfen wurde.

Mit einem dumpfen 'Donk' landete die Frischbeute auf ihr.

"Ahhhh!!", kreischend fuhr sie auf die Pfoten, "Was zum..?!", wild sah sie sich um. Hektisch wandte sie ihren Kopf von links nach rechts. "Wer, wo, was, wann, wie?" Ihr Fell hatte sich gesträubt. Da fing sie den ungläubigen, belustigten Blick von Jaguarkralle auf. Seine Kinnlade war ihm heruntergefallen. Bis er diese auch wieder vom Boden aufgehoben hätte, würde es noch eine Weile dauern. Sie folgte seinem Starren.

Und entdeckte die unschuldig dreinblickende, sich seelenruhig mit einer Pfote über die Ohren fahrende Blitzjunges. Sie war ein Ebenbild der Unschuldigkeit. Nur ihr nervös auf und abzuckender Schwanz verriet sie.

"Blitzjunges.", knurrte Jaguarkralle leise tadelnd, "Warst du das?"

"Nein.", miaute das Junge mit übertriebenem Wimpernklimpern.

"Glaubst du etwa, ich bin vollkommen bescheuert?"

Wüstesturm hüstelte, um ihr Kichern zu vertuschen. Ihr Gefährte warf ihr einen finsteren Blick zu: "Du hilft gar nicht." Die Kätzin trug ein schelmisches Grinsen zur Schau: "Hast du etwa deine Schülerin nicht gut erzhmmmpffff....", ihr wurde das Gesicht von einer großen schwarzen Pfote auf den Boden gedrückt, sodass sie ihre Verspottungstirade nicht weiter ausführen konnte. Unter ganz viel 'hmmmpffs', zappelte sie herum, konnte sich aber nicht aus dem Griff ihres Gefährten befreien. Also begnügte sich damit, ihn einfach mit zornigen Blicken zu durchbohren.

"Hab ich dir nicht aufgetragen, die Frischbeute in unsere neue Frischbeutehöhle zu bringen?", der Krieger funkelte Blitzjunges an. Mit Frischbeutehöhle meinte er den Anführerbau, den sie kurzerhand in ein Lager für Frischbeute umfunktioniert hatten, da diese durch die Kühle des Felsens nicht so schnell zu Krähenfraß werden würde. Das war Wolkenblütes geniale Idee gewesen, die die Vorbereitungen sogleich getroffen hatte und alles altes Moos und von Rattensterns Krankheit verseuchte Liegestellen entfernt hatte. Natürlich mit dem nötigen Schutz, wobei sie sich sofort die Pfoten mit Flusswasser gewaschen hatte, obwohl sie Wasser bis auf den Tod nicht ausstehen konnte.

"Ja, hast du.", antwortete Blitzjunges immer noch mit Unschuldsmine.

"Und warum hast du das dann nicht getan?", hakte er nach, "Sondern der da", er wies mit seiner anderen Pfote auf die immer noch am Boden festgenagelte Wüstensturm, "an den Kopf geworfen?"

"Naja...", druckste die kleine Kätzin jetzt unter seinem strengen Blick herum. Sie knetete mit ihren Pfoten sie staubige Erde unter sich.

"Was 'naja'?"

"Ich wollte fragen, ob wir nochmal auf die Jagd gehen können. Dieses mal fange ich sicher war. Wir haben ja noch nicht so viel und ich dachte, ich könnte dir zeigen, dass ich jetzt verstanden habe, wie man sich an Mäuse anschleicht. Und..."

"Und was hat das damit zu tun, dass du Wüstensturm eine Maus an den Kopf geworfen hast?", fragte er nun etwas sanfter, mit einem leichten Lächeln in der Stimme, da sie Situation schon irgendwie komisch war.

"Ihr wart so vertieft, dass du gar nicht auf meine Frage reagiert hast. Dann hab ich einfach ne Maus geworfen. Ich wollte eigentlich dich treffen, hab aber nicht so gut gezielt...", erklärte sie sich kleinlaut.

Mit einem weiteren 'brrr hmmmpft' konnte sich Jaguarkralles Gefährtin nun befreien, da dieser vor Verwunderung seinen Griff gelockert hatte. "Naja, ich hab dich ja tatsächlich nicht gehört", druckste er etwas verlegen herum, "da kann ich dann nicht böse auf dich sein.", doch mit strengem Blick fügte er hinzu, "Aber eine anständige Katze wirft nicht mit Frischbeute, hast du das verstanden?"

"Ja, Jaguarkralle.", Blitzjunges nickte.

Jetzt meldete sich auf Wüstensturm zu Wort: "So, nach dem wir das jetzt geklärt hätten, können wir nochmal auf die Jagd gehen." Jaguarkralle blinzelte sie an. "Ich werde euch begleiten, dann fangen wir mehr. Meine Hilfskräfte hab ich wieder in der Kinderstube abgegeben, sie werden später Regentau etwas helfen. Also habe ich Zeit mit euch jagen zu gehen.", erklärte die Kriegerin. "In Ordnung", miaute Jaguarkralle, "Dann lass uns mal die Frischbeute aufstocken."