Kapitel 9 - Begehren

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Die Fahrt zurück nach Hause war sehr unangenehm. Sie war echt wütend auf Billy. So viele Gedanken spukten durch Kates Kopf. Sie konnte wirklich überhaupt nicht verstehen was vorgefallen war. Es konnte doch gar nicht möglich sein, dass Billy Hargrove Eifersüchtig war? Weil sie geküsst wurde? Er musste es irgendwo im Schulflur gesehen haben, anders konnte sie es sich nicht erklären. Das würde ein unangenehmes Gespräch werden... Zumal Kate nicht mal wusste wo Billy überhaupt war. Sie würde es erst einmal direkt bei ihm zu Hause versuchen. Ansonsten könnte sie noch im Freibad nach sehen.

Daheim angekommen parkte sie flüchtig ein. Sie schien Glück zu haben, Billys Wagen stand zumindest vorm Haus. Das er ohne seinen geliebten Camaro wo unterwegs war, konnte sie sich nicht vorstellen. Schnellen Schrittes ging sie zum Hargrove Haus hinüber und klingele eilends.

Es dauert nicht lange, da öffnete ein Mann die Tür. Kate erstarrte. Sie hatte in der Eile gar nicht darüber nachgedacht, dass ja auch jemand anderes als Billy die Tür öffnen könnte. Und dann war es auch noch dieser Mann, Billys Vater. Ihr Blick wurde eisig, als er sie ausdruckslos ansah.

"Ja?" fragte er harsch und kurz angebunden. Kate musste sich nun wirklich Mühe geben freundlich zu sein. Wenn man hier gerade einen Menschen gegenüber stand, der seinen eigenen Sohn schlug, war das wirklich eine Herausforderung.

"Guten Tag, ich bin Kate Byrds, ist Billy zu sprechen?" sagte sie, so höflich es eben ging, darauf bedacht ihre Stimme nicht so kalt klingen zu lassen, wie ihr gerade zumute war. Plötzlich verzog der Mann sein Gesicht zu einem merkwürdig schiefen Lächeln. Als ob er nicht in der Lage war aufrichtig nett zu schauen.

"Ah, das Mädchen von nebenan, welches fast ertrunken ist, richtig?" erkundigte er sich.

"Ganz genau, ihr Sohn hat mich gerettet. Da können Sie wirklich stolz auf ihn sein" Das war ihr etwas zu provokant raus gerutscht. Sie hoffte sehr, dass er ihren Tonfall nicht richtig deuten würde. Doch der Mann verzog sein Gesicht nicht zu einen stolzen oder fröhlichen Ausdruck, vielmehr sah er sie fast schon perfide an.

"Wäre auch komisch, wenn er nicht schwimmen könnte. Er ist schließlich am Meer aufgewachsen."

Wow. Kate konnte es nicht fassen. Wie abwertend er über die gute Tat seines Sohnes sprach. Wie da kein bisschen Stolz oder Zufriedenheit in seinem Blick lag. Ihre Wut auf Billy verflog und legte sich auf diesen Mann. Er gab ihr keine Zeit darüber nachzudenken sondern hielt ihr nun seine Hand hin.

"Neil Hargrove mein Name, Williams Vater" Sie sah einen Moment zur Hand. Auf gar keinen Fall wollte sie diese annehmen, doch die Höflichkeit gebietet es eben so. Daher griff sie nach der Hand und schüttelte diese, vielleicht einen Tick zu schnell. Doch sie wollte diesen Mann nicht länger als nötig berühren. Sein Handschlag war sehr fest und bestimmend und er drückte ihr fast die Hand ab, bevor er losließ. Kate versuchte sich nichts anmerken zu lassen, verkrampfte jedoch deutlich sichtbar am ganzen Körper.

Das Gespräch mit Billy gleich würde schon unter keinem guten Stern stehen, da konnte sie den Kontakt vorher zu so einem Menschen wie Neil erst recht nicht gebrauchen.

"Ist Billy nun zu sprechen?" fragte sie daher. Billys Vater sah sie noch eine Sekunde an, dann nickte er und zeigte mit dem Daumen über seine rechte Schulter.

"Er ist in seinem Zimmer, geh einfach rein. 2. Zimmer von Links." Damit ging er einen Schritt nach hinten, damit Kate hereinkommen konnte. Diese versuchte krampfhaft zu lächeln.

"Danke schön" presste sie noch heraus, dann ging sie ins Haus zum beschriebenen Zimmer. Sie drehte sich nicht nochmal um, spürte jedoch deutlich Blicke in ihrem Rücken. Geh einfach rein hatte er gesagt, von Privatsphäre hielt er wohl auch nichts. Gerade seinen Jugendlichen Kindern sollte man doch ihren Freiraum lassen, erst recht in ihrem Rückzugsort im Haus.

Broken ThingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt