XV

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"Okay, also, als ich 10 Jahre alt war hat alles angefangen. Ich weiß es noch ganz genau, es war hier, auf diesem Spielplatz, ich war hier mit meiner Mutter."

Tränen liefen ihm das Wangen nach unten.

"Scheiße man. Das ist so erbärmlich, dass ich jetzt heule. Langsam sollte ich echt darüber hinweg gekommen sein."

Er wischte sich mit seinem Ärmel die Tränen weg.

"Kyrian. Jemand hat mir mal erzählt , dass es okay ist zuweinen, egal über was, denn jeder hat das Recht traurig zu sein."

Er lächelte.

Stille.

"Also ich war hier zusammen mit meiner Mutter & habe mit meinen Freunden gespielt, sie war da drüben gestanden."

Er zeigte neben die Rutsche.

"Alles war schön, die Sonne hatte geschienen & dann, von einem auf den anderen Moment veränderte sich mein Leben komplett. Wie das Wetter heute, gerade noch hell & warm & jetzt trist & dunkel. Sie fiel um, wie ein erschossenes Tier fiel sie auf einmal leblos auf den Boden. Ich bekam Panik, schrie los, weinte, kniete mich neben den Körper meiner Mutter. Mir kam es ewig vor, bis endlich der Krankenwagen da war, mit den zwei Sanitätern, die meine Mutter auf einer gelben Liege davon trugen, von mir weg. Dann ging alles ziemlich schnell, meine Mutter war natürlich nicht gestorben, noch nicht. Im Krankenhaus stellte man fest, dass sie ......... Krebs hatte. Sie bekam Chemo & die ersten 2 Jahre verliefen noch ziemlich gut, aber dann ging es fast nur noch bergab, der Krebs setzte "Ableger" in ihre Lunge. Sie verlor ihr braunes Haar. Ihr Gesicht wurde von Tag zu Tag fahler & fahler, ihre Energie weniger & weniger. Als ich 15 war, war es sowie so noch ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebte. Doch mein Vater konnte es nicht mehr sehen, wie seine Frau, langsam & qualvoll starb, ohne, dass er etwas dagegen tun konnte. Wie lächerlich, er war nicht der der vom Krebs gefressen wurde, trotzdem gab er & die Hoffnung als erster auf. Meine Schwester, war die die ihn auf dem Sofa gefunden hatte, tot. Mit einer leeren Pakungtabletten neben sich. Ein paar Tage später war sie weg. Weggelaufen. Nur ein Brief hat sie da gelassen, dass sie es nicht mehr aushielt ihre Mutter so leblos vors ich hin existieren zu sehen. Jetzt wo ich & meine Mutter sie am meisten brauchte, lief die feige Kuh einfach davon. Seitdem habe ich sie nie wieder gesehen. & ich hoffe, dass sie mittlerweile gemerkt hat, dass man nicht vor seinem Schatten weglaufen kann. Es gab nur noch meine Mom, die ewigen Chemos & mich. In dieser einen Nacht, als ich das erste mal hier her gekommen war, ging es ihr garnicht gut, ich dachte ich würde sie verlieren. Ich ging zum Spielplatz, weil ich abschließen wollte, mit meiner Schwester, der feigen, meinem Vater dem schwachen & meiner sterbenden Mom. Ich wollte abschließen mit dem Spielplatz, bei dem alles begonnen hat, aber als ich dann angefange habe mit dir zu reden, wurde mir klar, dass es nicht das letzte mal für mich auf dem Spielplatz gewesen sein würde. Wegen dir war ich fast zuspät dran mit & den Medikamenten für meine Mutter, aber ich rannte & schafte es gerade noch rechtzeitig bis um 12 Uhr. An dem Tag, an dem es geret hatte ging es ihr besser den je & ich dachte schon alles würde endlich wieder gut werden, tja zufrüh gefreut, ein paar Tage später starb sie. Die Leere in unserer Wohnung machte mich fertig, es war viel zu still, viel zu einsam & ich hielt es einfach nicht mehr aus, ich schrie, ich weinte, ich zerbrach Sachen, es half alles nichts. Ich dachte, dass ich schon lang wusste was Hölle ist. Ich lag falsch, bis dahin hatte ich keine Ahnung was Hölle ist. Ich wusste garnichts. Hölle ist der Ort, in dem einem alles was man liebt genommen wird & genau da war ich, bin ich, ohne meine Familie. Ich brachte es einfach nicht mehr zustande hier her, zum Spielplatz zukommen, denn nachdem ich dich hier getroffen hatte, verkörperte er so etwas wie Hoffnung für mich, aber es gab, gibt keine Hoffnung mehr für mich. Trotzdem komme ich immer wenn es regnet mit einem Nutellaglas hier her, denk an dich, wie wir uns begegnet waren, kann mich nicht ablenken, denn ich glaube ich habe mich verliebt, in das Mädchen vom Spielplatz, in das Mädchen, das mit nassen Haaren auf der Schaukel sitzt, in das Mädchen, das Stunden damit verbringen kann schweigend in die unendlichen Weiten des Universums zublicken, in das Mädchen, mit dem ich über alles reden kann, in das Mädchen, das sich für mich von einem gruseligem Zahnbürsten Typen vollabern ließ, in das Mädchen, das mir Hoffnung gab, in das Mädchen, das mich die letzten 3 Jahre irgendwie am Leben gehalten hat, ohne es zu wissen, in dich.

THE END

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