F O U R

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Die Zeit verging quälend langsam und die Stimmung war irgendwie komisch, seit ich kurz weg war. Wir konnten zwar weiter über belanglose Dinge lachen, aber in seinem Gesicht konnte man sehen, dass es ihn nicht kalt ließ. Ich sah, dass es etwas gab, was ihm keine Ruhe ließ und ich war mir sicher, dass es etwas mit mir zu tun hatte. Und ich ertrug es nicht, ihn so zu sehen...

„Sag es..." Brach ich irgendwann hervor, überrascht wandte er seinen Kopf zu mir. „Was?" Keine Ahnung warum er das jetzt fragte, schließlich war ich mir sicher, dass er wusste was ich meinte. „Das was du sagen willst. Ich seh doch, dass dich was beschäftigt..." Seufzend senkte er den kopf, es schien als müsste er erstmal seine Gedanken sammeln. Ich beobachtete wie er versuchte die richtigen Worte für irgendwas zu finden, währenddessen war das knacken des Feuers zu hören, in welches der Brite immer wieder kleine Stöckchen rein schmiss. „Lewis..." Forderte ich ihn nochmals auf endlich mit mir zu reden. Meine Stimme klang ruhig, während in mir alles bebte und zitterte. Auch wenn ich unbedingt wissen wollte, was ihn beschäftigt, hatte ich doch auch Angst es herauszufinden. Nur wie so oft, siegt meine Neugierde...

„Na ja, also..." Fing der Formel eins Fahrer an, ohne mich dabei anzuschauen. Entweder konnte er es nicht, oder er wollte es schlicht und ergreifend nicht. „Ich möchte dir nicht zu nahe treten, deshalb hab ich nichts gesagt..." Das bist du schon längst, spottete meine innere Stimme, bevor ich sie zurückhalten konnte. Statt ihr aber Recht zu geben, versuchte ich sie einfach zu ignorieren. „Es ist schon okay, wirklich..." Ich presste ein Lächeln hervor um meine Aussage zu unterstreichen. „Also du musst das nicht beantworten, wenn du nicht willst, aber es würde mich schon interessieren, was du hast..." Plötzlich sah er mich an. In seinem Blick lag etwas warmes, weiches, selten hatte ich ihn so erlebt. Er schien fast etwas verletzt, vielleicht, weil ihn die Wahrheit genauso runterzieht wie mich? - Wohl kaum, immerhin ist es Lewis und ich wage es fast zu bezweifeln, dass er tatsächlich so viel Mitgefühl aufbringen kann...

„Ich habe eine Herzschwäche. Na ja, das ist nett ausgedrückt..." Korrigierte ich mich und musste leicht lachen, denn das war doch völlig absurd. „Mein Herz ist viel zu schwach für meinen Körper und kann das Blut nicht regelmäßig durch mich hindurch pumpen. Daher kommen auch diese kurzen Aussetzer, wie vorhin..." Nun war ich die, die verlegen war. Während dieser äußerst verharmlosten Erklärung für Lewis, habe ich bewusst außen vor gelassen, dass diese Aussetzer wie vorhin alles andere als normal sind. Na ja, also eigentlich schon, aber nicht in diesem Ausmaß. Die Worte meines Arztes diesbezüglich hallen immer noch in mir nach, wenn ich so darüber nachdenke.
Das sind Anzeichen für eine rapide Verschlechterung. Wenn sie nicht bald auf der Liste vorrücken, können wird leider nicht mehr viel für sie tun. Gott, diese blöde Liste! Wie ich es hasse, wenn jemand von dieser beschissenen Spenderorgan Liste spricht. Es ist jedes Mal eine Enttäuschung, wenn man hört, dass es nicht vorangeht. Und es tut jedes Mal weh, die Hoffnung gehabt zu haben und dann doch enttäuscht zu werden... Deshalb habe ich mir schon lange abgewöhnt, auf etwas zu hoffen, was so wahrscheinlich ist wie ein Lotto Gewinn. Meine Mutter hatte auch auf ein neues Herz gewartet und es nie bekommen, jetzt ist sie tot.

„Früher oder später, wenn mein Herz zu schwach ist, wird es aufhören zu schlagen und dann, ja..." Ich brachte es nicht über die Lippen. Diese vier Worte dann werde ich sterben, sie schienen so einfach, doch ich brachte es einfach nicht übers Herz sie auszusprechen. „Und es gibt keine Möglichkeit, dass du irgendwie wieder gesund wirst?" Ich zuckte mit den Schultern, als Lewis zu mir sah. „Doch, nur..." Fing ich an, brach jedoch ab, als ich merkte wie lächerlich das war. „Nur..." Lewis sah mich fragend an, Hoffnung glänzte in seinen Augen. Scheint ganz, als könnte er doch so etwas wie Mitgefühl empfinden...

Plötzlich war seine Haltung nicht mehr so unsicher, sondern voller Mut und Freude und genauso sah er mich auch an. Seine Augen glitzerten, rein und so wunderschön. Verdammt, warum mussten sie so schön sein? „Nein, Lewis... Das ist-" Ich brach ab, in mir stieg die Nervosität, was mich dazu brachte aufzustehen. „Du verstehst das nicht... Das ist vollkommen lächerlich. Ich wollte dir keine Hoffnungen machen, tut mir leid..." Gott Liv, welche Hoffnungen solltest du ihm auch machen? Herrschte mich meine innere Stimme an und sie hatte recht, irgendwie. Ich fuhr mir gestresst durchs Gesicht, während ich mich wieder neben ihn setzte.

Toxic Love - the beginning of the end (Band 2) | Lewis Hamilton FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt