E L E V E N

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„Papa..." Krächzte ich halb laut, und es fühlte sich an, als würden meine Stimmbänder zerreißen.

„Liv?" Ertönte Lewis' Stimme erneut, doch ich ignorierte ihn. „W-was machst d-du hier?" Ich ging einen Schritt auf meinen Vater zu, dessen Gesicht erschreckende Ähnlichkeiten zu der Maske von the Scream hatte. Er setzte zum reden an, im selben Moment kam Lewis aus dem Bad. „Alles okay, Li-" Der Brite unterbrach sich selber als er meinen Dad bemerkte.

Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es für ihn sein musste, uns so zu sehen. Nur in Handtuch bekleidet, sein Top Fahrer und seine Tochter. Es musste ihm den Boden unter den Füßen wegreißen...

„Papa, ich-" Fing ich an, nur um im selben Moment wieder abzubrechen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, ich wusste nicht mal, ob ich überhaupt etwas sagen sollte. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, machte mein Vater kehrt und ging nach unten. In diesem Augenblick ging mir nur ein Gedanke durch den Kopf, und der lautete: Ich muss es ihm erklären. Ich muss irgendwie das Desaster richten!

„Ich komme gleich, ich muss..." Erklärte ich Lewis ohne den Satz zu beenden, und ging dann meinem Vater hinterher. Es war mir egal, dass ich lediglich ein Handtuch trug, in diesem Augenblick war mir so einiges egal.

„Papa, bitte lass es mich erklären..." Flehte ich, während ich dem Älteren folgte. In der Küche kamen wir zum stehen. „Lass es mich dir erklären, bitte." Wiederholte ich, doch er schien davon nichts wissen zu wollen. „Es ist nicht so, wie es aussieht..."

Plötzlich drehte er sich um. „Ach ja?!" Seine Augen waren wuterfüllt, etwas gefährliches brannte in ihnen, was mich automatisch einen Schritt zurück wanken ließ. „Dann sag mir, wie es aussieht!" Selten erlebte ich ihn so wütend, und ich hatte Angst. Nicht er machte mir Angst, sondern die Person, zu der er gerade wurde. Das ist nicht mein Vater, ich weiß nicht was er mit meinem Vater gemacht hat, aber das hier ist er nicht. So kenne ich ihn nicht.

„Erkläre mir, was ich da eben gesehen habe!" Seine Stimme wurde immer lauter, aber ich brachte kein Wort über die Lippen. Am liebsten würde ich ihn zurück anschreien, ihn genauso behandeln wie er mich, aber ich konnte nicht.

„Ich liebe ihn..." Brachte ich leise hervor, mein Blick war gesenkt. „Du tust was?" Die Worte brachen als ein Lachen hervor, und in diesem Moment ging etwas in mir los. Er war zu weit gegangen, er war zu weit gegangen, als er sich darüber lustig gemacht hat.

„Ja, und du bist schuld!" Schrie ich, ohne zu wissen was ich da von mir gab. „Hättest du dich einfach aus meinem verdammten Leben rausgehalten, wäre es gar nicht so weit gekommen! Hättest du einfach nicht versucht dich mithilfe von ihm" ich gestikulierte in Richtung der Treppen, „in mein Leben zu schleichen, dann-" ich stoppte kurz, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Dann, dann wären wir uns nie so nahe gekommen!"

Stille ersetzte meine Stimme. Der Blick meines Gegenübers war ungläubig, als wüsste er nicht von was ich rede... „Ja, Papa. Ich weiß es, du brauchst also gar nicht so tun, als wüstest du von nix. Es ist deine Schuld. Ich wollte nie etwas mit dem ganzen hier zu tun haben, und nur weil du unbedingt wolltest, dass ich an deinem erbärmlichen Leben teilhabe, nur deshalb, ist es so weit gekommen..."

„Wann hat das zwischen euch angefangen?" Brach er irgendwann das schweigen. Seine Stimme klang, als wäre nichts passiert, als wäre nichts von dem was ich sagte bei ihm angekommen. „Weißt du noch, in Barcelona, nach der Afterparty..." Fing ich an, mein Vater schluckte schwer. „Dann als es mir so schlecht ging und mich Lewis nachhause gebracht hat. Am Tag danach, als er plötzlich bei der Oper aufgetaucht ist, und als ich bei meinen Großeltern war..." Ich hielt kurz inne und sah den Mercedes Teamchef an. In seinem Gesicht konnte ich eine Mischung aus Schock und Realisation sehen.

Aber warum überrascht ihn das, er hat es schließlich darauf angesetzt. Er wollte, dass sich Lewis in mein Leben schleicht, und er hat sein Ziel erreicht. Ich habe ihn in mein Leben gelassen obwohl ich mich mich mit allen Mitteln versucht habe dagegen zu wehren... „Wundert dich das?" Fragte ich ihn leise. „Das ist doch genau das, was du wolltest, oder nicht? Du wolltest doch, dass er in meinem Leben ist..." Er sagte nichts, vielleicht hat er endlich kapiert, wie blind er die ganze Zeit war...

Jetzt im Nachhinein frage ich mich aber wirklich, wie er nichts von dem allem bemerken konnte. Wie konnte er nicht eins und eins zusammenzählen? Keine Ahnung, ich verstand es wirklich nicht, aber jetzt spielt das auch gar keine Rolle mehr. Er wusste es, und er musste es akzeptieren...

Völlig durcheinander ging ich zurück nach oben, wo Lewis bereits auf mich wartete. Ausgelaugt ließ ich mich gegen seine Brust fallen, damit brach jeglicher Damm und ich konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Die dicken tropfen versickerten in dem Stoff seines Hoodies, den er mittlerweile, genau wie die Hose, wieder anhatte.

Eine Weile standen wir einfach nur da, ich war viel zu aufgelöst um irgendwas zu sagen - oder zu machen. Aber es war okay, denn ich wusste, dass ich nicht alleine war. Lewis war da und fing mich auf wenn ich fiel. Er hielt mich zusammen, wenn ich auseinanderbrach. Und er flickte mein Herz, wenn es gebrochen war. Er war alles was ich brauchte. Er war der, den ich für den Rest meines Lebens bei mir haben wollte. Lewis war derjenige, dem ich immer wieder verzeihen würde, auch wenn er mir das Herz bricht.

Aber er war auch jener, den ich glücklich sehen wollte, und das konnte er mit mir nicht. Früher oder später würde ich ihn mit der Wahrheit von mir stoßen und verletzten. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn er nie etwas davon erfährt, wenn ich ihn von mir stoße bevor ihn die Wahrheit zerstören kann, ich weiß. Aber ich kann es einfach nicht. Ich könnte ihn nicht einfach wieder aus meinem leben verbannen, nicht jetzt, dafür liebte ich ihn einfach zu sehr. Doch ich wusste dass ich es irgendwann muss, und ich hatte Angst vor diesem Moment. Ich hatte Angst vor dem Tag, an dem wir nicht mehr zusammen sein können, weil es besser für ihn ist. Aber ich hatte noch mehr Angst davor, ihn zu verlieren, für immer.

Bevor ich mich davon abhalten konnte, überkamen mich diese erdrückenden Gedanken und ich verlor mich in ihnen.

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Es wird spannend hahah

Schreibt mir gerne in die Kommentare was eure Meinung zu der Reaktion von ihrem Vater ist und was ihr denkt wie es jetzt weiter geht... Vergesst natürlich auch nicht zu Voten wenn euch das Kapitel gefallen hat :)

Man liest sich, eure Annpakki <3

Toxic Love - the beginning of the end (Band 2) | Lewis Hamilton FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt