1. Geschwisterliebe

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Ich sitze in meinen Sessel und möchte mich einfach vergraben.
,,Wieso schaust du schon wieder so aus, als hättest du einen Geist gesehen?", fragt mich jemand mit genervter Stimme. Ich schaue auf und neben mir setzt sich meine kleine Schwester Klarissa. Wir haben zwei Jahre Unterschied, was heißt, dass sie sechszehn Jahre ist und ich achtzehn Jahre bin.
Wir sitzen in der Cafeteria und sie beißt gelangweilt in ihren roten Apfel.
,,Eine deiner Klassenkolleginnen hat mir einen Kuss auf die Lippen gegeben!",
Ich schüttel mich bei den Gedanken.
Larissa lacht nur grinsend. ,,Hahaha", äffe ich sie nach und schiebe mir eine Gabel voll mit Nudeln in den Mund.
,,Jetzt sei nicht beleidigt! Du bist selber Schuld, wenn du so beliebt bist!", verteidigt sich meine Schwester. ,,Glaubst du ich fange etwas mit einer aus der zehnten an?", frage ich sie mit vollen Mund. Sie schaut mich giftig an und schlägt mich mit ihren Ellbogen gegen meinen Arm. Natürlich verschlucke ich an mein Essen und spucke es aus. Ein grüner Brei kommt auf den Tellern.
,,Das hast du davon! Ich komme aus der elften. Hast wohl vergessen, dass du ein Jahr mehr gemacht hast!", zischt sie und isst dann etwas von ihrem Teller, auf dem Rindfleisch, Kartoffeln und Gemüse ist.
Frustriert hole ich mir einen Tellern von den Nudelauflauf und setze ich mich wieder zu meiner Schwester.

Nach der Schule setze ich mich in den Bus und fahre nach Hause. Ich stecke meine Kopfhörer in meine Ohren und lasse die Musik auf mich ein. Seit dem meine Eltern öfters nicht Zuhause sind, muss ich auf meine Schwester achten. Das mache ich schon seit meinen sechszehnten Lebensjahr. Mein Vater ist meistens bis spät Abend arbeiten und kommt nur nach Hause, um zu schlafen.
Ein 'Hallo' oder 'Gute Nacht' bekommen wir von ihm nicht zu hören, denn wir schlafen in der Nacht und bekommen nicht mit, dass er nach Hause kommt. Meine Mutter ist immer für zwei bis vier Wochen aufs Geschäftsreise. Vielleicht sogar Monate, je nach Lage.

Um sechszehn Uhr komme ich Zuhause an und betrete das Haus. Larissa muss schon Zuhause sein, denn sie hatte drei Stunden vor mir aus.
,,Ich bin wieder da!", rufe ich durch das Haus. Ich höre wie jemand gerade runter geht. Ein großer Hund, ich denke ein Golden Retivier Mischling schaut mich hechelnd neugierig an. Der Hund hat ein rotes, oranges, braunes Fell. Er geht auf mich zu und beschnuppert mich.
Lächelnd knie ich mich zu den Hund hin und halte meine Hand hin. Freudig wedelt er mit seinen Schwanz. Ich streichele ihn.

,,Carlos! Wo bist du jetzt schon wieder hin?", schreit meine Schwester und kommt die Treppen runter gerannt. Sie sieht mich entgeistert an.
Ich lache und meine: ,,Beruhig dich, Schwesterherz. Der Hund hat mich wohl gehört und ist gleich zu mir gekommen!" Ich schaue wieder zu dem Hund, der mich mit seiner rauen Zunge auf der Wange leckt.

,,Carlos! Hier!", schräft eine etwas tiefere Stimme. Carlos löst sich von mir und tapst in Richtung Treppe. Ich schaue auf.
Neben Klarissa steht ein Junge, der etwas kleiner als sie ist und schaut den Hund mit ernsten Blicken an. Nach ein paar Sekunden schaut mich der Junge an.
Er trägt eine Brille mit einer achteckigen, silbernen Fassung. Sein Kleidungsstil ist ein weißes kurzes T-Shirt und eine lange mattgrüne Hose. Seine Haare sind blond oder rotblond, vielleicht sogar gold zu einem kurzen Undercutschnitt. Ich stehe auf und gehe zu Larissa und dem Jungen. Ich stehe mit einem Zentimeter Abstand gegenüber dem Jungen. Der blinzelt mich verwirrt an, denn ich starre ihn ernst an.
,,Wer bist du, wenn ich fragen darf?", erkundige ich mich und hebe eine Augenbraue. Der Junge starrt mich kurz, bevor er einfach zum Lachen anfängt.
Ich schaue ihn verwirrt an. Der Junge räuspert sich nach ein paar Minuten.
,,Hey, ich bin der beste Freund von Larissa. Mein Name ist Charles Bidden, 17 Jahre alt, gehe in die elfte Klasse und freue mich sehr dich kennenzulernen!", erzählt der Junge von sich.
Ich schaue zu meiner Schwester, die sich ein Lachen verkneifen muss.
,,Du hast mehr oder weniger alle verjagt!
Bei Charles brauchst du keine Angst haben, dass er mich schwängern könnte.
Er ist mir viel zu schwul um mit ihn ins Bett zu steigen", erklärt meine Schwester.
Charles schaut meine Schwester giftig an.
,,Was?! Sonst verkuppelt uns der noch!", verteidigt sie sich. Carlos geht zu Larissa und sie streichelt den Hund.
,,Es freut mich ebenfalls dich kennenzulernen!", lächele ich Charles an.
Ich gehe auf den Fakt nicht ein, dass Klarissa ihn gerade geoutet hat. Er lächelt freudig zurück.
,,Wenn ihr euch schon so anschmunzelt, können wir ja rausgehen. Der Hund braucht einen Spaziergang!", meint Larissa und holt die Leine. Charles geht ihr hinterher. Nach ein paar Minuten sind wir schon draußen und gehe in den Wald.

Nur der beste Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt