𝔎𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩 6 - ℨ𝔢𝔦𝔱𝔳𝔢𝔯𝔱𝔯𝔢𝔦𝔟

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Kwan – der breit gebaute Takler, mit dem zotteligen schwarzen Haar und dicken Schlieren an seinen Fingern – hatte Ayra recht schnell die wichtigsten Orte an Bord gezeigt und einer Kajüte zugeteilt, welche sie glücklicherweise alleine Beziehen konnte. Doch neben den offensichtlichen Fakten war der Größere nicht sonderlich redefreudig, starrte sie dafür immer wieder mal quient von der Seite an, sähe sie nicht direkt zu ihm auf.

Es war für wahr nicht ihr erstes Mal auf einem Schiff, aber durchaus das erste Mal in einer eigenen Kajüte und als offensichtlicher Frau. Es reiste sich um einiges besser, wenn man sein wahres Geschlecht verbarg und so hoffte sie, dass sie ihrer Entscheidung es hier nicht ebenso getan zu haben, nicht bereuen würde.

Es waren ja nur einige Monate und sie könnte all dies hinter sich lassen; das würde sie schon überstehen.

Einige Stunden nachdem sie auf der Dawn angekommen und sie bereits auf offener See waren, klopfte es an ihrer Tür, was sich ehrlich gesagt verwunderte, denn wirkte niemand der Anwesen sonderlich erpicht über ihre Anwesenheit, geschweige denn willig auch nur eine Sekunde mehr Zeit mit ihr zu verbringen, als nötig.

Also öffnete sie die Tür, blickte daraufhin zwei freundlich glänzende seeblaue Augen. Ria war ihr Name, wenn sie sich recht erinnerte. Was ein Glück, dass sie so ein gutes Gedächtnis hatte.

„Hey. Ich wollte nur fragen, ob alles in Ordnung ist? Einige vertragen das offene Meer nicht so gut." Ayra wollte nicht ganz glauben, dass dies der einzige Grund ihres Auftauchens war, sagte jedoch nichts weiter dazu und nickte schlicht.

„Ist nicht mein erstes Mal auf See." War schlussendlich ihre lapidare Antwort, was die Kupferhaarige verstehend nicken ließ. „Aber das erste Mal, dass ich mit Piraten unterwegs bin." War das etwa... die Andeutung eines Lächelns auf dem glatten Gesicht der Assassinin? Ria konnte nicht anders, als selbst die Mundwinkel zu heben, während sie der jungen Frau eindringlich ins Gesicht sah.

Sie... bekam das Gefühl nicht los, sie bereits irgendwo gesehen zu haben? Aber wo?

„Bist du denn schon viel Unterwegs gewesen?" Wollte Ria wissen, jedoch zog die Schwarzhaarige ihre Augenbrauen ein wenig zusammen, woraufhin das Lächeln auf ihren Lippen verstarb. Hatte sie... etwas Falsches gesagt?

„Sicher. Hier und da, ich verweile nie lange an einem Ort." Bildete sie es sich ein, oder wirkte sie um einiges kühler als zuvor? Sie wusste es nicht, wollte aber auch – zu ihrer eigenen Sicherheit – nicht weiter darauf rumhacken. Hyunki würde ohnehin einen halben Herzkasper kriegen, wenn er erfährt, dass sie alleine mit der Assassinin gesprochen hatte. (Der Smutje war wirklich vorsichtig und dachte eindeutig zu viel nach; ging immer gleich vom Schlimmsten aus, was für sie jedoch absoluter Quatsch war.)

Ria nickte nur, faltete ihre Hände vor ihrem Bauch und lächelte die Dunkelhaarige nochmal freundlich an.

„Nun dann, wenn du etwas brauchst oder dich langweilen solltest, kannst du dich gerne immer an mich wenden. Es ist mal eine Abwechslung eine Frau mit an Bord zu haben." Ayra brummte zustimmend, rang sich zu einem kurzen Heben ihrer Mundwinkel durch, ehe die Rothaarige vor ihr sich verabschiedete und sie wieder alleine mit ihren Gedanken ließ.

Ria seufzte, als sie den Weg zurück an Deck antrat, nahm die schweren Stufen nach oben etwas langsamer als sie es sonst tat. Sie gab es nicht gerne zu, doch war die Dunkelhaarige sonderbar. Nicht nur, dass sie offensichtlich nicht hier sein wollte, sondern auch ihre ganze Art, wie sie alle um sich herum beäugte; diese offenkundige und beinahe zwanghafte Distanz in ihrem Blick... Ria hoffte wirklich, dass sich das in den kommenden Monaten legen würde, ansonsten würden das wirklich lange sechs Monate werden.

𝔓𝔇𝔐 - 𝔇𝔦𝔢 𝔊𝔢𝔪𝔢𝔦𝔫𝔰𝔠𝔥𝔞𝔣𝔱 𝔡𝔢𝔯 𝔖𝔠𝔥𝔞𝔱𝔱𝔢𝔫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt