𝔓𝔯𝔬𝔩𝔬𝔤

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Der perfekte Halbmond schien hell über Finogh, erleuchtete trotz seiner geringen Größe die kleine Handelsstadt in einem äußerst mysteriösen flauen Licht.

Zwei Katzen fochten gerade einen bitterlichen Revierkampf aus, ein Hund bellte, alarmiert von den Schritten eines Betrunkenen der sich auf dem Weg nachhause von einer Taverne befand, seinem Heim dabei viel zu nahekam.

Ein Herr beklagte sich über seinen Arbeitgeber, dass er ja zu geizig sei und durchaus das Geld hätte sie alle ordentlich zu bezahlen, es jedoch aus störrischer Dickköpfigkeit nicht tat, während dessen Gesprächspartner nur resigniert mit den Achseln zuckte, dazu nicht wirklich viel zu sagen hatte.

Es lag ein äußerst tückischer Nebel über den Straßen der Stadt, ließ in einem jeden eine unangenehme Gänsehaut emporsteigen und so schnell wie möglich den Heimweg antreten.

Und während der Wind so fauchend um die starren Hauswände pfiff, einem kleinen Jungen ungemeine Angst bereitete, saß eine Person auf einem der Dächer, blickte mit den stoisch grünen Augen auf die dunkle Gasse hinab, behütet und getarnt von einem dicken Schornstein eines Fachwerkhauses.

Javier Hernández Ruiz, ein Angestellter der bekannten Banco Municipal del Sol, lief schlurfend den Weg entlang, schenkte seiner düsteren Umgebung auch nicht mehr Aufmerksamkeit als seiner Frau, die ihn für sein spätes Eintreffen zuhause, sicherlich wieder tadeln würde. Es war nichts neues für den Bankier, dass seine liebliche Candela ihm den Marsch blies, wenn sie ihn buchstäblich für Tage nicht zu Gesicht bekam und er schlussendlich entweder ohne ein Wort ins Bett fiel und augenblicklich wegtrat oder sich doch weiter in seinem Arbeitszimmer einschloss, sie nicht mehr der Existenz anerkannte als lediglich einen flüchtigen halbherzigen Kuss auf die Wange zu drücken.

Ah, sie vermisste die Tage, an welchen er nicht früh genug Zuhause sein konnte, sie so ehrlich interessiert nach ihrem Tag fragte und sie tatsächlich etwas wie eine wirkliche Beziehung führten; wie lange sehnte sie sich schon nach einer Umarmung? Einer zärtlichen Berührung?

Vielleicht sollte sie einmal wegfahren, ihre Zeit genießen und etwas den Kopf frei bekommen. Javier – dieser rumhurende Lüstling – würde das sicherlich nicht einmal bemerken, wenn sie nicht anwesend wäre, also spräche sicherlich nicht viel dagegen die Insel für einige Zeit zu verlassen.

Eine Wolke begann sich langsam über den Mond zu schieben, Javier für einen Augenblick die Sicht zu nehmen – wieso entzündete hier auch nie jemand die verdammten Straßenlaternen? Dafür wurden sie doch bezahlt!

Er stolperte über einen unebenen Stein, erhob sich fluchend, beklagte das Loch in seiner guten Hose, blickte jedoch erschrocken hinter sich, als er meinte einen dunklen Schatten im Augenwinkel erkannt zu haben. Vor ihm tat sich jedoch nicht mehr auf, als zuvor, stellte nur erleichtert fest, dass sich der Mond seiner wieder erbarmte und seinen restlichen Heimweg – hoffentlich durchgängig – beleuchten würde.

Etwas schneller als zuvor, stapfte er über krummen Grund, blickte dabei immer wieder über seine Schulter, erwartete dort etwas – oder jemanden – vorzufinden, was jedoch nicht geschah. Die Unsicherheit plagte ihn, das Gefühl, das ein Unheil bevorstand.

Er müsste so schnell wie möglich heim.

Sein Atem verschnellerte sich, das Herz schlug ihm bis zum Hals, nahm den Großteil seines Gehörs sein, während eine kalte, beißende Gänsehaut sich auf seinen Körper gelegt hatte, ihn fröstelnd über die Arme streichen ließ.

Es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, ehe er endlich die vertrauten Umrisse seines Hauses erblicken durfte, mit fahrigen Schritten darauf zu stolperte und eilig ins Innere verschwand, dort erst einmal erleichtert ausatmete. Er konnte nicht einmal sagen, vor was er so eine Angst gehabt hatte, wusste nur, dass er froh war endlich vertraute Wände im sich zu haben.

𝔓𝔇𝔐 - 𝔇𝔦𝔢 𝔊𝔢𝔪𝔢𝔦𝔫𝔰𝔠𝔥𝔞𝔣𝔱 𝔡𝔢𝔯 𝔖𝔠𝔥𝔞𝔱𝔱𝔢𝔫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt