Ein Bodyguard mit Folgen

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Im Speisesaal war es laut und voll. In einer Ecke saßen die ganzen Frischlinge, wie wir sie immer nennen, die ganz Neuen hier, alle teilweise erst 11 oder 12 Jahre alt, ganz hinten hatten die Senioren einen Bereich für sich und in der Mitte saßen wir. Als Senioren bezeichnen wir die Leute, die schon älter als 20 waren und damit ihre Ausbildung zum offiziellen Bodyguard, wie man sie auf jeder Veranstaltung sieht, machen oder schon gemacht haben.
Ich holte mir an der Theke mein Frühstück, bestehend aus einem Glas Milch, Rührei und Speck, Marmelade, Butter und zwei Brötchen und setzte mich zum Rest meiner Gruppe. Wir TB's (Teen Bodyguards) waren insgesamt 40 Leute, jedoch waren wir in Gruppen aufgeteilt, damit wir einfach besser trainieren konnten. Ich kam mit allen eigentlich super zurecht und wir waren wie eine kleine Familie, hatten Gemeinschaftsräume und machten so ziemlich Alles zusammen. Manchmal war es zwar etwas nervig mit 6 Jungs in einem Zimmer zu schlafen aber mit Lisa machte es immer Spaß. „Wir haben gleich Mathe, oder?", fragte Maurice mit vollem Mund. Ich nickte und biss gierig in mein Brötchen, dass ich mir mit Butter, Marmelade und Baconstreifen belegt hatte. „Wie kannst du sowas nur essen!", beschwerte sich Lisa wie immer und musterte mein Brötchen angewidert. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich liebte solch 'extravagante' Brötchenbeläge und konnte eigentlich nie genug davon bekommen. Ich unterhielt mich noch etwas mit Seth, dann räumte ich mein leeres Tablet weg und ging in die Bibliothek. Oder besser gesagt wollte dort hin. Auf dem Weg fing mich Vince ab, er war wie der Chef hier, der Leutnant oder wie man das nennen möchte. „Yara, auf ein Wort in meinem Büro bitte!" Verwundert folgte ich dem Mann in sein Büro und setzte mich auf den Stuhl gegenüber seines Schreibtisches. Vince war jemand, der nicht lange um den heißen Brei redete, daher machte ich mich schon mal auf was gefasst. „Also, wir haben eine Anfrage bekommen, von einem recht berühmten Hollywood-Star. Er hat mehrere Morddrohungen erhalten und es wurde versucht ihn zu entführen, es war überall in der Presse. Nun wollen sie unseren besten Teen-Bodyguard um ihn zu schützen, vorzugsweise ein Mädchen." Ich merkte woraus das hinauslief und wurde ganz hibbelig. Lange hatte ich trainiert, mich mehr angestrengt als irgendjemand sonst und jetzt schien es so weit zu sein. „Und jetzt möchte ich dich bitten diesen Auftrag zu erfüllen!" Zack, es war raus. Ich konnte es noch immer nicht fassen, ich war richtig aufgeregt. Ich nickte einfach, unfähig zu sprechen. Über Vince' Gesicht huschte ein leichtes Lächeln, als er es bemerkte. „Du würdest als Praktikantin dort eingeschleust werden, außer dem Manager und dem aktuellen Bodyguard wird es keiner wissen, nicht mal der Klient selber, das macht es dir einfacher ihn zu beschützen!" Ich nickte wieder. „Wann geht es los?", fragte ich schließlich. „So bald wie möglich. Du wirst jetzt noch angemessen vorbereitet und erhältst weitere Instruktionen und dann sollte es am Freitag losgehen!" Freitag, das war ja schon in 4 Tagen. Etwas geschockt davon, dass es jetzt so schnell ging fing ich an, an meinem Armband herumzuspielen, was ich immer tat, wenn ich nervös war. „Wo muss ich denn hin und unter welchen Umständen werde ich dort sein?" Vince fuhr sich mit seiner rechten Hand durch die kurzen, leicht angegrauten Haare und zog mit der linken eine Akte aus der Schreibtischschublade. Er schlug sie auf. „Du musst nach Jackson, da der Schauspieler derzeit am Set arbeitet, manchmal Plantation Village Studios und manchmal irgendwo in der Pampa, wo genau ist noch nicht klar." Jackson war ganz cool, auch wenn es unglaublich heiß war. „Wie heißt der Film denn, den sie derzeit drehen?", fragte ich aus reiner Neugierde. „Hier steht Maze Runner, die Auserwählten im Labyrinth." Davon hatte ich schon mal gehört, als Buch jedoch. Eine Frage hatte ich noch. „Wie heißt der Schauspieler eigentlich?" Ich hatte vor, gleich in die IT-Räume zu gehen und mich etwas über ihn zu informieren, was er so für ein Typ war und so. „Sein Name ist Thomas Brodie Sangster, er ist ein britischer Schauspieler." Tatsächlich sagte mir der Name gar nichts aber ich sah auch fast keine Filme, dazu war einfach keine Zeit. „Gut, das war Alles. Bis Freitag bist du vom Unterricht befreit und konzentrierst dich ganz auf deinen Auftrag, informiere dich, packe deine Sachen und prüfe deinen Reisepass." Ich verließ also Vince' Büro wieder, mit der Akte und machte mich aufgeregt auf den Weg zum IT-Bereich. Dort setzte ich mich an den erstbesten freien Computer und wartete, bis er hochgefahren hatte, dann gab ich in die Suchmaschine den Namen des Schauspielers ein und scrollte etwas durch die Informationen. An sich wirkte Thomas ganz sympathisch und lustig. Er spielte in vielen Filmen mit, wie „Love Actually", und sah für sein Alter noch unglaublich jung aus. Ich sah noch ein paar Interviewausschnitte und Zeitungsartikel durch, dann ging ich zu Cody, unserem Waffenspezialist für unsere Gruppe.

„Also, ich denke zwar nicht, dass etwas passieren wird, aber für den Fall der Fälle habe ich dir mal eine Auswahl an Waffen und ähnlichem Kram zusammengestellt!", sagte Cody schließlich, nachdem ich ihm meinen Auftrag geschildert hatte. Anders als erwartet war nur eine Schusswaffe dabei, der Rest bestand aus Messern und anderer Hightech-Ausrüstung, einem Handy mit Panzerglas, eingebautem GPS und mehr, ein Rucksack mit stichfestem Stoff und noch ein paar Sachen, dessen Zweck Cody mir erst erklären musste. „Es wäre ganz schön, wenn ich den Rucksack wieder so zurückbekomme wie ich ihn dir jetzt aushändige, das Teil war schweinemäßig teuer!", ermahnte er mich mit einem schiefen Grinsen. Ich nickte und packte alles in eine Kiste, die er mir dann in die Arme drückte. „Pass gut auf dich auf und viel Spaß!", verabschiedete er sich augenzwinkernd. Ich lachte und machte mich mit meiner Kiste auf den Weg zum Zimmer, um mir meine Sachen zu packen. Die Gänge waren mittlerweile leer, alle waren im Unterricht. Irgendwie war ich froh, dass ich bis Freitag nicht mehr in den Unterricht musste, ich wäre wahrscheinlich viel zu aufgeregt, um richtig mitzuarbeiten. Mir fiel ein, dass ich noch meinen Partner für meinen Auftrag wählen musste, der hier in der Zentrale war und mit dem ich Funkkontakt hielt und ihm regelmäßig Bericht erstattete. Ich wusste nicht genau, wen ich nehmen sollte.
Zum Schluss entschied ich mich für Seth. Mit ihm kam ich am besten zurecht und er war der Erfahrenste von uns, also konnte das nicht schaden. Gedankenversunken summte ich irgendein Lied vor mich hin und sortierte die Kleidung, die ich mitnehmen würde, um sie später in den Koffer zu packen. Ich war gespannt, wie Thomas sein würde. Die Tatsache, dass er ziemlich berühmt war, ließ mich lustiger weise ziemlich kalt, mich interessierte eher, ob er ein Angeber-Typ war oder ob er normal war. Ich hoffte auf Letzteres, denn ich hatte keine Lust, weiß Gott wie lange mit einem eingebildeten Vollpfosten rumzuhängen. Ich merkte kaum wie die Zeit verging. Als es zum Mittagessen klingelte, fuhr ich erschrocken zusammen. Ächzend richtete ich mich auf und streckte mich, dann lief ich in den Essenssaal, um meiner Gruppe von meinem Auftrag zu erzählen. Auf halbem Weg traf ich Lisa. „Wo warst du?", fragte sie mich. „Bei Vince. Ich kann es nicht glauben, aber ich habe vorhin meinen ersten Auftrag bekommen!" Lisas Augen wurden groß. „Oh Gott Yara, ich freu mich so für dich, wurde aber auch mal Zeit!" Lisas Gesicht strahlte, nachdem ich ihr von meinem Auftrag erzählte. „Wer ist denn der Schauspieler?" Wir bogen nach links ab und betraten den großen Saal. Wie auch an einer normalen High School waren die Gänge voll und die Kinder laut und frech. „Thomas Brodie Sangster!" Lisa blieb wie angewurzelt stehen. Ihre Augen waren riesig geworden. „Nein, das ist unfair!", beschwerte sie sich und zog eine Schnute. „Ich liebe diesen Schauspieler, ich habe jeden seiner Filme geschaut, jeden Interview, alles!" Sie blickte mich neidisch an. „Bitte versprich mir, dass du mir ein Autogramm mitbringst!" Ich nickte lachend, dann liefen wir weiter.