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„Also hat David deinen Vorgesetzten angeschrieben und dich engagiert?", fragte er. Ich nickte. „Ihr hättet es mir ruhig sagen können!" Ich zuckte mit den Schultern. „Es ist oft so, dass die Klienten keinen Schutz wollen und nicht auf uns hören würden!" Er nickte. „Aber das erklärt, warum du dich immer so aufmerksam umgeschaut hast." Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Du hast mich beobachtet?", fragte ich. Ich sah, wie seine Wangen rot wurden und er nach unten sah. Ich fand, dass es unheimlich süß war und musste direkt danach meinen Kopf schütteln. Das hier war ein Auftrag, da hatte ich keine Zeit für Gefühle. „Naja, ist das schlimm?", fragte er schließlich. „Nö", antwortete ich schlicht. „Würdest du töten?", fragte er plötzlich. „Wenn ich dich retten würde, dann ja. Ich würde mich selbst opfern müssen, um dich am Leben zu halten!" Er schwieg geschockt. „Wenn also jemand mit einer Pistole vor mir stehen und abdrücken würde, würdest du dich vor mich werfen?", fragte er ungläubig. „Das ist mein Job. Dafür wurde ich ausgebildet, fast 7 Jahre lang." Thomas schüttelte den Kopf. „Warum? Ich meine, du bist noch so jung, warum machst du das?" Ich sah ihn an. „Weil ich mich dafür entschieden habe. Mir gefällt es so zu leben, auch wenn es für dich vielleicht krank klingt!" „Nein." Ich sah auf die Uhr. „Hör mal, es ist fast zwölf, du solltest schlafen gehen, du hast morgen einen anstrengenden Tag vor dir!" Er nickte und stand auf. „Gute Nacht!" Ich brummelte so etwas, was man als eine Antwort werten konnte und hörte ihn leise lachen. „Danke!", sagte er dann nochmal ernst, dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss und ich atmete tief durch. Dann rief ich Seth zurück und erstattete meinen Bericht. Schließlich putzte ich mir die Zähne, zog eine Schlafhose an und kroch in mein Bett, darauf bedacht, nicht auf dem verletzten Arm zu liegen.
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Ich lag noch lange wach und starrte an die Decke. Ich hatte nicht gedacht, dass irgendjemand wirklich versuchen würde mich zu ermorden. Wäre Yara nicht da gewesen... Und damit war ich wieder bei diesem Mädchen. Sie hatte mein Leben gerettet, hatte sich einfach zwischen mich und die Kugel geworfen. Sie würde für mich sterben, das war ihr Job. Sie hatte etwas mit meinem Herz gemacht, was bisher noch kein Mädchen geschafft hatte. Immer wenn ich sie sah, setzte es einen Schlag aus, hatte ich das Gefühl. Ich konnte nicht genau sagen, was Yara mit mir machte, aber es verwirrte mich. Wenn ich in ihre tiefblauen Augen blickte, passierte irgendwas in meinem Gehirn. Ich lachte leise über mich selbst. Das war Schwachsinn. Yara war hier, weil es ihr Job war. So wie es aussah, war sie noch nicht mal ein Fan von mir. Ich sollte aufhören, etwas in ihr zu sehen, was nicht vorhanden war. Seufzend drehte ich mich auf die Seite und schloss die Augen. Yaras Zimmer war direkt neben meinem und ich konnte sie drüben noch kurz hören, dann schien sie auch ins Bett gegangen zu sein. Nach kurzer Zeit schlief ich dann doch ein.
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Mein Wecker klingelte um sieben Uhr morgens. Müde machte ich ihn aus und stand auf. Um acht Uhr gab es Frühstück, also hatte ich genug Zeit, um mich entspannt fertig zu machen. Ich ging ins Bad und wickelte den Verband um meinen Oberarm ab. Die Wunde sah gut aus, es hatte sich Schorf gebildet, in ein paar Tagen, vielleicht einer Woche würde es nichts weiter als ein Kratzer sein. Zufrieden stellte ich mich unter die Dusche und legte danach einen neuen Verband an, dann putzte ich die Zähne und trug etwas Make-Up auf. Schließlich machte ich mich daran meinen Koffer auszuräumen und suchte etwas Passendes zum Anziehen raus. Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel. Der Verband fiel nicht auf, somit musste ich auch keine Fragen beantworten, was ich da gemacht hätte. Ich schaute auf die Uhr. Es war 7:45h, also hatte ich noch etwas Zeit, ich beschloss jedoch nach unten zu gehen und mich schon mal an einen der Tische zu setzen, vielleicht war ja noch jemand aus dem Team da. Bis auf ein paar der Kameramänner war der Frühstückssaal leer, daher setze ich mich an einen der Tische und sah mich um. Der Raum war hübsch, die Wände waren cremefarben gestrichen, an der einen Wand war bereits das Buffet aufgebaut, auf den Tischen lagen rote Tischdecken und der Boden war aus dunklem Holz. Insgesamt sah alles sehr edel aus. Da ich ziemlichen Durst hatte, ging ich zu dem Teil des Buffets, wo es die Getränke gab und schenkte mir aus einer Porzellankanne eine Tasse Tee ein, Apfelminz-Tee, meine Lieblingssorte. Dazu gab ich einen Schuss Zimtsirup und zwei Minzblätter, die in einer Schale neben der Kanne lagen und setzte mich wieder. Generell liebte ich es Tee zu trinken, selbst wenn es Sommer war.
Nach nicht allzu langer Zeit kamen dann auch der Rest des Teams, einschließlich Dylan, Kaya, Will, Thomas und all den anderen Schauspielern. Sie setzten sich an meinen Tisch und die Tische um mich herum. Thomas setzte sich auf den Platz neben mich und Dylan sich mir gegenüber. „Guten Morgen ihr Beiden", begrüßte ich sie und nahm einen weiteren Schluck meines Tees. „Morgen Yara. Hast du gut geschlafen?", fragte Dylan, als sei gestern gar nichts passiert. Ich nickte. Er erzählte mir kurz, was heute geplant war, dann gingen wir zum Buffet und luden uns sie Teller voll. Ich selbst entschied mich für Bacon, Rührei, Toast und ein Schälchen Obstsalat, ein mehr oder weniger gesundes Frühstück. Ich sah auf Thomas Teller. Er war vollgeladen mit Rührei, Brötchen, Aufstrich, Früchten wie Bananen oder Erdbeeren und einem Kaffee. „Du scheinst ja Hunger zu haben!", bemerkte ich etwas erstaunt darüber, dass er so viel essen konnte. „Ja!", grinste er und setzte sich. „Der isst immer so viel, muss einen zweiten Magen oder so haben!", schaltete Will dazwischen und wir alle mussten lachen. Das Frühstück war entspannt und lecker. Ich erfuhr mehr über die Schauspieler und erzählte etwas aus meiner Heimat, dabei war die Ausbildungsschule ein Internat, da natürlich keiner etwas wissen durfte, außer Thomas. „Hast du dir deine Haare eigentlich blondieren lassen oder sind die von Natur aus so? Die sehen einfach fabelhaft aus!", schwärmte Kaya und Dylan prustete los. „Danke! Aber das sind meine Naturhaare, weiß auch nicht so genau, warum die blond sind." Kaya warf Dylan einen Blick zu, der wohl irgendwie genervt aussehen sollte, aber er musste nur noch mehr lachen und ich schüttelte den Kopf. Nach dem Frühstück stiegen wir dann in die Busse und fuhren zum Drehort, zum Glück waren heute nur wenige Fans da gewesen.

Ein Bodyguard mit FolgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt