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„Los Yara, du verpasst sonst noch deinen Flug!", drängte Seth und zog mich hinter sich her. In der Tat waren wir spät dran, also beschleunigte ich meine Schritte und trat an den Schalter. „Ihr Flugticket und den Ausweis bitte!" Ich legte beides vor. Die Dame nickte, stempelte es ab und gab es mir dann zurück. Seth umarmte mich. „Pass auf dich auf, Kleines!" Ich lachte. „Du auf dich auch!" Ich lächelte noch ein letztes Mal, dann zog ich meinen Koffer hinter mir her zum Flugzeug. Ich war aufgeregt, so viel stand fest. Ich fuhr mit dem Shuttlebus zum Gate und von dort aus betrat ich dann das Flugzeug. Meinen Koffer schob ich ins Gepäckfach, dann setzte ich mich auf meinen Sitz, steckte mir die Kopfhörer in die Ohren und drehte die Musik voll auf. Nach 10min startete das Flugzeug dann und hob ab. Ich war schon oft geflogen, daher entspannte ich mich einfach und holte ein Buch aus meinem kleinen Koffer, den dritten Teil von Maze Runner. Tatsächlich war die Story unglaublich fesselnd und ich hatte schnell angefangen die Trilogie zu mögen, also machte ich es mir in meinem Sitz bequem und las, den ganzen Flug über.
Ich wartete jetzt schon seit einer viertel Stunde am Gepäckband darauf, dass mein Koffer endlich kam. Als ich grade aufgeben wollte, sah ich ihn doch noch. Erleichtert schnappte ich mir meinen großen Koffer und machte mich auf zum Ausgang. Vince hatte mir kurz nachdem ich gelandet war die Info geschickt, dass ich von Thomas' Manager abgeholt werden würde und dass ich am Flughafenausgang auf ihn warten solle. Also stellte ich mich in den Schatten des riesigen Gebäudes und wartete. Ich brauchte nicht lange zu warten, schon nach ein paar Minuten kam ein gut gepflegter Mann in einem schwarzen Anzug und Jeans auf mich zu. Er sah sympathisch aus, hatte ein freundliches Gesicht und war ziemlich groß. „Hallo, bist du Yara?", fragte mich der Mann. Ich nickte und schüttelte die ausgestreckte Hand von Thomas Manager. „Ich bin David, der Manager von Thomas. Komm mit, mein Wagen ist dort hinten!" Er deutete auf einen modernen, silbernen Audi. Ich nickte und folgte ihm. „Wie war deine Reise?", erkundigte er sich. „Gut, wir hatten keine Turbulenzen, zum Glück!" David lächelte und öffnete den Kofferraum. Ich legte meine Koffer hinein und setzte mich auf den Beifahrersitz. Als beide Türen geschlossen waren und er den Motor gestartet hatte, fragte er:„ Wie alt bist du denn, Yara? Und wie lange wurdest du ausgebildet?" Er blickte mich von der Seite an. „Ich bin 16, werde aber in einem Monat 17. Ich bin jetzt seit ich glaube 6 Jahren in Ausbildung und seit einem Jahr in der Endgruppe." Etwas wie Anerkennung huschte über Davids Gesicht. „Man sieht dir nicht an wie gefährlich du bist, bzw. sein kannst. Vince hat gute Arbeit geleistet!" Er grinste, während er den Audi auf die Straße lenkte und sich auf der rechten Spur einfädelte. „Darauf werden wir trainiert. Nicht aufzufallen, deshalb gibt es uns", antwortete ich. David nickte. „Du wirst Thomas nichts erzählen, für ihn bist du die Praktikantin, wirst ihn auf Schritt und Tritt begleiten, es sei denn er dreht eine Szene!", wies er mich freundlich streng an. Ich nickte. „Haben die Dreharbeiten schon begonnen?" „Ja, vor zwei Tagen." Den Rest der Fahrt unterhielten wir uns über dies und das. David war ein wirklich netter Kerl, worüber ich froh war. In vielen Büchern waren die Manager totale Ekel. Wir fuhren aus der Stadt raus und bogen nach einiger Zeit auf einen Feldweg ab, der ins Nichts zu führen schien. Doch nachdem wir einen Hügel hinaufgefahren waren, sah ich das Set. Es sah auf den ersten Blick ziemlich chaotisch aus, überall standen Wohnwagen herum, Zelte, Stühle, Tische und dann war da die Mauer. „Hier drehen wir die meiste Zeit, nur wenige Szenen werden wir im Studio drehen. Bevor wir aber anfangen zu drehen, machen die Schauspieler, und du, ein Überlebenstraining hier, um sich besser in die jeweilige Rolle einzufinden. Du machst mit, um bei Thomas zu sein und ihn wenn nötig zu schützen." Ich nickte. „Mit meinem Leben!", murmelte ich. „Ist es das, was du machen musst oder machen willst?", fragte er mich. „Das ist so eine Art Kodex bei uns. Schütze deinen Klienten mit dem eigenen Leben, dafür werden wir ausgebildet!" David pfiff anerkennend durch die Zähne. Er parkte den Audi neben einem schwarzen Jeep und wir stiegen aus. „Dann lernst du jetzt Thomas kennen!" Etwas aufgeregt war ich jetzt doch, immerhin war er ein Hollywood Star. Nervös folgte ich David zu einem der weißen Zelte. „Sei einfach du selbst", rate er mir, dann schob er die Plane beiseite und trat ein.

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Ich saß neben Dylan und Ki Hong und unterhielt mich angeregt mit ihnen, als die Zeltplane zurückgeschlagen wurde und mein Manager gefolgt von einem Mädchen eintrat. Ich stockte mitten im Wort und starrte das Mädchen an. Das musste die Praktikantin sein, von der David mir erzählt hatte. Warum hatte mir niemand gesagt wie hübsch sie war! Ich konnte für ein paar Sekunden nur starren, Dylan und Ki Hong folgten meinem Blick. Dylan pfiff leise durch die Zähne und blickte mich dann an. „Scheint, als ob wir Zuwachs bekommen!" Er grinste, als er mein Gesicht sah. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. „Ja, scheint, als ob die Praktikantin da wäre!" Ki Hong unterdrückte ein Lachen. Ich musste über mich selbst lachen, sonst war ich nicht so. Ich fuhr mir durch mein Haar und stand auf. Dylan prustete los und ich versetzte ihm einen Schubs.
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Das Zelt war riesig, an der linken Seite war ein üppiges Buffet aufgebaut und auf der rechten Seite standen Tische und Stühle. Fast alle der Stühle waren belegt, überall wurde gelacht. Ich sah David auf einen Tisch zusteuern und folgte ihm einfach mal. Am Tisch saßen mehrere Jungs, ein Asiate, ich tippte, dass er Minho spielen würde und ein Mädchen, wahrscheinlich für Teresa. Einer der Jungs stand auf und sprach kurz mit David, dann wandte er sich mir zu. „Hallo Yara, ich freue mich dich kennenzulernen. Ich bin Thomas!" Er streckte mir die Hand hin und lächelte freundlich. Ich lächelte zurück und schüttelte die Hand. „Danke, ich freue mich auch!", antwortete ich. „Komm setz dich zu uns, hol dir was zu essen!", bot er an. Ich legte meine Jacke auf die Sitzbank und ging zum Buffet. Ich hatte ziemlichen Hunger, entscheid mich jedoch nur für einen leichten Salat mit Obst und Gemüse und setzte mich dann neben Thomas. „Und wie war deine Reise?", fragte er wie vorher auch sein Manager. „Entspannt, ich musste zum Glück nicht umsteigen und Turbulenzen gab es auch keine!" „Das freut mich zu hören. Woher kommst du denn?" „Aus Georgia, also nicht so weit von hier." „Ein schönes Land, ich mag es gerne, auch wenn ich erst selten dort war!" Ich nickte und aß weiter meinen Salat. „Wie weit seid ihr denn schon mit den Dreharbeiten?", fragte ich ihn neugierig. „Wir fangen erst an, im Moment lernen wir noch ein paar Basics, um manche Szenen glaubhafter zu machen", antwortete der Junge neben mir, der Asiate. „Ich bin übrigens Ki Hong und das sind Kaya und Dylan!", stellte er sich und die Runde vor. Wir unterhielten uns noch eine Weile, alle machten einen sehr netten Eindruck und ich mochte sie. Doch ich ließ auch den Grund für meinen Aufenthalt nicht aus den Augen. Ich sah mich immer mal wieder unauffällig im Zelt um und beobachtete die Leute, die neben uns noch hier waren. Bisher war mir nichts Verdächtiges aufgefallen, aber meine Ausbildung hatte mir gezeigt, dass das nichts zu heißen hatte. In dem Moment kam ein mittelalter Mann mit kurzen, braunen Haaren ins Zelt. Er war recht groß, aber ziemlich dünn. „Das ist Wes, der Regisseur!", erklärte mir Thomas. Ich nickte und musterte ihn eingehend. Ich glaubte zwar nicht, dass er etwas versteckte, aber sicher sein konnte ich nicht. „So Leute, ich würde sagen wir machen weiter!", rief Wes und klatschte in die Hände. Rund um die Tische standen die Leute auf und räumten ihr Geschirr in zwei große Kisten. Ich tat es ihnen nach und blieb dann in Thomas Nähe. Wes Blick schweifte durch den Raum und blieb dann an mir hängen. Er kam auf mich zu und reichte mir die Hand. „Dann bist du wohl Yara, schön dich kennenzulernen!", begrüßte er mich herzlich. „Danke, gleichfalls!", erwiderte ich ebenfalls lächelnd. „Thomas hat mir schon erzählt, dass du bei den Dreharbeiten dabei bist, ich freue mich!" Dann drehte er sich zu den Schauspielern und Kameramännern und anderen Leuten, die zum Team gehörten um und scheuchte sie vor sich her aus dem Zelt. Ich blieb direkt hinter Thomas und behielt die Gegend im Auge.

Ein Bodyguard mit FolgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt