Kapitel 5

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"Lovesick the beat inside my head

Lights out solo in the blue

Before I found you"

Sunny

Sunny blickt auf als ihm ein heißer dampfender Becher Kaffee vor die Nase gestellt wird. Er blickt auf und Mat – kurz für Matthias – blickt in grinsend an. „Wenn du noch langsamer arbeitest, dann wird's Zeitlupe" Sunny grinst, und nimmt den Becher dankbar an. Allein der Geruch weckt sein verschlafenes Hirn etwas auf. Heute ist er wirklich zu nichts zu gebrauchen. Das Mädchen – Belle- heimzubekommen war dann doch eine Aktion. Als sie endlich geschlafen hatte war es schon nach halb vier gewesen. Und er war schon um halb sieben hier angetreten. „Danke Mann. Und sorry – aber", Mat winkt ab. „ich weiß ihr habt gestern wieder nen Gig gehabt. Wie wars?", Sunny richtet sich auf. Über Musik kann er immer reden. Er plaudert eine Weile mit seinem Chef. Mat ist ein großer bulliger Mann, der auf den ersten Blick ein wenig angsteinflößend wirkt. Die muskulösen Arme und die Tattoos sind sicher ein Faktor. Aber sobald man länger als fünf Minuten mit ihm gesprochen hat, lernt man schnell dazu. Mat und sein Lebensgefährte Tim sind wie eine Familie für Sunny. Mat redet ständig über seine Katze Minnie, und versucht seit einigen Monaten ein Kind mit Tim zu adoptieren. Ohne die Ausbildung bei Mat, hätte Sunny damals nicht gewusst wohin. Als wütender siebzehnjähriger hatten ihn alle anderen aufgegeben, außer Mat. Mat hatte an ihn geglaubt, ihn sich auswüten lassen und ihn dann doch immer wieder zurückgenommen. Ohne Mat wäre Sunny vielleicht nicht mehr am Leben. „na dann, Sunny. Ich will dich nicht weiter stören" Sunny grinst, er hat den Kaffee ja schon fast ausgetrunken. Er stellt den Becher ab und dreht sich wieder dem Arbeitstisch zu. Schreiner hat vielleicht nicht viel mit Musik zu tun, aber für Sunny ist es perfekt. Seine Hände sind beschäftigt damit, das Holz zu schneiden, zu schmirgeln, zu bohren und zu vermessen, während sein Kopf die Musik dazu entwirft. Melodien kreisen in seinem Kopf, während er arbeitet. Er liebt außerdem die Präzision und Ausdauer, die es braucht, um einen Schrank, ein Bett oder eine Kommode zu bauen. Klar, es ist hart manchmal, aber Sunny liebt es. Er macht Dinge. Wie Lieder schreiben. Am Ende hat man ein fertiges Produkt. Mats Schreinerei ist auch nicht irgendeine. Sie sind in Berlin dafür bekannt, Schlafzimmer, Küchen oder Regale persönlich und auf den Kunden abgestimmt zu bauen. Es sind nicht nur Möbel, dass was Mat macht ist Kunst.

Er hebt den Zollstock an und summt vor sich hin. Belle. Das hübsche Mädchen von gestern Abend geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Ihr Kichern und ihr Lachen stecken noch immer in seinen Gedanken, und auch, wenn er sie vermutlich nie wieder sehen wird, verfolgen ihn ihre grünen Augen. So grün. Und ihr Haar, hellblond, fast unrealistisch hell. Sie hatte im Schlaf gemurmelt, und geseufzt. Er hätte ihr die ganze Nacht zuhören können. Und dann ihr verschlafenes Gesicht, als sie verwirrt aufgewacht war. Er hofft, dass er ihr keinen Schrecken eingejagt hat, und insgeheim hofft er, dass sie ihm nochmal über den Weg läuft. Belle. Er summt ihren Namen, während er das Holz bearbeitet.

Obwohl Sunny seine Arbeit liebt, ist er dankbar als er um sechzehn Uhr aus dem Laden hinaus in die Hitze des August Tages tritt. Er ist einfach nur müde. Und hungrig. Und auch wenn Mat ihn zu sich und Tim eingeladen hat, hat Sunny abgelehnt. Er wird vermutlich sofort ins Bett gehen, wenn er heim kommt. Er schirmt sich die Augen und blinzelt in die Sonne. Belle. Ihr Name tanzt auf seinen Lippen. Das grünäugige Mädchen schwirrt in seinem Kopf als er in die U Bahn steigt und seinen Block hervor holt, um ein paar Zeilen zu schreiben.

Eine halbe Stunde später, mit Sushi in der Hand, was er sich auf dem Heimweg gekauft hat, kommt er todmüde in seiner Wohnung an. Er wohnt hier erst seit einem Jahr, und jedesmal wenn er die Tür aufschließt, dankt er den immobilien-göttern, dass er hier wohnen darf. Eine zwei Zimmer Wohnung, perfekt groß genug für ihn und seine Gitarren. Er streift sich die Schuhe von den Füßen und lauscht in die kleine Wohnung hinein. Irgendwo tief in ihm hat er wohl gehofft, dass Belle einfach den ganzen Tag bei ihm verbracht hat. Aber nur die relative Stille Berlins begrüßt ihn. Naja. Egal, er sollte sich sowieso viel lieber auf seinen Job und seine Band konzentrieren. Da bleibt nicht viel Platz für grünäugige Schönheiten, die ihm eh nur gefährlich werden können. Er schüttelt leicht den Kopf, während er in die Küche geht und das Sushi auf dem Tisch abstellt. Sein Magen knurrt. Er hat heute nur Kaffee getrunken und sollte dringend mal was Essen.

This Love is goodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt