Kapitel 6

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Belle 

Heute regnet es. Belle atmet erleichtert die kühlere Luft ein und genießt es. Ja, sie genießt den Regen. Es ist endlich etwas abgekühlt und sie hat nicht das Gefühl sie Eiswürfel auf die Schläfen legen zu müssen. Der Regen rauscht angenehm draußen, während sie in der kleinen Literaturwissenschafts-Bibliothek sitzt. Neben ihr stöhnt Esme während Faye zwei Sitze weiter auf ihren Laptop einhakt. Gott, diese Frau, sie kennt niemanden, der so motiviert ist. Belle wendet sich wieder ihrem Essay zu. Die Deadline ist in einer Woche, und sie hat noch nie so lange gebraucht, um einen Essay zu schreiben. Aber sie will es wirklich gut machen, hat extra viel Literatur gelesen und sich wirklich tief eingearbeitet. Die Öko-Feministischen Aspekte von Juli Zehs Romane sind eben nicht so leicht zu formulieren. Sie seufzt, und ignoriert Esmes zweites Stöhnen. Sie muss sich konzentrieren. Zwei Stunden später, haben sich Faye und Esme bei ihr eingehakt. Sie hat einen riesigen Schirm aufgespannt, und sie quetschen sich zu dritt drunter, um schnell zum nächsten Café zu eilen. Drinnen angekommen, stellt sie den Schirm in den Halter und atmet tief ein. Kaffee. Herrlich. Es ist ihr Stamm-Café. Ein kleiner Laden, der selbstgemachte Zimtschnecken verkauft, mit gemütlichen Sofas und Holztischen ausgestattet ist und einfach die entspannteste Musik spielt. Ein herrlicher Laden. Sie setzen sich an ihren Stamm-Platz am Fenster und Belle, dehnt ihren Nacken. „Na, wie läufts Mädls?", Anja, die Besitzerin schien heute zu arbeiten und steht an ihrem Tisch. Esme seufzt theatralisch. „Es ist Klausurenphase. Wir brauchen Koffein. Ich nehme einen Dirty Chai mit Hafermilch" Faye lächelt Anja an. „Ich nehm einen Macchiato mit einem Extra Shot Espresso. Und Belle nimmt den Flat White, ebenfalls mit Hafermilch" Ich werfe Faye einen Blick zu. „bin ich so leicht zu durchschauen?" „Ne, bist einfach ein Gewohnheitstier" Esme kichert. Sie reden eine Weile, und als ihre Getränke kommen, inhaliert Belle förmlich das herbe Aroma des Kaffes. „Gott, man könnte glatt glauben, du würdest nicht in einem Café arbeiten", Esme grinst. „Was soll ich sagen? Ich liebe es einfach" Sie unterhalten sich eine Weile, hauptsächlich über Esmes Bekanntschaft, die sie an dem schicksalsreichen Abend gemacht hat. Sie ist auf dem Heimweg einem mysteriösen Mädchen begegnet, mit der sie dann sage und schreibe ein siebstündiges Date hatte. Belle ist schon ein wenig neidisch. Sie hat sich nur krass vor einem gutaussehenden Fremden blamiert und seine Klamotten mit nach Hause genommen. Belle seufzt in ihren Kaffee. „Erde an Belle", Faye tippt auf ihre Stirn. „Bist du noch da?" Belle sieht auf. „Sorry- wo waren wir?" Esme nimmt einen Schluck Chai. „Hey, was ist los mit dir Belle? Seit dem Abend bist du immer so - abgelenkt", ihre Augen glänzen schelmisch. „Hat es etwas mit dem heißen Gitarren Dude auf sich, der dich heldenhaft heimgebracht hat?" Ertappt versucht Belle sich nichts anmerken zu lassen. „Ich war nur neidisch, dass du ein wunderschönes Dat hattest, während ich mich einfach blamiert hab." Faye legt ihre Hand auf Belles. „Du hast dich doch nicht blamiert. Du warst halt einfach etwas betrunken" „Ich hab im U-Bahnhof gekotzt. Das ist ziemlich peinlich.", antwortet Belle trocken. Esme prustet los. „Sorry, aber wer hätte gedacht, dass unser Küken mal sowas machen würde." Belle nimmt einen Schluck Kaffee und genießt den bitteren warmen Geschmack. „Außerdem wird ich ihn eh nie wieder sehen" „Nur wenn du es nicht willst, Belle." Faye streicht sich einen ihrer langen Zöpfe hinter die Ohren. Sie ist ebenfalls wunderschön: beinah 1,80 groß, schlank, und langes schwarze Braids, ihre Haut makellos und ihre braunen Augen riesig. Sie wurde schon mehrfach von Agenten angesprochen, ob sie nicht modeln will, aber Faye hat andere Pläne. „Ich weiß nicht. Er will mich bestimmt nicht wieder sehen, ich meine, ich hab ihm nur Umstände gemacht." „Ach quatsch", Esme legt ihre Hand auf Fayes. „Klar wird er dich wieder sehen wollen! Nutz die Chance, bring ihm seine Sachen wieder, wer weiß was sich daraus entwickelt." Belle blickt zweifelnd in die optimistischen Augen ihrer besten Freundinnen. Klar, es ist immer leichter seinen liebsten zu sagen wie toll sie sind, anstatt das auch selbst zu glauben. Aber es ist schon fast eine Woche her, und sie muss ihm auch irgendwann seine Klamotten wieder geben. Heute, beschließt sie. Nachdem sie aus der Bib kommt, wird sie zu ihm fahren und die Sachen wenigstens vor seine Tür legen. Bis dahin kann sie auch noch überlegen, ob sie ihre Nummer dazu steckt oder nicht.

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