Kapitel 3

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"Sunny yesterday my life was filled with rain.

Sunny you smiled at me and really eased the pain."

Sunny

Er summt zu dem Song, den er schon tausendmal gehört hat. Aber die Melodie, die Stimme, das Gefühl werden nie alt. Er lächelt, dieses Lied hat einfach den Nostagiefaktor für ihn. Er wird nie müde werden, mitzusingen. „Sunnnyyy", Chris klopft nicht mal, sondern platzt direkt zur Tür des kleinen Backstage-Bads herein. Sunny, eben noch in Gedanken versunken, schaut auf. Chris ist sein bester Freund und sie teilen wirklich viel, aber man, beim Pissen wär er schon gern allein. Gut, dass er gerade Händewachen war. „Chris", er dreht sich um zu seinem Bandkollegen. „Was is so wichtig das du mich beim pinkeln stören würdest?" Chris fährt sich durch die dicken braunen Haare und grinst schief. „Heute haben wir full house! Alter das wird der Hammer heute!!", okay also Chris ist einfach nur aufgeregt. Sunny seufzt, dann grinst er. Er trocknet sich die Hände und geht auf Chris zu, die beiden umarmen sich kurz und klopfen sich auf den Rücken. „Hey man" Chris erzählt ihm aufgeregt, wie er es geschafft hat in letzter Minute dieses Mädchen noch einzuladen, auf das er wohl schon seit längerem steht und Sunny nickt an den richtigen Stellen. Chris ist einfach nur ein guter Mensch. Sunny hofft, dass er diesmal das Mädchen kennen lernt, dass er auch wirklich verdient. Chris ist niemand mit dem man spielen sollte, er ist viel zu lieb. Sie kommen in dem kleinen Backstage Raum an, alles ist dunkel gehalten und Sticker kleben an jeder Oberfläche der Bar, es riecht außerdem irgendwie immer nach Rauch und Bier. „Hey Leute", er grüßt die beiden anderen Mitglieder seiner Band. Jen, die beste Bassistin, die er je kennen lernen durfte, kaut Kaugummi und tippt auf ihrem Handy. Und Paul, ein sehr ruhiger Typ, der ebenfalls ein Herz aus Gold hat. Und am Schlagzeug dann plötzlich nicht mehr so ruhig ist. Alle tragen diverse Schwarze Klamotten, die inoffizielle Uniform von Indie-Bands. „Seid ihr bereit?!", Chris platzt in den Raum, drückt Jen, die genervt die Augen rollt, aber dann doch lächelt. Ihre wilden Locken, sind heute zu einem Dutt auf ihrem Kopf gestapelt und sie sieht genauso aus, wie man sich einen Indie Bassistin vorstellen würde: gepierct, tätowiert und eine fuck-you Einstellung. Aber ebenfalls ein Herz aus Gold. Sie lächelt aber als sie sieht, wie Paul still in sich lächelt, und Chris zuhört wie er von dem Mädchen schwärmt. Die muss es ihm wirklich angetan haben. „Sunny!", Jen sieh ihn vorwurfsvoll an. „Kannst du dich nicht einmal an den dresscode halten?" „Was?", fragt er unschuldig und trinkt ein Schluck aus der Wasserflasche, die auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa steht. „Jaman", Chris schaltet sich ein. „Das Hawaii-Hemd ist zu bunt. Damit siehst du aus wie einer dieser Hipster" „Ich bin einer dieser Hipster!", Sunny stellt die Flasche wieder ab. „Der Name ist Programm Leute, ihr könnt mich nicht ändern" Er beginnt Bonnie M zu aus vollem Hals zu singen, und schwingt dabei die Hüften. Jen versucht verzweifelt weiterhin genervt auszusehen, aber Sunny weiß, dass sie nur eine Strophe von einem Lachen entfernt ist. Chris stimmt mit ein, und Paul grinst. Jen hebt die Hände, und schüttelt den Kopf. „Okay, okay, du Verrückter, hast gewonnen!" Sunny dreht sich in dem Moment singend zur Tür, als Ricky, der Besitzer der Bar im Türrahmen steht. Er zieht eine Augenbraue hoch. „In zehn Minuten geht's los.", er wirft einen Blick auf Sunnys Hemd, und dann zu Jen. Seine Mundwinkel zucken, aber er behält sein Poker face. Ricky ist erst 35, und hat die Bar anscheinend schon Ewigkeiten. Er ist ein cooler Typ, der zwar wenig über sein Leben preisgibt, aber Sunny und die Band immer hier spielen lässt. Auch als noch niemand zu ihren Gigs kam. Heute, zwei Jahre nachdem sie sich kennengelernt haben, ist das ganz anders. Sunny lächelt Ricky an. „Danke, wir sind fertig mit allem" Ricky nickt, und dreht sich wieder um. Nicht der herzlichste Mensch, aber ein guter Dude. Jen steht auf und klatscht in die Hände. „Ok! Kein herumgealbere mehr. Heute Abend spielen wir unseren neuen Song und ich möchte, dass der perfekt sitzt!" Paul steht auf und salutiert. „Ok Boss!" Einen Moment lang ist alles ruhig, Chris und Sunny gucken sich überrascht an. „Hast du grad nen Witz gemacht?", Jen sieht ebenfalls entgeistert aus. Paul wird ein bisschen rot. „Naja, ich dachte es wird auch mal an der Zeit für mich ein bisschen verrückt zu werden" „Auf jeden ! Willkommen Team!", Chris springt Paul förmlich an und klopft ihm fest auf die Schulter.

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Es ist unglaublich voll, und die Hitze des Tages liegt noch im Abend. Die Masse an Menschen führt dazu, dass es nur noch heißer in der Bar ist. Aber das scheint Niemanden davon abzuhalten zu tanzen. Manche, die Sunny und seine Band schon kennen, stehen in der ersten Reihe du singen mit, andere tanzen einfach, und wieder andere sind weiter hinten, und unterhalten sich. Sein Hemd klebt ihm am Rücken, auf der Bühne hat es gefühlt hundert Grad, aber egal wie sehr er schwitzt, die Leute die heute Abend da sind, und die Songs genießen geben Sunny alles was er braucht. Er hat seine Gitarre um sich hängen und ignoriert, wie sehr seine Finger schon weh tun. Er singt und ignoriert, dass er vermutlich extrem verschwitzt aussehen muss. Musik erfüllt ihn, Paul Rhythmus verlässlich in seinem Herzen, Chris Gitarre die ihn an die Melodie erinnert, und Jens Bass der dem Song die nötige Tiefe verleiht. Es ist fucking perfekt. Er endet den Song, zieht die letzte Note nochmal lang und hebt dann die Hände. Der Applaus jagt ihm trotz der Hitze eine Gänsehaut über den Körper. „Ooookay Leute! Das war leider schon unser letzter Song!", er sieht nur die erste Reihe wirklich gut, aber die Buh-Geräusche sind mehr als zufrieden stellend. Er kann sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal vor so vielen Menschen gespielt hat. Jen, Paul und Chris kommen zu Sunny an den Bühnenrand und verneigen sich vor dem tosenden Applaus. Sie heben die Hände, und als der Ruf nach einer Zugabe lauter wird, muss Sunny grinsen. Er wirft Chris, dann Jen, die auch sehr verschwitzt aussieht und Paul einen blick zu. ‚Den Neuen', formt er mit seinen Lippen. Jen nickt aufgeregt und Chris hat schon das Mirko in der Hand. „Okay, Okay. Einer geht noch!", die Menschen jaulen und applaudieren. Sunny tritt auch wieder ans Mikro. „Der hier ist ganz besonders. Nur für Euch heute! Ein neuer Song, und wir sind Yellow! Danke Euch!", Paul hat den Rhythmus schon eingespielt und Jen begonnen die Melodie auf ihrem Bass zu spielen. Sunny gibt nochmal alles, und die Leute lieben es. Das Adrenalin verdrängt alles: die Hitze, den Durst, die Lichter die blenden. Es gibt nur ihn und die Musik. Sunnys Lieblings Droge.

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Es ist ca halb drei, als Sunny durch den Hinterausgang die Bar verlässt. Er hat sich ein frisches Shirt angezogen, aber er fühlt sich immer noch nicht wirklich gut. Er braucht wirklich eine Dusche. Er hat die Gitarrentasche umhängen und seine Jacke übergezogen, denn obwohl es in der Bar immer noch kochend heiß ist, ist es draußen doch kühl. Jen und zu seiner Überraschung, Paul, haben noch bleiben wollen. Beide ziemlich angeschäkert. Aber haben sich blendend mit anderen Leuten unterhalten. Chris war zu seinem Mädl abgerauscht nach dem Auftritt, und zugegebenermaßen, war sie wirklich süß. Sunny hatte eine Weile mit ein paar Fans gesprochen und auch mit ein, zwei Bekannten, die vorbeigekommen waren. Aber heute kann er eigentlich nicht so lang wach bleiben. Halb drei ist schon wieder zu spät. Er seufzt als die Tür hinter ihm zu fällt, orientiert sich einen Moment und dreht sich dann nach links. Er hat es zum Glück nicht so weit, nur zwei Stationen mit der U Bahn, und die Haltestelle ist nur fünf Minuten von der Bar entfernt. Er läuft eine Weile entspannt und zufrieden durch die kleine Straße. In Berlin ist es nie wirklich dunkel, oder leise, aber hier in dieser kleineren Nebenstraße ist es fast so etwas wie ruhig. Er biegt in die nächste Straße links ein, und ist eigentlich fast da. Aber er kann nicht anders als das Mädchen zu bemerken, das an dem Geländer der Metro lehnt. Oder sich mehr darauf stützt. Sie hat einen kurzen Rock an, Fischnetz Strümpfe und eine Lederjacke. Ihr blondes Haar fällt lose und unordentlich aus ihrem Zopf, wobei man erkennen kann, dass ihr Haar sich leicht lockt. Und was man noch leicht erkennen kann, ist, dass sie betrunken ist. Oder besser, sturzbesoffen. Sie scheint etwas auf ihrem Handy nachgucken zu wollen, aber sie hält er verkehrt herum. Und die hat es in der kurzen Zeit, die Sunny sie ansieht, schon zweimal fast runterfallen lassen. Er seufzt, fährt sich durch die Haare. Eigentlich müsste er schlafen.


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