5 - Lass mich bitte in Ruhe

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Ich verbrachte in dem Käfig ca. 1 Woche, in der immer mal wieder einer vorbei kam um mir essen zu bringen, aber niemand hat auch nur ein Wort mit mir geredet. In dieser einen Woche ging mir auch so allmählich ein Licht auf. Ich kam immernoch nicht wirklich auf die Situation klar, dass wir alle Märchenfiguren sein sollen und es Magie wirklich gibt. Das ist noch neu für mich. Also könnte es theroretisch sein, dass dieser Schauspieler doch kein Schauspieler, sondern wirklich Peter Pan aus Neverland ist. Stellt sich mir nur die Frage, ob er recht hat und auch ich wirklich Kräfte habe. Aber ich wüsste nicht welche. Und was hatte er mit meiner Mutter zu tun? Was hatte er mit mir zu tun?
In der einen Woche war ich ziemlich dünn geworden. Zwei Äpfel und ein Stück Brot am Tag, dazu zwei Gläser Wasser und ab und zu mal ein Stück gegrilltes Fleisch bzw. Fisch reichten nunmal nicht aus.
Außerdem war es ziemlich einsam hier. Den nächsten, der hier vorbei kommt, werde ich fragen, was sie nun mit mir vorhaben.

Bis ein nächster kam, dauerte es tatsächlich nicht sehr lange. Nur leider war es nicht einer, den ich erwartet hätte, also jemand der mir wie gewöhnlich nur Essen brachte, mich kurz argwöhnisch musterte, den alten Teller mitnahm und dann wieder ging. So jemand, war es leider nicht.
Es war schon dunkel, als ich einen Schatten auf mich zulaufen sah. Besser gesagt torkeln. Ich kroch in die Richtung der Tür, die der Käfig hatte, als der Junge näher kam und mich anglotzte. "Na?", fragte er mit einem ekligen Grinsen. Er schien betrunken. Na super. Vielleicht würde er ja unvorsichtig werden und die Tür auflassen, also spielte ich mit. "Hey Hübscher," meinte ich. Er hatte braunes Haar und dunkelbraune Augen. Bisher hatte er mir nur ein paar mal Essen gebracht. Wie er heißt, weiß ich nicht. "Wie geht es dir hier so?" Er musste sich regelrecht an den Gitterstäben abstützen. "Ganz gut, aber ich fühle mich hier etwas einsam." Während ich das sagte seufzte ich dramatisch. "Das können wir ändern Süße." Damit öffnete er die Käfigtür und kroch zu mir herein. Er kniete sich vor mich und schaute mich verlangend an. Ich versuchte mich an ihm vorbeizudrücken. "Schön hier geblieben", meinte er und zog mich am Arm zurück. Er drehte uns so, das er auf mir lag und er meine Hangelenke mit seinen Händen festhalten konnte. Verlangend starrte er mir in dir Augen und ich bekam Panik. Er neigte seinen Kopf runter und küsste mich. Ich versuchte mich zu wehren, aber viel brachte es nicht. Seine Lippen waren rau und ich konnte den Alkohol schmecken. Ich biss ihm hart in die Unterlippe und er schrie kurz auf. Er richtete sich auf und fasste sich an die Lippe. Sie blutete. Geschah ihm recht. Ich schubste ihn von mir runter und als ich schon fast draußen war hielt er mich am Arm zurück. Er drehte mich wieder zu mir herum und schlug mir ins Gesicht. Jetzt war ich diejenige, die sich schmerzend ins Gesicht fasste. Ich glaube jedoch nicht, das meine Nase gebrochen war. Der Junge trat um sich und traf mich am Bein. Mein Bein pochte, da er genau gegen den Schnitt trat, den Felix damals verursacht hatte. Ich versuchte krampfhaft ihn mit Armen und Beinen am Käfigboden zu halten, merkte aber, das meine Kraft nachließ. "Antonio?" hörte ich jemanden rufen. Das war meine Rettung. "Hilfe!" schrie ich so laut ich konnte, während wir weiterhin miteinander kämpften. Wenige Sekunden später nahm ich einige Schritte wahr. Nochmals schrie ich um Hilfe. Wenige Sekunden später spürte ich zwei starke Arme an meiner Taille, die definitiv nicht zu dem Jungen unter mir gehörten. Sie zogen mich von dem Jungen weg und raus aus dem Käfig. Nun konnte sich der Junge aufrichten.
"Sag mal spinnst du?", hörte ich meinen Retter sagen. Ich drehte mich um. Wirklich, Schicksal? Es gibt hier so viele Jungen, und zu meiner Rettung muss unbedingt Felix kommen? "Das war nicht ich, er hat angefangen!", schrie ich ihm entgegen. Felix antwortete nicht sondern schaute den Jungen hinter mir böse an. Dieser lag immernoch auf dem Rücken, stützte sich nun aber mit seinen Ellenbogen so ab, das er einigermaßen nach vorne zu uns schauen konnte. Felix schien mir zu glauben und wandte den Blick von dem Jungen ab. "Komm mit," meinte Felix und zog mich am Arm hinter sich her.
Mein Bein und meine Nase schmerzten immer noch, und ich konnte jetzt schon spüren, dass ich an einigen Stellen blaue Flecken und Kratzer haben werde. Schweigend lief ich neben Felix her, der meinen Arm auch nicht wirklich festhielt, fast nur, als wollte er mich ausschließlich durch die Dunkelheit führen und nicht von einer Flucht abhalten. Aber wo sollte ich schon hin. Wahrscheinlich dachte er sich das auch.
Wenige Schritte später kamen wir schon an diesem Camp an. Das Feuer brannte, die Schüsseln und Teller mit Essen waren gut geleert. Um das Feuer tanzten einige Jungs, aber die meisten saßen daneben, unterhielten sich und lachten. Und tranken. Kein Wunder, dass dieser Antonio betrunken war. Wenn es hier wirklich nur Jungs gibt, und langsam hat es wirklich den Anschein als wäre dem so, dann bezweifle ich langsam, dass ich als Mädchen alleine hier bleiben will. Da fällt mir ein, dass ich mich noch bei Felix bedanken muss. Ich mag ihn nicht, aber dankbar war ich ihm trotzdem.
Wir liefen gradewegs auf das Feuer zu und hielten vor Peter an. "Ich dachte du hast Antonio gesucht?", fragte Pan und hob die Augenbraue. "Habe ich auch", meinte Felix, "aber der war der Meinung, er müsste Kazymirah einen Besuch abstatten." "Ich hoffe dir ist nichts passiert, meine liebe Kazy," meinte Peter und wandte sich mir zu. "Ich kam sehr gut alleine klar," antwortete ich bissig und presste die Lippen aufeinander, in der Hoffnung, man sah ihr Zittern nicht. "So sah das vorhin aber nicht aus", meinte Felix zu mir. "Ich habe nur versucht zu entkommen. Losgeworden wäre ich ihn auch von alleine." Böse blickte ich ihm in die Augen. "Dann lasse ich euch nächstes mal dann wohl alleine." "Mach das doch", erwiderte ich. "Es wird kein nächstes mal geben," unterbrach uns Peter und erhob sich. Warum sind die hier alle eigentlich so groß. "Felix, sorg dafür das ihre Wunden sich nicht entzünden. Ich brauche sie lebend und will keine Heilmittel verschwenden. Danach bringst du sie ins Bett und verschließt die Tür. Auch wenn ich langsam das Gefühl habe, dass sie die Flucht aufgegeben hat, will ich kein unnötiges Risiko eingehen. Du weißt sie ist sehr wichtig für uns." Felix nickte, so als hätte er Pan wirklich verstanden. Peter Pan. Ich musste mich damals schon damit abfinden das es Märchenfiguren gibt. Aber Peter Pan und Neverland? Und wer bitte war meine Mutter? Mein Vater? Ich will mich wirklich erinnern, aber ich schaffe es einfach nicht. Es scheint mir nichts anderes übrig zu bleiben und abzuwarten. Und hey, in einem Bett zu schlafen klingt schonmal besser als im Käfig.

Shadowwalker (Ouat-Felix ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt