6 - Hygiene nach langer Zeit

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Felix führte mich wie vorhin am Arm erstaunlich sanft hinter ihm her. Wir liefen auch nicht lange, als wir an einer der Hütten, die im das Camp platziert waren ankamen. Felix öffnete die Tür und schob mich hindurch. Hinter sich machte er die Tür zu, schloss sie aber nicht ab.
"Danke", sagte ich, nachdem er mir mit seinem Arm gezeigt hatte, dass ich mich auf das Bett setzen sollte. In dem Raum sonst war, wie im ersten Raum, nichts weiter außer ein Schrank. Ein Unterschied bestand jedoch darin, dass es noch eine weitere Tür gab, die jedoch geschlossen war.
"Wofür dankst du mir? Das du dich setzen darfst, während ich mir deine Wunden anschaue?" "Haha, sehr witzig", meinte ich ironisch. "Ich meine, danke das du mir geholfen hast und dass du mir geglaubt hast, also dass er angefangen hat." Mir war das Ganze sehr unangenehm, weshalb ich auf meine Füße schaute. Ich trug immer noch Kleidung und Schuhe von dem Tag, als Felix mich hierher brachte. Felix schaute sich meinen ganzen Körper genau an, was die Situation für mich noch unangenehmer machte.
"Was hätte ich sonst tun sollen? Deinen Hilferuf ignorieren? Und, nimm es nicht persönlich, aber ich habe dir nur geglaubt, weil Antonio wirklich betrunken war. Und dir geholfen habe ich auch nur, weil du wichtig für Peter bist." "Damit hast du grade die ganze Stimmung ruiniert." "Welche Stimmung?", fragte Felix, als er sich erhob um durch die eine, mir unbekannte, Tür zu gehen, nachdem er sich meine Wunde am Bein angesehen hatte. Er bedeutete mir, ihm zu folgen.
"Na, wir haben uns grade einigermaßen verstanden", meinte ich. "Glaub mir Flöckchen, wir verstehen uns nur, weil Peter es so will. Innerlich spüre ich absolut kein Gefühl, welches dir gerade helfen will." Ich sah ihn an. Mittlerweile hatte ich festgestellt, dass das hier es Bad war. Ich saß auf dem Klodeckel einer Toilette und Felix hatte einen Eimer mit Wasser gefüllt und einen Lappen aus einem Schrank geholt. Ich hoffe, er lässt mich nachher in der Hütte schlafen, dann müsste ich nicht wie die letzten Tage in einer Ecke das Geschäft verrichten. Glaubt mir, wenn ich sage, dass das nicht schön war. Felix kniete sich vor mich und zog mir Schuhe und Socken aus. Ich war verwundert, dass er vor Ekel nicht umfiel. Seit über einer Woche hatte ich mich nicht mehr waschen können. Er stellte meine Beine in den Eimer und begann mit dem Lappen über den Schnitt in meinem Schienbein zu reiben. Er war erstaunlich vorsichtig, sodass es kaum wehtat. Er hatte seine Kapuze nicht auf, weswegen ich auf seinen Kopf herabblicken konnte. Seine Haare sahen schon verdammt weich aus. Meine müssten mittlerweile aussehen wie ein Vogelnest.
Wie ich auf seine Aussage von vorhin reagieren sollte wusste ich nicht, also blieb ich still.
"Ich bitte dich Flöckchen", begann er zu sprechen, jedoch unterbrach ich ihn. "Nenn mich nicht Flöckchen. Das ist nicht mein Name und ich weiß auch nicht, warum der auf diesem Dolch steht. Wo ist mein Dolch überhaupt?" "Peter meinte, ich soll ihn dir erst geben, wenn er es sagt. Er vertraut dir noch nicht. Und ich nenne dich, wie ich will. Flöckchen." Meinen Spitznamen betonte er dabei provozierend. "Dann nenn mich doch wie du willst, Blondie." Jetzt war ich es, die ihn provozierend anlächelte. Nun blickte er auch auf und grinste. "Zwei Dinge. Erstens, der Spitzname ist blöd. Und zweitens, bin ich derjenige, der dein verletztes Bein in der Hand hält und nicht du. Also wäre ich an deiner Stelle vorsichtig, was du sagst." "Na ein Glück, dass du nicht an meiner Stelle bist." Ich hörte ein leichtes Lachen von ihm. "Das stimmt. So schmutzig wie du bist würde ich mich schämen. Mach dich sauber, dann schaue ich mir deine anderen Wunden an." Damit ließ er mein Bein los und verließ lächelnd und kopfschüttelnd den Raum.
Erst jetzt bemerkte ich die Dusche. Dankbar zog ich mich aus, stieg in die Dusche und zog den Duschvorhang zu. Ich machte das Wasser an und stellte es warm. Es war so unglaublich angenehm. Das Wasser spülte den Schnutz der letzten Tage hinunter. Auch meine Haare spülte ich ab. Shampoo hatte ich nicht, aber ich war trotzdem dankbar über die Dusche.

Ich stand bestimmt 20 Minuten unter der Dusche, als ich sie ausstellte und durch den Duschvorhang linste. Felix war nirgends zu sehen. Dafür ein Haufen ordentlich gefalteter Handtücher und ein Haufen Wäsche. Ich trocknete mich dankbar ab und ging erstmal auf Toilette. Am Waschenbeckenrand stand auch eine Zahnbürste und Zahnpasta. Zufrieden brachte ich meine Zahnhygiene wieder in Ordnung, die letzten Tage wurde mir auch eine Zahnbürste, aber weder Wasser noch Zahnpasta gegeben. Ich beendete alles und schaute, immernoch in ein Handtuch gewickelt, die Sachen durch. Ich entschied mich für eine schwarze Leggins und einen dunkelgrünen Oversize-Pullover, von dem ich stark vermute, dass er einem der Jungen gehörte, aber das war mir egal. Wenn man 10 Tage die gleichen Sachen anhatte, war es einem egal, was man danach trug, hauptsache es stank nicht nach Schweiß und Abfall. An eine Haarbürste hatte Felix leider nicht gedacht, aber was solls. Ich wickelte mit stattdessen ein Handtuch um die Schultern. Dann blickte ich in den Spiegel.
Zum ersten mal seit Tagen fühlte ich mich wieder wie ich selbst. Ich blickte in meine blau-grauen Augen und betrachte meine eigentlich dunkelblonden, mittellangen Haare, die durch das Wasser nun braun wirkten. Dann verließ ich das Badezimmer.

"Fertig?", fragte mich Felix gleich, der auf dem Bett saß. Auch er hatte sich umgezogen. Er trug, so wie ich, einen zu großen, Grünen Pullover und eine schwarze Jogginghose. Er schien auch geduscht zu haben, zumindest hatte er feuchte Haare. Ich wollte gar nicht wissen, wie spät wir es hatten. Außerdem hatte er einige Cremedosen mit dabei. "Ja," sagte ich und setzte mich zu ihm aufs Bett. "Na dann." Felix stand auf und nahm eine der Dosen. Dann kniete er sich vor mich und krempelte meine Hose hoch. Dort cremte er zuerst die blauen Flecken, dann die Kratzer ein. So machte er auch bei meinen Armen weiter. Alles andere ließ er bewusst aus, bis auf das Gesicht. "Deine Nase ist nicht gebrochen, aber angeschwollen, die muss ich noch eincremen." Ich nickte nur. Ich war allem hier in diesem Moment so unglaublich dankbar. Außerdem war ich müde. Ich wollte einfach nur noch ins Bett. Ich spürte, wie Felix mit der kalten Creme meine Nase beschmierte. Er war vorsichtig und ich spürte seine rauen Finger über meine Haut gleiten. "Alles andere kannst du dir noch eincremen, oder du lässt es selber heilen. Entscheide du." Er schloss die Cremedosen und richtete sich auf. Ich schaute zu ihm hoch, er zu mir runter. "Danke", flüsterte ich leise. Er schluckte, nickte mir dann zu uns verließ den Raum durch die Tür, die auf die Lichtung führte. Ich hörte auch, wie er sie abschloss.
Darüber machte ich mir jedoch keine Gedanken. Ich legte mich ins Bett, kuschelte mich in die Decke und schlief fast sofort ein. Und dabei war es mir egal, ob die Creme jetzt alles vollschmiert. Und wenn ich so im Bett lag, glaubte ich Felix auch nicht, das er kein Mitleid mit mir empfunden hatte, als er mir Handtücher und Zahnbürste brachte.

Sooo endlich ein neuer Part für die, die eventuell noch dabei sind. Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber irgendwie hatten alle Geburtstag und dann kam Weihnachten und ich hatte auch sonst viel zu tun...auf jeden Fall versuche ich, wieder mehr zu schreiben, kann aber nichts versprechen.

Danke an alle, die noch dabei sind! :D

Shadowwalker (Ouat-Felix ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt