4 - Ihr seid doch alle irre!

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Ich ging rüber zum Essenstisch und duckte mich dahinter. Auf der anderen Seite standen zwei Jungen, vorrausgesetzt es hatte wirklich jeder nur zwei Beine. Bei denen weiß man ja nie. Ich hörte mehrere Stimmen und auch sonst viele, erstaunlich normal klingende Geräusche. Also schlecht hatten sie es hier nicht, das muss man ihnen lassen.
Als ich sah, das die Beine sich weg bewegten und auch die Stimmen leiser wurden, schaute ich nach oben auf den Tisch. Gebratenes Fleisch lag dort, mehrere Früchte, viel gebratenes Gemüse und es duftete köstlich. Außerdem standen am Rand mehrere Kannen, die mit fruchtig aussehenden Flüssigkeiten gefüllt waren. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Wenn sie sich jeden Tag so ein Festmahl erlaubten, fragte ich mich ernsthaft woher sie das alles nahmen. Obwohl dieser "Peter Pan" ja irgendwie meinte, dass es ein Fest gäbe, vielleicht gibt es nur deshalb heute so viel. Ich schnappte mir einen der Plastikteller und belud ihn versteckt mit Essen. Dabei achtete ich darauf nie zu viel des gleichen zu nehmen, damit es nicht auffällt und auch möglichst versteckt zu bleiben. Ich versuchte mir so viel mitzunehmen, das es bei meinem Rückweg auf keinen Fall herunterfallen würde, aber trotzdem noch für morgen reicht.

Ich wollte mich grade wieder zurück ins Gebüsch schleichen, als ich zwei Stimmen wahrnahm, die mir bekannt vorkamen. Ich sah auch wieder einige Bainpaare, genau genommen zwei direkt vor mir. "Denkst du sie überlebt es da draußen?", fragte eine von mir allzu sehr gehasste Stimme. "Natürlich tut sie das", erwiderte die andere Stimme. Das mussten Blondie und der andere Schauspieler sein. "Was macht dich da so sicher?", fragte der Blonde Junge. "Ich passe auf sie auf. Das hier ist Neverland, Felix. Hier geschieht nichts ohne das ich es nicht weiß. Und vor allem nicht, wenn ich das nicht will." "Warum ist sie dir so wichtig?", fragte Blondie weiter. Das wüsste ich auch gerne. "Das erkläre ich dir, wenn sie nicht zuhört. Sie soll es selber herausfinden. Sie muss sich einfach erinnern." Erinnern? An was denn? Moment. Wenn sie nicht zuhört? Wusste er...? Verdammt. So schnell wie es ging versuchte ich aufzustehen und mit dem Teller dir Flucht zu ergreifen. Sobald ich mich jedoch umdrehte stand dort auch schon Peter. "Schön dich wiederzusehen, Kazymirah." Meinen Namen sprach er dabei betont langsam aus. Jede einzelne Silbe klang so, als würde er sie sich auf seiner Zunge zergehen lassen wie leckeres Eis. Eis...schon wieder lief mir das Wasser im Mund zusammen. Ich versuchte einen wütenden und misstrauischen Blick beizubehalten. "Woher kennst du meinen Namen?", fragte ich verächtlich. "Dafür, dass du gerade noch versucht hast Essen zu stehlen, bist du ganz schön frech," meinte er und ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Irgendwie können alle nur Grinsen. Obwohl sein Freund diesmal ziemlich unbeteiligt danebenstand. Eine Antwort bekam ich von ihm nicht. "Diesen Mut hast du definitiv nicht von deiner Mutter. Und wer dein Vater ist weiß anscheinend niemand, außer deiner Mutter." "Du kennst meine Mutter?" Ich war schockiert. Wieso sollte er mehr über meine Mutter wissen als ich. Das ergibt keinen Sinn. Und was sollte schon mit meinem Vater sein? "Natürlich kenne ich sie. Sie war diejenige, die mich noch angefleht hat ich möge dich in Ruhe lassen, als ich dich fand." Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Er fand mich? Hat meine Mutter nichts unternommen? Wie lange muss das hergewesen sein? Wütend schaut er mich nun an. "Aber was erzähle ich dir das. Du erinnerst dich sowieso nicht." Jetzt schaute er mich noch wütender an und wendete sich zu Blondchen. "Sperr sie weg, Felix. Sie wird sich schon erinnern und wenn ich sie dazu bringen muss." Felix kam sofort zu mir und packte mich grob an den Armen. Er hielt meine Handgelenke hinter meinem Rücken zusammen, bevor ich anfangen konnte mich zu wehren. "Hör auf Fluchtversuche zu unternehmen Kazy. Du kommst hier nicht ohne meine Erlaubnis weg, und die bekommst du nicht. Solange nicht, bis du dich erinnerst und mir geholfen hast." "Wenn es dir so wichtig ist, das ich mich erinnere, dann erzähle es mir doch einfach!", schrie ich ihn nun an. "Deine Mutter muss dich verzaubert haben, damit du dich nicht erinnerst! Und du bekommst deine Kräfte nur zurück, wenn du glaubst! Und ganz offentsichtlich glaubst du an gar nichts, also musst du dich erinnern um das zu bekommen, was ich von dir brauche. Und damit meine ich, dass du dich an alles erinnern musst, ansonsten weißt du ja nichtmal mehr, wie du deine Kräfte benutzen solltest!" Mit jedem Wort wurde seine Stimme lauter. "Du bist doch vollkommen irre!", schrie ich wütend. Ich hatte schon Tränen in den Augen. Kräfte, Magie, Zaubern? "Schaff sie mir aus den Augen Felix, ich muss mich beruhigen."
"Fass mich nicht an!", zischte ich Felix zu, doch der lies sich nicht beirren und schob mich vor sich her in die Richtung eines Käfigs, der aussah, als sei er aus Bambus oder so etwas in der Art gefertigt worden. Dort sperrte er mich ein. Nachdem er den Schlüssel im Schloss gedreht hatte, sprang ich gegen die Tür und rüttelte daran. "Lass mich sofort hier raus! Was soll das denn alles." Ich spürte, wie mir Tränen über die Wangen liefen. "Ehrlich gesagt, weiß ich es auch nicht," meinte er, "aber Peter scheint irgendeinen Bezug zu dir zu haben und wir scheinen beide noch herausfinden zu müssen, welchen. Ich mag dich nicht sonderlich aber versuch trotzdem bis dahin nicht zu sterben." Damit nahm er meine Hand von den Gitterstäben, öffnete meine Finger mit seinen und drückte mir einen Apfel in die Hand. Dann schaute er mich nochmal leicht mitleidig an, drehte sich um und ließ mich mit meinen Gedanken alleine in der Nacht.

Shadowwalker (Ouat-Felix ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt