Alles käme mir in den Sinn, aber nicht denjenigen den ich vor mir sah. Der Mann ist ganz vertieft darin, die Infusion aus dem Pflaster an seiner Armbeuge herauszuziehen sodass er mich und Mein Klopfen nicht mal bemerkt hat. Oder er ignoriert mich nur.
Etwas verdutzt sah ich ihn an ohne, dass er mein starren mitbekam. Als er jedoch schlussendlich die Infusion fast weggerissen hatte machte ich mich bemerkbar. "Also ich denke ja das du das dran lassen solltest, die machen das ja nicht zum spaß an dich hin." Herausfordernd sah ich ihn an. Ich habe ihn jetzt doch schlussendlich geduzt, da es aussieht als wäre er höchstens zwei Jahre älter als ich.
Anscheinend hatte er mich nicht ignoriert, denn er schreckte leicht auf und das wars dann auch für den Zugang, denn der gab den Geist auf. Langsam machte ich mich auf den Weg die letzten paar Schritte auf ihn zu um die Infusion zu retten, beziehungsweise was davon noch zu retten war.
"Okay ich schlag vor, dass wenn eine Schwester jetzt kommen sollte sagst du, dass du dir das unabsichtlich rausgerissen hast und dass ich nichts davon mitbekommen hab", ich sah ihm in die Augen die grau waren und mich musterten "Wäre nicht von Vorteil, wenn das jemand mitbekommt bei meiner ersten Stunde."
Ich nahm mir einen Stuhl der neben einem Tisch am Fenster stand und machte mir es darauf gemütlich, als ich immer noch seinen fragenden Blick auf mir Spürte bis er sich aufraffte auch etwas zu sagen. "Vielleicht hatte ich gerade einen Suizidversuch hinter mir, aber wer um Gottes Willen bist du?"
Zum Ende hin wurde er etwas lauter. Ich drehte mich schnell zu meiner Tasche um mein Notizbuch zu suchen, um ein paar Stichpunkte aufzuschreiben. Als ich endlich meinen Stift gefunden hab schlug ich eine neue Seite auf und machte einen mehr oder weniger geraden Spiegelstrich, daneben schrieb ich Aggressionsprobleme? Und darunter Suizid. Als ich die zwei Punkte fertig betrachtet hatte dachte ich nach. Ich schreibe direkt darunter den Begriff Depressionen, ich hoffe das in der wenig bestückten Akte etwas nützliches zu finden ist.
Schlussendlich sah ich wieder hoch in die Augen die mich neugierig ansahen. "Ah stimmt ich bin ab heute deine neue Psychologin, du kannst mich entweder Ms. Colemeyer nennen oder was ich besser finde einfach bei meinem Vornamen, Alexa." Persönliche Verbindung herstellen klappt hoffentlich.
Seine Augenbrauen wanderten schnell nach oben als ich Psychologin sagte: "Warum sollten Sie meine andere ersetzen?" "Ihre Psychologin hat gekündigt, wenn man dies so nennen kann", meinte ich trocken in seine Richtung. "So, soll ich bei Mr. Roth bleiben oder bekomm ich einen Vornamen bei dem ich sie nennen darf?" "Such dir einen aus." murmelte er als er sich nach der Fernbedienung für sein Bett umsah.
"Okay wow.", entgegnete ich ihm einfach nur. "Sac" kam es von seiner Seite als er endlich die Fernbedienung fand und das Bett versuchte umzustellen. "Kurz für Isaac nehme ich an oder?", die meisten Menschen benutzen normalerweise nicht den Spitznamen beim vorstellen.
Schon mal drei Stichpunkte dachte ich mir als er nickte. Ich möchte die Namen der Patienten lieber persönlich hören. Nicht nur aus dem Grund, dass sich eine bessere Therapeuten – Patienten – Beziehung entwickelt, sondern auch, dass sich Patienten nicht schon durchleuchtet fühlen. Damit wir beide sozusagen von Grund auf starten.
Während er sein Krankenhausbett in die verschiedensten Positionen verstellte versuchte ich mich auf seine Akte zu konzentrieren was aber dann doch schlussendlich daran scheitert weil die Schwester die mich vor ein paar Minuten zu seinem Zimmer brachte, mit einem Tablett hereinkam. "Sie sind also nun wach", sie machte sich auf den Weg zu Isaac um ein Tablett-Ständer artiges Teil herauszuziehen das an dem Schrank neben seinem Bett befestigt war um das Graue Tablett mit einem Teller und einem Brötchen darauf abzustellen.
Isaac der nun die richtige Position gefunden hatte schaute nur für einen kurzen Augenblick auf das dampfende etwas was in seinem Teller war, bevor die Schwester schon um das Bett gelaufen war um nach seinen Werten zu schauen. Vermute ich zumindest, denn sie bemerkte die abgetrennte Infusion.
"War der Zugang noch dran als Sie hier hereingekommen sind?", ohne in meine Richtung zu schauen wusste ich das Sie mit mir redet. "Ich weiß es nicht genau aber ich denke nicht", ich sah in die Richtung von Roth der bereits in meine Richtung Blickte mit einer Augenbraue hochgezogen.
"Tja dann wird sie bestimmt abgegangen sein weil das Pflaster nicht gehalten hatte, ist auch nicht so schlimm ob Sie nun daran angeschlossen sind oder nicht wird nicht über ihren Tod entscheiden.", Sie sah kurz zu ihm auf als Sie weiter sprach: "Es wird später noch ein Arzt vorbeikommen um Ihnen Fragen zu Ihren Beschwerden stellen, ich würde Sie dann bitten nach Hause zu fahren der Patient braucht Ruhe, überfordern sie ihn nicht."
Die Schwester blickte noch einmal in meine Richtung als sie mit dem fast leeren Beutel der Infusion den Raum verlässt.
Meine Augen schweifen zu meinem kleinen alten Notizblock mit den paar Punkten die ich heute erfahren durfte, danach wieder zu meinem neuen Patienten. Der Dunkelhaarige ließ seinen Blick nach draußen schweifen während ich seufzend meinen Schwarzen Block einpackte und mich aufrichtete um mich zu verabschieden. 'Viel spaß wünsche ich dir noch. Wenn du willst und Zeit hat, was ich denke, komme ich Morgen wieder." Er löste seinen festverankerten Blick vom Fenster und nickte auch nachdem ich mich für 14:00 angekündigt hatte.
Wirklich Verbal ist Isaac wirklich nicht.
Als ich durch die Elektrischen Türen des Krankenhauses St. Mary gegangen bin atme ich erst einmal durch und überquerte den viel besuchten Parkplatz zu meinem schwarzen Sportwagen und freute mich schon auf die Heimfahrt um mich endlich in meiner Wohnung mit etwas zu essen vor den Fernseher sitzen zu können.
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Eine Wahrheit
RomanceAlexa Colemeyer ist komplett neu in einer Praxis angekommen als frisch gebackene Psychologin. Sie freut sich endlich aus Theorie Praxis zu machen. Alles passierte auf einmal anders als es hätte kommen sollen. Vor allem Isaac Roth, welcher ihr neuer...