Eine Wahrheit

Kapitel 10

Das hab ich jetzt nicht gesagt oder? Scheiße. So etwas sollte nicht sein. Bitte geh nicht darauf ein. Bitte. Bitte. Bitte.

"Ich will dir nicht zur Last fallen" er trank aus seiner Tasse den wahrscheinlich längst kalten Kaffee und vermied Augenkontakt. Was aber nicht lang anhielt denn ich starrte ihn förmlich an nur um dann einen Satz von mir zu geben, für welchen ich mich selbst erschießen will. "Bleib hier. Wir können noch, wenn du willst natürlich, zu deinem Bruder fahren und dir ein Paar Dinge holen die du brauchst um bei jemand anders zu übernachten."

Er blickt mir nun direkt in meine Augen. Ich hab noch nie jemand mit so sturmgrauen Augen gesehen. "Dafür wäre ich dir ziemlich dankbar." Ich nicke nur noch, jetzt halte ich lieber mal die Fresse bevor ich ihm ein ewiges Dach über seinem Kopf biete.

Ich muss mit jemand darüber reden, aber mit jemand mit Kompetenzen die Flynn leider nicht besitzt. Ein lächeln schleicht sich über meine Lippen. Azra. Oder auch Hamza, die beiden gibts ja schließlich nur im Doppelpack.

Mit beiden wurden die unerträglichen Kurse in der Uni zu einem Spaß den ich nie vergessen werde. Als ich an meinem ersten Tag, im ersten Semester zu spät zur Vorlesung gekommen bin dachte ich es kann nicht schlimmer kommen, aber es kam wie ich es definitiv nicht erwartet hatte. Unser Professor hat Studiergruppen gebildet, jeweils zu viert oder gar zu fünft.

An dem Tag war ich zum Glück nicht die einzige die zu spät kam, denn nach mir sind zwei Menschen in den Hörsaal getrampelt und beschwerten sich lautstark über des anderen Schuld zu spät gekommen zu sein. Also standen wir drei sinnlos im Saal als der Lehrer mit einer Lauten Stimme auf uns aufmerksam machte. "Ich hoffe für Sie, dass Sie euch kennen und bereits eine Gruppe gebildet haben, denn das zu spät kommen haben Sie ja schon allemal gemeinsam" Durch die Reihen ging ein tuscheln.

Seid ihr nicht schon aus dem läster-Alter raus? Das Mädchen welches wirklich einen top Style hatte machte sich flink auf den Weg um mir einen Arm um die Schulter zu legen "Natürlich sind wir eine Gruppe!" Der Junge stand nur mit einer hochgezogenen Augenbraue neben uns und nickte schließlich. "Dann setzten die Herrschaften sich bitte, damit wir fortfahren können". Seit diesem Zeitpunkt war ich nie wieder Alleine unterwegs. Egal ob Schule, Club oder zu der Lieblings-Dönerbude der beiden.

Ich hebe meine Tasse und nehme Isaacs mit um sie in meinen Geschirrspüler zu stellen. "Ich mach mich fertig, danach können wir direkt los" Isaac sah mich an und gab mir ein kleines aber verständliches Nicken.

In meinem Zimmer beschloss ich nichts mehr an meinem Outfit zu ändern außer ein kleines Stück. In dem Schubfach unter meinem Schminktisch befindet sich mein Schmuck, welchen ich immer passend wähle zu meinen Outfits. Heute bleibts bei meiner goldenen Sternenkette welche mein Papa mir geschenkt hat, da er mich immer Sternchen nennt. Als Ohrringe bleibe ich bei meinen üblichen Creolen. Meine Haare wurden nur schnell in einen Zopf gebunden und noch Deo aufgetragen, schon war ich in dem Gang in welchem sich meine Schuhe befinden. Isaac steht bereits fertig hinter mir während ich noch meine Vans anzog und meinen Schlüssel einstecke.

Es war Mucksmäuschenstill zwischen uns bis wir beide in meinem geliebten Audi sitzen und sich mein Handy mit Bluetooth verbindet und ich meine übliche Playlist anmache. Insgeheim hoffe ich, dass wir den gleichen Geschmack haben. Als die ersten Töne von Linkin Parks 'Castle of Glass' ertönten sah er auf den Display in meinem Dashboard und drehte die Musik etwas lauter.

Mit einem dämlichen Lächeln im Gesicht starte ich meinen Motor und fahre in die Richtung, in welche ich bis jetzt nicht oft gefahren bin, in der Hoffnung mich nicht zu Verfahren was das letzte Mal beinahe passiert wäre.