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"Du?", frage ich viel mehr als ich sage.
"Ja.", flüstert er.

Als würde ein Damm brechen, fließen unfassbar viele Einflüsse, Emotionen und Gefühle auf mich ein. Ich fühle mich fast schon taub von diesen vielen eindrücken, die gleichzeitig auf mich einbrechen.

Dort, wo er mich berührt hat, scheint meine Haut regelrecht zu brennen. In mir ist ein unvorstellbares Verlangen meinem Mate nahe zu sein, seine Berührungen zu spüren.

Ich schaue seine Hände an, die mich ebend noch berührt haben und nehme meine Selbstbeherrschung zusammen um mich nicht in sie zu schmiegen wie eine rollige Hündin.

Als meine Augen weiter wandern, bleiben sie an seinen Lippen hängen, die immernoch ein schelmisches Grinsen bilden. An liebsten würde ich sie sofort küssen und nie wieder los lassen.

Um diese Gefühle irgendwie zu umgehen, schaue ich in seine Augen. Seine Augen glühen, als wären sie radioaktiv.

"Komm her.", fordert er mich auf und öffnet seine Arme. Ohne nachzudenken schmiege ich mich in seine Arme. Kann ich überhaupt noch selber denken? Ich wollte das doch gar nicht! Oder? Langsam streichelt er über meine Haare und mein Kopf fühlt sich leer an.

Ich weiß nicht wie lange wir dort so stehen, ich in seinen Armen und er, wie er mich umarmt und streichelt. Irgendwann kann ich aber wieder etwas besser denken, aber mich trotzdem nicht von ihm lösen.

"Wie kann das sein?", flüstere ich.
"Ich habe meinen Geruch unterdrückt, damit Du mich nicht erkennst."
"Ich wusste nicht das soetwas geht...", murmel ich in seine Brust hinein.
"Ich kenne auch niemanden, der soetwas mal gemacht hat. Wozu auch?", lacht er und seine Brust brummt auf. Ich seufze bei diesem Geräusch, das mir so gut gefällt. "Komm, wir müssen los. Der Flug geht bald."

Langsam lässt er mich los. An liebsten würde ich ihn dafür schlagen, dass er mich nicht mehr umarmt. Wir können doch ewig so bleiben! Aus trotz nehme ich seine Hand nicht, die er mir reicht. Schulterzuckend geht er zurück zum Saal, zu dem ich ihn folge.

Je länger ich ihn nicht berühre, desto mehr Fragen entstehen in meinem Kopf. Wieso hat er den Geruch unterdrückt? Wenn ich die anderen Paare anschaue, sind sie gar nicht so arg schmusig, oder bilde ich mir das ein? Fiona und Elias halten nicht ein mal Händchen, sie steht einfach hinter ihn während er mit den andren Jungs redet. Ist die Anziehung von meinen Mate irgendwie stärker?

"Da seid ihr ja!", ruft Fiona und kommt schnell auf mich zu. Sie nimmt mich freudig in die Arme und hakt sich bei mir unter. Stimmt, sie hat sich ebend schon merkwürdig verhalten. Wusste sie das er mein Mate ist? "Dann können wir ja los, ich freue mich schon richtig!"
"Fiona, wusstest du davon?", frage ich sie indem ich ihr ins Ohr flüstere. Es muss ja nicht unbedingt jeder hören.
"Ja, durch Elias."

Gemeinsam laufen wir den Männern hinter her. Mein namenloser Mate ist direkt an der Gruppe vorbei und Richtung Tür gelaufen. Das er die Gruppe anführen würde konnte sich Elias aber natürlich nicht gefallen lassen, also ging er zügig um zu ihn auszuschließen. Die anderen liefen hinter ihnen her.

Bei den Autos angekommen setzen wir uns alle in einen großen Van, der dann auch direkt los fährt.

"Hat Aiden dir erzählt, wie das bei uns im Rudel ablaufen wird?", fragt Elias.
Ich drehe mich zu meinen Mate, der offenbar Aiden heißt und schaue ihn an. Dieser sitzt am Fenster und schaut raus, als würde es dort etwas interessantes geben.
"Nein, aber ich vermute das du das tust?"
"Ich bin dein Alpha, ich erwarte Respekt. Scott ist mein Beta und steht ebenfalls über dir. Aiden ist mein Gamma, er steht unter uns und du damit auch. Sobald wir morgen im Rudelhaus angekommen sind, werde ich Fiona markieren und als Luna vorstellen, erst danach darf Aiden nicht markieren. Damit löse ich meine Eltern auch endgültig ab. Ihr beide seid für den Süden und Westen unseres Rudels zuständig, dort habt ihr auch euer Haus. Die Grenzen wird dir Aiden hoffentlich noch einmal genauer erklären. Das letzte und wirklich wichtige ist, egal was Aiden dir wohl gesagt haben mag. Ich bin dein Alpha. Solltest Du oder er etwas gegen mich planen, werdet ihr verbannt. Ist das klar?!"
"War nicht gerade kompliziert.", antworte ich etwas genervt von seinem Monolog.
"Meine Mate wird dir zeigen was deine Aufgaben sind, auch dir, Luna.", sagt Scotty während er, wie mein Mate, raus schaut.

Die Fahrt lief ziemlich angespannt weiter. Keiner redete ein Wort, nur Charlie, der vorne auf den Beifahrersitz saß, wippte mit seinen Fuß zur leisen Musik aus dem Radio.

Im Flugzeug sitzen Aiden und ich etwas weiter weg von den anderen, wofür ich auch wirklich dankbar bin. Diese Anspannung war schrecklich! Während des Fluges spielten wir auf den Monitor vor uns Spiele und redeten. Dabei erzählte ich ihn von meiner Familie, der Schule die ich besucht hatte, meine angefangene Ausbildung zur Rettungssanitäterin die ich morgen kündigen muss und wir redeten über viele belanglose Sachen. Er erzählte mir, dass seine Eltern und er nicht das beste Verhältnis zu haben scheinen, die Schule als erster Sohn des Alpha ziemlich anstrengend war, er seit er klein ist von seinem Vater zum Training gezwungen wurde und deshalb auch ziemlich stark geworden zu sein scheint und sonst keinen Job hat. Das brauchte er auch nicht, weil er eine hohe Stellung im Rudel hatte. Diese Aufgaben waren schon zeitintensiver als ein normaler Job.

Auf den Weg ins Rudelhaus des Alphapaares sitzen wir wieder schweigend im Van. Ich war kaputt und hatte wirklich keine Luft noch irgendwie diese Stimmung zu retten, was die anderen wohl ebenfalls waren. Vor den Haus sah man schon einige Leute, die herumlaufen. Einige im Garten, einige auf der langen Auffahrt, einige am Haus und einige im Haus. Als wir aussteigen, halten sie alle in ihrer Arbeit inne und beobachten was passiert, während zwei Leute zu uns kommen.

"Willkommen zurück.", sagt die kleine blonde Frau.
"Willkommen Luna! Es ist uns eine Ehre Sie kennenzulernen.", sagt die kleine braunhaarige Frau.
"Bitte hier entlang.", sagt die blonde wieder.

Die beiden älteren Frauen verbeugen sich vor Fiona und führen uns in das Haus. Scott, Charlie und Henry haben sich mit einem nicken vom uns verabschiedet und sind in eine andere Richtung gelaufen. In der Eingangshalle kommt uns schon eine Frau und ein Mann im mittleren Alter entgegen. Die Frau ähnelt definitiv mehr Elias, während der Mann einige Ähnlichkeiten mit Aiden hat.

"Ich glaube es nicht! Ihr habt beide eure Mate gefunden!", begrüßt sie ihre Kinder von weitem. Bei uns angekommen nimmt sie Elias sofort in die Arme, der sich etwas zu sträuben scheint. "Ich bin ja so stolz auf dich!", freut sie sich. Danach nimmt sie die Hände von Fiona in die Hand und schaut sie sich ausgiebig an. "Du siehst wunderbar aus mein Kind, ihr passt super zusammen."
"Dankeschön.", murmelt Fiona verlegen.

Als sie zu uns rüber schaut, begutachtet sie mich kritisch. Freundlich nicke ich ihr zu und lächle sie an, genau wie den Vater, der etwa zwei Meter hinter ihr steht und auch nicht den Anschein erweckt dort weg zu gehen um seine Söhne zu begrüßen.

"Hallo, du bist also die Mate von Aiden.", begrüßt sie mich eher kalt und reicht mir die Hand.

Born To BeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt