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"Du kannst wirklich gut tanzen.", sage ich nach meiner Pirouette während wir unsere Hände wieder an die richtige Stelle legen.
"Das kann ich nur zurück geben. Außerdem siehst Du wirklich umwerfend aus."
"Oh, Dankeschön. Du auch, aber etwas sehr... schwarz."
Er lacht auf und ein leichtes summen ist in seiner Brust zu hören. "Das ist wohl mein Stil. Helle Klamotten sind nicht meins. So wie die anderen Männer hier aussehen wirst du mich wohl nie sehen."
"Nun ja, ohne dich beleidigen zu wollen, ich hoffe doch das wir uns nächstes Jahr nicht noch einmal hier sehen werden."
"Wer weiß schon wo man sich das nächste mal wieder sieht."
"Wie alt bist du wenn ich fragen darf."
"Du, meine Liebe, darfst mich heute alles fragen. Ich bin 24."
"Oh, dann hast du wohl schon viele dieser Feiern mitgemacht. Das tut mir natürlich sehr leid für dich."
"Was soll's. Das Schicksal sollte man nicht immer herausfordern.", sagte er und schaute zum ersten Mal nicht mich an, sondern in eine andere Richtung. "Wenn Du mich bitte entschuldigen würdest.", murmelte er, verbeugte sich und schaute mich an. Ich nickte und ging zurück zum Fenster, wo ich mein Glas stehen gelassen habe. Wobei ich mir eingestehen muss immernoch an ihn zu denken. Er sah wirklich gut aus, war unglaublich charmant und chatismatisch. Mit seiner Präsenz nahm er einfach den ganzen Raum für sich ein.

"Natürlich! Ich fand es wirklich echt billig. Was würde ihr Mate dazu sagen?"
"Äh, was würde seine Mate dazu sagen? Also ich würde mich ja nicht an einen anderen ran machen als meinen Mate!", höre ich eine kleine Gruppe Mädchen über mich tuscheln.

"Niemand zwingt dich dazu mit jemand anderen zu tanzen. Ihr solltest aufpassen was ihr sagst, jeder kann es hören.", sage ich fest und schaue jedes einzelne Mädchen an, wobei sie weg schauen. "Ihr wollt doch nicht etwa schlecht dastehen.", lächle ich sie noch einmal an, bevor ich zum Büfett wieder gehe. Die Blicke der Mädchen brennt sich dabei in meinen Rücken. Typisch. Bekommen ihren Mund einfach nicht auf wenn man sie darauf anspricht.

Am Büfett schnappe ich mir noch einmal die kleinen Törtchen von eben. Gerade als ich in eines der letzten hinein beiße, rieche ich wie Fiona wieder in den Saal kommt. Als ich mich zu ihr umdrehe sehe ich ihren suchenden Blick. Kurz hebe ich meine Hand um auf mich aufmerksam zu machen, woraufhin sie auch gleich zu mir kommt. Selbstverständlich mit ihrem Mate hinter sich.

"Aleyna! Wir wollten gleich los, bis du bereit?", platzt sie sofort raus.
"Was meinst Du?"
"Wie? Wir..", fragt sie sichtlich verwirrt. Hilfesuchend schaut sie zu ihren Mate hinter sich, wird aber unterbrochen.
"Elias?", höre ich eine mir bekannte Stimme. Der angesprochen dreht sich um.

Hinter ihm und Fiona kommen die drei Werwölfe von ebend und der Mann mit dem ich getanzt habe. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich ihn gar nicht nach seinem Namen gefragt habe.

"Was gibt es denn noch?", fragt dieser mit ziemlich genervten und kühlen Ton.
"Es gibt Sachen in die Du dich nicht einmischen solltest.", antwortet mein Tanzpartner und stellt sich provokant vor den Alpha.
"Vergiss nicht wo dein Platz ist.", meldet sich Scotty zu Wort und legt bestimmt seine Hand auf den Oberarm vom Unbekannten. Dieser schüttelt sie lässig ab und schaut den Beta abschätzig an.
"Ich glaube hier gibt es einige, die nicht wissen wo ihr Platz ist. Einige, die Grenzen überschreiten. Einige, die vergessen haben wieso sie dort sind, wo sie sind.", antwortet er und wirkt dabei immer bedrohlicher ohne seine Stimme zu erheben.

Die vier Männer um ihn wechseln einige Blicke. Ich weiß nicht was zwischen ihnen steht, aber es ist offensichtlich merkwürdig. Schließlich ziehen sie sich alle zurück, auch Fiona, und gehen zur anderen Seite des Raumes.

"Willst du mir vielleicht sagen was das zu bedeuten hat?", frage ich ihn und schaue ihn tief in die Augen. Eigentlich war es keine Frage, eher eine Aufforderung und das verstand er sofort. Er nickt und hält seinen Arm hoch, damit ich mich bei ihn einhaken kann. Dieser stillen Aufforderung komme ich nach und er führt mich in das Parkanwesen zu einem beleuchteten Pavillon.

"Und?", frage ich ihn auffordernd.
"Gefällt dir die Veranstaltung?", fragt er und verschrenkt seine Hände hinter seinen Rücken, während er zur Brüstung geht und auf das Haus zurück schaut.
"Ja, aber weiche nicht meiner Frage aus."
"Was denkst du über diese Mate Sache?"
"Ich werde nicht locker lassen.", sage ich und stelle mich neben ihn.

Durch die Fenster kann man einige Werwölfe sehen, wie sie ihre neu gefundenen Mates in die Arme schließen. Wie sie sich umarmen, küssen, tanzen, einfach die Zeit genießen.

"Ich auch nicht.", antwortet er und schaut mir in die Augen. Unser Blickkontakt ist intensiv und mir fällt auf, dass er doch etwas kleiner ist als ich. Wahrscheinlich sind wir ohne meine hohen Schuhe etwa gleich groß. Es fällt aber einfach nicht auf, denn dieser Mann hat eine intensive Aura, mir der er alles einnimmt.

Nach einigen Minuten des starrens, grinst er kurz. "Elias ist mein Bruder. Mein kleiner Bruder.", fängt er an und schaut wieder zum Haus, wo er seinen offenbaren Bruder mit Fiona beobachtet. "Er ist 20 und sucht noch nicht so lange seine Mate wie ich. Mein Rudel hat darunter sehr gelitten, deshalb haben meine Eltern mir den Titel des Alpha aberkannt, zum Wohl des Rudels. Unser Rudel ist sehr groß, deshalb habe ich als Gamma immernoch relativ viel zu sagen. Ich habe ein ziemlich großes Gebiet unter meiner Kontrolle und habe viele Aufgaben im Rudel. Ich sollte also nicht allzu undankbar sein. Aber wie mein Bruder so tut als wäre er der geborene Alpha...", er schüttelt den Kopf und schaut mich an, "Nein, das ist er nicht. Das merkt jeder. Trotzdem spielt er sich auf, besonders sein Kindheitsfreund Scott freute sich über diese Wendung, sonst wäre er wohl nie Beta geworden."

"Okay, du bist der eigentliche Alpha und suchst deine Mate damit Du wieder Alpha werden kannst. Richtig verstanden?"
"Eigentlich gefällt mir das ganz gut nicht mehr Alpha zu sein.", sagt er und grinst mich an.
"Alles klar. Ich gehe mal davon aus Du suchst jemanden mit dem du über dein Leben reden kannst und hast mich dafür ausgewählt? Oder soll ich mit dir deine Mate suchen?"
"Wenn Du Dir meine Sorgen anhörst wäre das natürlich nett.", sagt er, dreht sich um und lehnt sich mit seinen Po an die Brüstung um mich anzusehen. "Ich würde mir auch Deine anhören."
"Wie großzügig."
"So bin ich. Und was denkst du über Mates?"

"Ich finde es etwas schade. Man verliebt sich nicht einmal in die Person, es ist einfach eine Illusion. Die Mondgöttin hat diese Bindung geschaffen, niemand kann sich dagegen wehren und das werde ich auch nicht, aber ich würde lieber jemanden kennenlernen, mich verlieben und so ein Band aufbauen. Diese vom Schicksal vorherbestimmten Beziehungen wirken auf mich irgendwie falsch. Vielleicht würde ich meinen Mate normerweise nie gut finden, aber durch diese Bindung muss ich es."
"Interessant."

Wir schauen uns an und dann in unsere Umgebung. Irgendwann spüre ich, wie er langsam meine Hand nimmt. Verwundert schaue ich ihn an.

"Einen Tanz?"

Etwas überrumpelt blinzel ich ihn an. Vorsichtig zieht er mich in die Mitte des Pavillon und legt seine eine Hand auf meine, die andere an meine Hüfte. Langsam tanzen wir in einen Rhythmus, in einem Takt, den nur wir für uns hören.

Wir tanzen nicht lange, bis ich ein angenehmes kribbeln spüre wo seine Hände sind und bekomme eine Gänsehaut. Verwirrt schaue ich in die Augen des Mannes, dessen Namen ich immernoch nicht weiß. Sie sind immernoch stechend grün, aber sie scheinen etwas zu glühen.

Schlagartig wird es mir bewusst, spätestens bei seinem schelmischen Lächeln. Bei der Erkenntnis bleibt mir die Luft weg und mein Herz setzt aus. Ich höre auf zu tanzen und starre ihn wahrscheinlich wie ein Auto an. Wie kann es sein das ich es nicht benerkt habe? Dieser Werwolf ist mein Mate.

Born To BeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt