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"Hey, du musst aufwachen.", flüstert Aiden und streichelt über meine Hand. Mürrisch knurre ich und öffne meine Augen. Scheinbar sind wir angekommen. Mein Mate steigt aus und hält mir die Hand hin, die ich beim aussteigen nehme, bis ich sicher auf den Boden stehe. Ausgiebig gähne und strecke ich mich, bevor ich mich umschaue.

Vor mir steht ein schönes altes Haus mit kleinen, ungepflegten Vorgarten. Die Häuser rechts und links davon sehen sehr ähnlich aus, wobei in keinem der Häuser in der Gegend noch Licht brennt. Der Fahrer des Vans fährt davon und wir gehen an den Autos vorbei, die an der Straße geparkt sind. Der kleine Vorgarten ist mit fünf Schritten überquert und wir stehen vor der Holztür.

Mein Mate macht die Tür auf und hält sie auf, damit ich in Ruhe rein kommen kann. Ein kleiner Flur mit Garderobe und Treppe steckt dahinter. Aiden hängt meine Jacke auf, während ich meinen Schuhe ausziehe.

"Schau dich in Ruhe um, möchtest du etwas trinken oder essen?"
"Nur ein Glas Wasser. Ich bin wirklich müde vom Flug und den Kampf.", gestehe ich. Er nickt und verschwindet in der Tür mir gegenüber. Ich schaue mir die Treppe auf meiner linken Seite an und entscheide mich aber trotzdem lieber das Erdgeschoss anzuschauen. Oben werden wahrscheinlich eh nur Schlafzimmer sein.

In der Tür, in der mein Mate verschwunden ist, befindet sich eine alte Küche im Landhausstil mit einem kleinen Tisch für vier Personen. Die Tür neben der Treppe führt in ein großes Wohnzimmer mit Esszimmer. Am meisten freue ich mich über den Kamin der dort steht. Mit zwei Sesseln davor wirkt der Ort jetzt schon wie mein zukünftiger Lieblingsplatz. Was ich wirklich schön finde ist, dass das ganze Erdgeschoss große Fenster hat. Am Tag wird es wahrscheinlich sehr hell und lichtdurchflutet sein. Alles ist in hellen erdtönen gehalten, was wirklich schön ist. Wahrscheinlich hat jemand das hier alles für ihn eingerichtet, anders kann ich es mir nicht vorstellen. Oben befinden sich noch zwei Schlafzimmer, ein Büro und ein großes Badezimmer. Ich hatte schon Angst das das kleine Badezimmer mit Mini Dusche neben der Garderobe das einzige Badezimmer hier ist.

"Hier, dein Wasser.", sagt Aiden hinter mir und reicht mir das Glas.
"Dankeschön."
"Heute müsstest du vielleicht ein Shirt von mir anziehen, aber morgen können wir los und dir Klamotten kaufen."
"Das ist lieb, danke. Kommst du mit mir?"
"Nein. Ich habe morgen zutun, aber die Mate meines Vertrauten wird dir sicher gute Gesellschaft leisten."
"Achso."
"Enttäuscht?"
"Etwas.", gestehe ich und drehe mich um. Ich schaue mir das Schlafzimmer noch einmal an, nur, um etwas zutun zu haben.

"Wenn Du möchtest, kannst Du das Zimmer ersteinmal haben, ich nehme dann das andere."
"Okay, danke. Gute Nacht."
"Dir auch.", sagt er noch, bevor er aus der Tür geht und im Büro verschwindet.

Erschöpft setzte ich mich auf das Bett. Den Tag habe ich mir anders vorgestellt. Ich dachte irgendwie, dass man inniger mit seinem Mate ist, das man unzertrennlich ist. Gerade wird Fiona wahrscheinlich von ihrem Mate markiert. Ich seufze und trinke mein Glas aus, bevor ich mir ein Shirt aus den Kleiderschrank schnappe und anziehe. Wir kennen uns noch nicht lange und schon haben wir uns gestritten und gekämpft und jetzt schlafe ich alleine. Wir haben uns nicht ein mal geküsst.

Von den Erzählungen anderer weiß ich, dass die sich sehr schnell sehr nahe waren, viele haben sich direkt in der ersten Nacht markiert. Ich habe auch noch nie Mates streiten sehen.

Es hat keinen Sinn, ich kann es eh nicht ändern. Immerhin darf er mich laut Elias eh nicht markieren. Will ich denn sofort markiert werden? Vorsichtig fasse ich über meinen Hals, wo die Markierung immer ist. Meine innere Wölfin möchte es auf jeden Fall. Immerhin sehnt sie sich nach Aiden, als wäre er unsere Luft zum atmen.

Nach langem nachdenken schlafe ich ein. Irgendwann werde ich wach und schaue um mich, sehe aber meinen Mate nicht. Also beschließe ich runter zu gehen in die Küche. Dort ist auf den kleinen Tisch ein Zettel, Zahnbürste und Klamotten.

Guten Morgen,
Ich bin leider schon jetzt verabredet. Deshalb kann ich den morgen leider nicht mit dir verbringen. Hoffentlich hast du gut geschlafen. Du kannst dir gerne alles nehmen was du brauchst, aber wenn Du willst sind im Kühlschrank Pancakes. Ich hoffe dir passen die Klamotten.
Denk an die Feier später, wo Elias seine Luna vorstellen wird. Um 17 Uhr fahren wir hier los.
Ich denke an dich.
Aiden

Wirklich süß, dass er so einen Zettel geschrieben hat. Die Trauer das er nicht da ist schiebe ich einfach ganz weit weg und freue mich lieber über seine Aufmerksamkeit. Nachdem ich die Pancakes gegessen habe, putze ich meine Zähne, als die Tür klingelt. Schnell wasche ich meinen Mund aus, bevor ich runter gehe und die Tür öffne.

Vor der Tür steht eine hübsche junge Frau. Sie ist etwa so groß wie ich, rote Haare, grüne Augen, viele Sommersprossen, helle Haut und schwarzes enges Kleid.

"Hey, ich bin Liana. Ich weiß nicht ob Aiden es dir gesagt hat, aber er hat mich gebeten mit dir heute einkaufen zu gehen."
"Ach, ja klar, komm rein. Tut mir leid wie ich aussehe, ich bin gerade aufgewacht."
"Mach dir doch darum keine Gedanken!", sagt sie und schließt hinter sich die Tür, "Du hast einen 8 Stunden Flug hinter dir! Außerdem siehst du gut aus. Hat Aiden dir die Klamotten gegeben?"
"Ja, ich ziehe sie gleich an, warte kurz."
"Klar, ich hoffe sie passen dir."

"Sind die von dir?", frage ich sie als ich mich im Zimmer umgezogen habe und wieder zu ihr runter komme. Zum Glück passen sie mir und sind auch mein Stil. Das weiße Hemdkleid geht mir bis Mitte der Oberschenkel, die schwarze Strumpfhose mit den Stiefeln passt perfekt und die braune Strickweste rundet das alles super ab.
"Ja und ich bin froh das sie dir passen. Sie stehen dir auch echt gut!"
"Danke, das ist echt mein Stil!", lache ich.
"Meiner logischerweise auch.", lacht sie ebenfalls.

Born To BeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt