12.

187 6 2
                                    

Seit Rebekah mir mitgeteilt hatte, dass sie, Klaus und Kol etwas in Mystic Falls zu erledigen hatten, Elijah aus irgendeinem Grund nicht, waren mehrere Tage vergangen.

Elijah war in dieser Zeit fast unsichtbar für mich gewesen. Wann immer er im Anwesen war, schien ich mich unbewusst fernzuhalten. Ob es Zufall war oder ich absichtlich auswich, konnte ich nicht wirklich sagen.

Es ergab keinen Sinn, warum ich ihm aus dem Weg ging. Elijah war mir gegenüber stets freundlich gewesen, fast schon respektvoll. Trotzdem war da diese unausgesprochene Spannung, die ich nicht ganz deuten konnte. Es war, als ob ich jedes Mal, wenn ich in seiner Nähe war, eine innere Unruhe verspürte.

Heute Abend hatte Davina mich erneut eingeladen.
Wir hatten in den letzten Wochen viel Zeit miteinander verbracht. Und obwohl unsere Leben unterschiedlicher nicht sein könnten, erkannte ich manchmal ein Stück von mir in ihr. Vielleicht, weil wir uns doch ähnlicher waren, als es auf den ersten Blick schien. Zwillinge, die beide ihren Platz in einer Welt suchten, die viel zu gefährlich für junge Frauen wie uns war.

Ich tippte eine Nachricht auf meinem Handy, während ich die Treppe des Mikaelson-Anwesens hinunterging:

Davina: Kommst du heute Abend wieder vorbei?
Sofia: Würde ich gerne, wenn's für dich okay ist?
Davina: Klar! Ich hab dich gerne hier.
Sofia: Bis später dann.

Ich schob das Handy in meine Tasche und lief weiter, als plötzlich eine vertraute Stimme hinter mir ertönte.
„Guten Morgen," sagte Elijah, seine Stimme tief und ruhig. Ich zuckte innerlich zusammen, nicht, weil ich ihn nicht hören wollte, sondern weil ich nicht damit gerechnet hatte, ihn so früh hier zu treffen.

Es war bereits 11 Uhr, und normalerweise war er um diese Zeit außer Haus. Ich hielt kurz inne, drehte mich zu ihm um und erwiderte: „Guten Morgen." Dann drehte ich mich wieder um und setzte meinen Weg fort, wobei ich spürte, wie seine Augen mir folgten.

„Ich habe dich in letzter Zeit kaum hier gesehen," begann er wieder, als er leise neben mir herging. „Rebekah meinte, du seist im Anwesen, aber ich hatte angenommen, du wärst bei Marcel."

Seine beiläufige Erwähnung von Marcel ließ mein Herz unwillkürlich etwas schneller schlagen. Ich vermied das Thema so gut es ging. „Oh, ähm... nein, ich wollte Marcel im Moment nicht sehen. Ich brauchte etwas Abstand, daher dachte ich, ich bleibe hier."

Elijah nickte verständnisvoll, aber sein Blick war durchdringend, als wollte er mehr erfahren. „Verstehe," sagte er ruhig. „Ich dachte, vielleicht könnten wir heute Abend gemeinsam essen?"

Ich war überrascht. Elijah und ich hatten noch nie Zeit allein verbracht, und seine Einladung kam völlig unerwartet. „Oh, ähm... eigentlich bin ich schon verplant," stammelte ich, „aber vielleicht schaffe ich es. Ich schreib dir vorher nochmal."

Ich wusste nicht, ob ich mich freute oder nervös war bei dem Gedanken, mit ihm zu Abend zu essen. Es war eine freundliche Geste, aber ich konnte nicht genau sagen, warum es mich so verunsicherte.

Irgendetwas an Elijah zog mich an und hielt mich gleichzeitig auf Abstand.

Als wir die große Halle des Anwesens durchquerten, warf er mir noch einen letzten Blick zu. „Gehst du schon?" fragte er ruhig, ohne Vorwurf in der Stimme.

„Ja, ich bin mit jemandem verabredet," antwortete ich, während ich die Tür öffnete und mich nach draußen begab.

Der Weg zu Davina war ruhig, und als ich bei ihr ankam, erwartete sie mich bereits mit einem warmen Lächeln. „Wie lange bleibst du heute?" fragte sie, noch bevor ich richtig die Tür hinter mir schließen konnte.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich denke, ich gehe vor 18 Uhr. Elijah wollte irgendwie mit mir zu Abend essen."

Davinas Augen blitzten neugierig auf, doch sie sagte nichts weiter. Stattdessen brachen wir in ein gemeinsames Lachen aus, ohne existierenden Grund. Vielleicht war es die Erleichterung, die Leichtigkeit, die ich bei ihr fühlte, im Gegensatz zu der immerwährenden Anspannung im Mikaelson-Anwesen.

Die Zeit verging schneller als erwartet.
Es war bereits 17:50 Uhr, als ich mich auf den Rückweg machte. Noch zehn Minuten bis 18 Uhr. Elijah würde mich erwarten, aber ich ließ mir bewusst Zeit.
Ich wollte nicht direkt um Punkt 18 Uhr dort sein, es wäre zu gezwungen, zu formell.

Tief in mir wusste ich, dass es vielleicht nicht fair war, ihn warten zu lassen. Elijah war nicht der Typ,
der Geduld für selbstverständlich hielt, doch trotzdem trödelte ich. Vielleicht brauchte ich diese zusätzliche Zeit, um darüber nachzudenken, was ich ihm erzählen würde. Es gab nichts, das schlimmer wäre, als uns gegenüber an diesem, endlosen Tisch zu sitzen und in peinlichem Schweigen zu verharren.

Da bin ich lieber ein paar Minuten zu spät, als in eine unangenehme Stille zu geraten.

Je näher ich dem Anwesen kam, desto stärker wurde dieses seltsame Kribbeln in meinem Bauch.
Elijah hatte etwas an sich, das mich gleichzeitig beruhigte und verunsicherte. Seine kontrollierte Ruhe war beeindruckend, aber sie schuf auch eine Barriere, die schwer zu durchdringen war.

Als ich schließlich vor der gewaltigen Eingangstür des Anwesens stand, nahm ich einen tiefen Atemzug.

Love the stranger | wird überarbeitet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt